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Dienstag, 2. April 2019

Alita: Battle Angel

Noch regiert uns - trotz foranschreitend schneller Entwicklung und Digitalisierung - die Technik nicht zur Gänze. Die über den Globus verteilten Techlabore dringen mit ihren künstlichen Intelligenzen in neue Dimensionen vor, was die sprachgesteuerte Damen á la Alexa z. B. für den faulen Filmfan und bequemen Dauerkunden von Jeff Bezos' Milliarden-Unternehmen dutzendfach überholt erscheinen lässt. In dunklen, muffigen Kammern oder alternativ weiß durchfluteten Quasi-Influencer-Showrooms fragen sich derweil einige Männlein und Weiblein, ob Androiden von elektrischen Schafen träumen oder nicht. Derweil macht sich nicht nur die ganze Menschheit offensichtlich der Technik untertan. Darunter Robert Rodriguez, der es mit seinem neuesten Film schafft, dass Besprechungen seiner Filme durch die ständig wiederholenden Mängel seiner Werke beinahe obsolet werden.

Nach seiner Comic-Verfilmung Sin City (hier besprochen) muss nun ein Manga durch den Blockbuster-Drehwolf der Traumfabrik gequetscht werden. Der bereits 1991 erstveröffentlichte Comic wird durch die Feder James Camerons zu einer Quintessenz des über die Jahrzehnte gewachsenen Universums einer postapokalyptischen Welt, in der das Cyborgmädchen Alita von einem im  Standardschauspielprogramm durch den Film wandelnden Christoph Waltz in Frankenstein-Manier aus vom Schrottplatz aufgesammelten Teilen zusammengeschraubt und belebt wird. Vollkommen funktionstüchtig, nur der Erinnerung an die Vergangenheit beraubt, lernt das Alita getaufte Mädchen durch ihren "Vater" Dr. Ido die Welt kennen. Aufgeteilt ist diese in die durch den Großen Krieg einzige verbliebene Stadt auf dem Erdenrund selbst, Iron City, einem unruhigen, überkochenden Schmelztiegel und Salem, der letzten schwebenden Stadt, die den Privilegierten vorenthalten zu sein scheint.

Mehr die von James Cameron als (Mit-)Autor und Regisseur Rodriguez geschaffene Welt und ihre Details vermag den Zuschauer bei der Stange zu halten, als die Geschichte selbst. Das World Building präsentiert ausgiebig und mit viel Liebe zum Detail das dystopische Universum von Alita: Battle Angel mit seiner von Cyborgs und Menschen gleichermaßen bewohnten, randvoll gefüllten Stadt. Sie beherbergt die gutmütigen wie Dr. Ido, seine Assistentin, den mit verwegenen Bubi-Charme ausgestatteten Hugo und die unheimlichen, wie den Kopfgeld-Jägern, Hunter-Warriors genannt, welche teilweise offizielle Gesetzes-Vertreter sind, dieses manchmal um ihre eigenen Vorteile bedacht, verbiegen oder Vector, dem zwielichtigen Veranstalter von Events des angesagten Sports Motorball. Die in der Geschichte des Films vereinten ersten vier Bände des Mangas lassen einen umfassenden Blick auf das bunte wie düstere Treiben in der Metropole und der Welt Alitas zu. Merklich darauf ausgelegt, ein neues Franchise einzuführen, fühlt sich die filmische Origin-Story wie ein gehetztes abarbeiten verschiedener Meilensteine an.

Technisch beeindruckend, mit großen Aufwand betriebene CGI-Animationen für Hauptfigur Alita, für die Schauspielerin Rosa Salazar u. a. mit zwei Gesichtskameras aufgezeichnet wurde, um diese so lebendig wie möglich erscheinen zu lassen, lassen Cameron und Rodriguez ihrer Geschichte wenig Luft zum Atmen. Der Glaube an die Macht der Illusion, das Vertrauen auf die Technik, lässt das vermissen, was vielen Rodriguez-Filmen fehlt: Emotion und Seele. Propagiert die Heldin des Films, nachdem sie in Fragmenten ihrer Vergangenheit auf die Spur kommt, für ein Zusammenarbeiten von Mensch und Maschine bzw. Cyborgs mit einer emotionalen Ansprache im Treffpunkt der Hunter-Killer, macht sich der texanische Regisseur der Technik untertan, mehr noch: zum Sklaven. Waren seine früheren Werke von durchaus lässiger, umgarnender Coolness geprägt, ging dem späten Rodriguez in der Konzentration auf die Vorzüge des Offensichtlichen jegliche Emotionalität flöten.

Das bremst den sehr guten Sin City auf dem Weg zu einem modernen Meisterwerk aus und auch Alita: Battle Angel krankt daran. Die sorgsam herausgearbeiteten Einflüsse der Vorlage lassen den Film in seinem Storytelling austauschbar werden. Die erkennbaren Versatzstücke werden abgehakt wie es der Film in seiner Erzählstruktur mit den jeweiligen Milestones der Gesamtgeschichte macht. Bedauerlicherweise kann man auf potenzielle Sequels vergebens warten. Der eher als Flop eingestufte Kinofilm scheint langsam auch dem Blockbuster-Publikum die Augen zu öffnen, dass bis auf das interessante Drumherum Alita: Battle Angel an chronischem Blockbusterstandardismus leidet und wenig dafür tut, die interessante Vorlage adäquat umzusetzen. Robert Rodriguez sollte seinen Filmen mehr Seele schenken und weniger darauf vertrauen, dass die Technik das meiste schon macht. Ironischerweise ist in der Zeichnung der Figur Alitas am menschlichsten, während Figuren wie Ido und Vector sowie deren Darsteller Christoph Waltz und Mahershala Ali gnadenlos verschenkt werden. Da hätte viel mehr drin sein können.

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Samstag, 23. März 2019

What The Waters Left Behind

Am 10. November 1985 ging Villa Epecuén unter. Stark anhaltende Regenfälle ließen den nahegelegenen See über die Ufer treten und letztendlich die Rückhaltewand der spärlichen Lehmdämme brechen. Die Bewohner des kleinen Ortes flüchteten so schnell sie konnten, während die Fluten des gestauten Sees die Stadt verschwinden ließ. Videoaufnahmen dieser Tragödie eröffnen den argentinischen Horrorschocker What The Waters Left Behind, dessen Titel auf die letzten Jahre anspielt. 2009 zog sich das Wasser nach und nach zurück und legte die Ruinen von Epecuén frei. Surrealistisch mutete das Bild der Trümmer dieser Geisterstadt an: wie das vom Ausbruch des Vesuv überraschte Pompeii stellt der verwüstete Ort und sein Umland ein Zeitzeugnis dar: zurückgelassene Wägen, Wohnungen, Häuser muten an, als hätte jemand den Lauf des Lebens der Bewohner per Druck auf die Pausetaste angehalten, bevor die Fluten alles verschluckten.

Für das Brüderpaar Luciano und Nicolás Onetti, welche zuletzt mit der detailliert wie bemüht auf alt getrimmten Giallo-Hommage Francesca (Besprechung hier) auf der Bildfläche erschienen, bietet Epecuén die passende Kulisse für ihren Backwood-Horror und ist gleichzeitig Inspiration für ihre Geschichte: ein klischeehaft gezeichneter, gestresster und divenhafter Filmemacher, der über die Tragödie eine Dokumentation drehen möchte, reist mit seinem kleinen Team und einer Überlebenden in die Geisterstadt, um für das Projekt Aufnahmen zu machen. Bis der Horror für die austauschbaren Figuren losbricht, strengen sie den Zuschauer mit Zickereien und Streitigkeiten an, bevor sie bemerken, dass die verwüstete Stadt gar nicht so verlassen ist, wie sie wirkt. Ein degenerierter Clan von Kannibalen hat es sich im argentinischen Hinterland gemütlich gemacht und bietet mit seinem Auftauchen eine wenig erbauliche Mischung aus Terrorfilm, Backwood-Slasher und Torture Porn.

Überdeutlich orientiert sich das Regie-Duo an großen Vorbildern wie The Texas Chainsaw Massacre oder Wes Cravens The Hills Have Eyes. Die Reise nach Epecuén in einem VW-Bus lässt ikonische Einstellungen aus Tobe Hoopers meisterlichem Kettensägenschocker weniger als Zitat, mehr als bis auf wenige Details abgeänderte Nachstellungen aufleben. Der Zwischenstopp bei einer verfallenen Tankstelle mitsamt auf der verschmutzten Toilette hängenden Zeitungsschnipsel über in der Region vermisste Personen bietet einen ersten, vagen Ausblick auf die menschenfressenden Antagonisten. Was als überdeutliche Hommage an die Klassiker des Subgenres beginnt, kippt mit jeder Minute nach dem Auftauchen des Clans in ein ideenarmes und spärlich interessantes Horrorstückwerk. Die Folterungen an den Gefangenen Filmcrew-Mitglieder könnte sogar Eli Roth im fiebrigen Magen-Darm-Grippe-Delirium besser abfilmen. Bei den Onettis ist das Foltermittel nicht das Leid der Protagonisten, deren schablonenhaftes Dasein dem Zuschauer schnell gleichgültig ist, sondern die Langeweile der schleppend voranschreitenden zweiten Hälfte.

Die Regisseure und Autoren verwechseln Hommage mit bloßem Kopieren. Auch die aus The Texas Chainsaw Massacre bekannte Dinner-Szene wird frohen Mutes wenig variiert in den Film eingebaut. Als Zuschauer fragt man sich wie die Protagonisten, wann das Martyrium endlich endet. Mit Eigenständigkeit hat What The Waters Left Behind bis auf den reellen Hintergrund und den Originalschauplätzen wenig am Hut. Letztere sorgen für eine interessante Kulisse, in der man einen wenigstens kurzweiligen Hinterwäldlerhorror hätte umsetzen können. Nach dem durchaus ambitionierten Francesca ist dieser Film nahezu eine Bankrotterklärung. Man möchte den Onettis zureden, dass sie lieber eine kreative Insolvenzerklärung aus Mangel an restlichem Talent abgeben sollten, als nochmal einen Film zu machen. Oder versuchen, wenigstens halbwegs eigenständige Werke abzuliefern. Mit dem als Hommage konzeptionierten What The Waters Left Behind wirken sie leider wie zwei über das Ziel hinaus schießende Fanfilmer, welche wie einst Epecuén mit ihrem Film sang und klanglos untergehen.
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Samstag, 2. Februar 2019

Der Todesjäger

Unweigerlich fühlt man sich beim Anblick der Gestaltung des Filmtitels zu Beginn an das Logo einer Metalband erinnert. Der Originaltitel des 1983 entstandenen Der Todesjäger könnte solch einer Gruppierung gut zu Gesicht stehen. Deathstalker. Die beiden zum Schwert stilisierten Ts blitzen beide kurz auf, bevor der Zuschauer in die erste "spannungsgeladene" Szene geworfen wird. Fiesgesichtige Trolle umzingeln unbemerkt einen unschuldig wirkenden, jungen Mann und seine weibliche, augenscheinlich unfreiwillige Begleitung um ihn Sekunden später zu überwältigen und die Dame zu entführen. Auftritt des titelgebenden (Todes-)Jägers: der blonde, durchtrainierte Recke schlägt mit seinem Standard-Schwertkampf-Repertoire die Trollorkdinger in die Flucht um hinterher dem jungen Nachwuchskriminellen eine letzte Abreibung zu verpassen. Die befreite, knapp beschürzte Frau wird nach kurzem Anschmachten fachmännisch befummelt, dass einer erfolgreichen Paarung nichts im Wege zu stehen scheint. Das Drehbuch hat für den unfreiwilligen Helden dieser epischen Geschichte leider jedoch anderes im Sinn.

Immerhin gilt es nun, widerwillig auf Bitten des Königs Tulak die karge Fantasylandschaft aus den Fängen des bösen Munkars zu befreien. Hat dieser im Streben nach der ultimativen Macht bereits das Amulett des Lebens und den Kelch der Magie gehortet. Einzig das Schwert der Gerechtigkeit fehlt dem bösen Schergen noch. Dieses nimmt der Jäger nach einem mitreißenden (gemeinten) Kampf in der Höhe des Schwertwächters Salmoron an sich und wirkt kurzzeitig wie He-Man persönlich. Wie passend, dass Munkar ein Turnier für die stärksten Kämpfer des Landes ausrichtet, um im Sieger den Erben seines Reiches und seiner Macht zu finden. Auf dem Weg zum Schloss trifft der Jäger mit dem Schwerenöter Oghris und der ziemlich offenherzig umher laufenden Kaira Gefährten im Kampf gegen Munkar. Bis zum unausweichlichen Endkampf haben die Autoren des Drehbuchs einige erwartbare Wendungen in die Geschichte gebaut, ohne das Der Todesjäger im Streben nach nie erreichbarer Epik langatmig wird. Der Film fällt mit weniger als 80 Minuten Laufzeit recht knackig aus und die von Roger Cormans New World Pictures betriebene, gut geschmierte Rip Off-Maschinerie begrenzt sich auf die heilige Dreifaltigkeit des B-Barbaren-Pictures.

Wo sich die Gelegenheit bietet wird selbstverständlich das Schwert geschwungen um fiese Gestalten zu verkloppen; viel häufiger noch werden allerlei attraktive Frauen, darunter Ex-Playmate Barbi Benton als entführte Prinzessin, halbnackt oder barbußig von der Kamera eingefangen. Garniert ist das mit Gummimonstern, simplen Masken und Effekten und einigen wenigen, blutigen Spitzen. Action. Nacktheit. Fantasy mit pulpig schönem Anstrich. Mehr braucht es der Meinung der Autoren nach nicht, um einen veritablen Videothekenhit zu schaffen. Recht hatten sie; schaffte es der Film doch auf insgesamt drei Fortsetzungen. Bei aller offensichtlichen, kostengünstigen Realisation besitzt Der Todesjäger einen einfachen wie effektiven Charme, wenn man sich für Low Budget-Werke wie dieses erwärmen kann. Die komprimierte Laufzeit und die Konzentration auf so viele, selbstzweckhaft eingesetzten Schauwerte wie möglich gibt ein hohes Tempo vor. Einzig nach der Ankunft im Schloss steuert das Drehbuch mit leichten Durchhängern dem Showdown entgegen. Den Willen zum absoluten visuellen Erlebnis zieht man hingegen bis zum Ende durch.

Der Todesjäger ist der räudige kleine Bruder Conans, dem es mehr um die Befriedigung niederer Triebe geht und liebend gern, allerdings nicht zwingend, den Thron der Videothekenverkäufe erklimmt. Verglichen mit anderen B-Filmen will der Film keineswegs verbissen ernst wirken; unterschwellig ironisch macht er einen auf dicke Hose, ohne in komödiantische Gebiete abzudriften. Der Humor fühlt sich wie der Grundton des Films erfrischend ehrlich an. Barbarians Just Wanna Have Fun. Davon gibt es im und mit dem Film zuhauf. Man gibt einen Pfifferling auf den unübersehbaren Fakt, dass das Machwerk - durch den Erfolg immerhin nicht nur Begründer des Franchises sonder Start für weitere Barbaren-Fantasy-Action aus dem Hause Corman - unleugbar trashig geraten ist. Die daraus resultierende Komik und das manchmal naive Wesen des Films lassen an Fantasy-Werke aus den seligen 50er Jahren denken. Nur mit sehr viel mehr Freizügigkeit versehen. Dazu ist Der Todesjäger in seiner thematischen Beschränktheit um böse Herrscher, hübsche wie nackte Frauen, unheilvollen Kreaturen und gefahrenreiche Abenteuer - um den Vergleich zu Beginn wieder aufzugreifen - ein verfilmtes 80er Jahre-Heavy Metal-Album das durch seinen geschaffenen, kleinen Kosmos sehr viel Spaß bereitet. Das lässt die zu vermissende Spannung, abwesendes, ausgereiftes Storytelling und meist maue bis bemühte darstellerische und technische Darbietung vergessen. Two Pommesgabeln up!
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Montag, 14. März 2016

Francesca

Auch wenn das Genre seit Mitte der 80er Jahre brach liegt, lebt der Giallo - Die italienische Spielart des Thrillers - von Zeit zu Zeit immer wieder mal auf. Ein richtiges, zeitlich länger währendes Revival wurde zwar nicht herbeigeführt, doch alle Jahre kriecht er wieder aus der Kiste für nostalgische, fast vergessene Filmströmungen hervor. Dabei entstehen bei weitem nicht einfach nur verklärte Blicke auf die Hochzeit dieses Genres (immerhin Vorläufer des Slasherfilms), sondern zudem metareferenzielle Großtaten wie Amer. Wobei ersteres dann doch überwiegt, wenn mehr oder minder talentierte (Nachwuchs-)Filmemacher zur Kamera greifen um Größen wie Sergio Martino, Mario Bava oder Dario Argento zu huldigen.

Es fehlt ihnen eine gewisse Distanz und selbst wenn einigermaßen gekonnt die großen Vorbilder zitiert werden können, schafft man nicht, diesen bestimmten Charme dieser psychologisierten Thriller und pulpigen Kriminalgeschichten einzufangen. Auch Francesca ist so ein Film, obwohl er einige gute Ansätze besitzt. Der Aufhänger ist ein Mordfall an einer jungen Anlageberaterin, die mit einem Zitat aus Dantes göttlicher Komödie und zwei Münzen auf den Augen aufgefunden wird. Gleichzeitig rollt die Presse einen fünfzehnjährigen Entführungsfall auf, dem die ermittelnden Polizisten Moretti und Succo nachgehen. Währenddessen wird die Liste weiterer Opfer immer länger.

Regisseur Luciano Onetti, in Personalunion für Soundtrack, Montage, Kamera und zusammen mit seinem Bruder für das Drehbuch verantwortlich, liefert mit Francesca einen schön detailverliebten Film ab, dem diese Eigenschaft zum Verhängnis wird. So hübsch und nett solche Kleinigkeiten wie der typische Schriftzug für die Credits italienischer Filme aus den 70ern, eine mehr oder minder authentische Ausstattung oder auch die obligatorischen J&B-Flaschen sind: die Brüder verlieren aus den Augen, eine Geschichte zu erzählen.

Das sie das Genre in den Grundzügen verstanden haben, zeigt die hübsche Optik des Films. Digital bearbeitet, um auch hier authentisch wie aus den 70ern stammend zu wirken, orientiert sich die (gute) Kameraarbeit an Filmen von Dario Argento und Sergio Martino. Onettis Soundtrack orientiert sich kompositorisch an der Gruppe Goblin und deren Argento-Soundtracks aus den 70ern und 80ern. Das alles ist stimmig, aber die Geschichte selbst ist eine grobe Abfolge von Mordszenen, die sich mit der ermittelnden Arbeit der Polizisten abwechselt. Einen klassischen Erzählrahmen bietet Francesca nicht. Die Familie der titelgebenden, entführten Francesca würde ideal für eine tragische Familiengeschichte voller dunkler Geheimnisse passen. Sowas wird im Finale leicht skizziert, aber nicht ausgearbeitet. Es scheint, als wäre Francesca eine Reduktion Onettis auf das, was der Giallo für ihn ausmacht.

Bei weitem sind all die bekannten und weniger bekannten Gialli der 60er und 70er meist keine ausgeklügelten Kabinettstückchen für tiefgehende Geschichten. Doch selbst die einfachste Story aus dieser Zeit wirkt mit Onettis Film verglichen runder und mehr ausgearbeitet. So ist auch der große Twist zum Ende Francescas als nett, aber nicht, ehrlich zu betrachten. Wo das Genre zwar weit hergeholte, aber manchmal auch deswegen so tolle Erklärungen für die Taten des umhergehenden Killers bietet, so klatscht einem dies Onettis Film unbeholfen vor die Füße, um das grobe Puzzle selbst zusammenzusetzen. Wo auf audiovisueller Ebene vieles richtig gemacht wird, so bleibt Francesca bedauerlicherweise sehr flach. Vielleicht gelingt Onetti der große Wurf mit seinem nächsten Giallo, der in Arbeit sein soll.
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