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Montag, 15. August 2022

Vampire Hookers

So schlüpfrig, wie uns das Kinoplakat Vampire Hookers verkaufen will, ist der Film keineswegs. Umringt von leicht und luftig bekleideten Damen scheint uns John Carradine eine direkte Einladung in die vampirische WG-Gruft zu senden, während die Tagline Warm blood isn't all they suck! mit aufdringlich zweideutigem Augenzwinkern versucht, die Erwartungen bezüglich vieler nackter Tatsachen zu erhöhen. Nudge Nudge! Bei einer amerikanisch-philippinischen Co-Produktion mit Cirio H. Santiago auf dem Stuhl der Filmstühle durchaus verständlich. Umso erstaunter ist man, dass mehr doppeldeutige Wortspiele auf Altherrenwitz-Niveau dominieren und die erotische Komponente vergleichsweise brav ausfällt. Den Kinobesuchern jener seligen Zeiten sollte sofort klar sein, dass man diesen Streifen auf der Stelle sehen muss, um die ganze Bandbreite an willigen und lüsternen Vampir-Freudenmädchen zu genießen.

Bevor diese angetroffen werden, begleitet man die beiden Matrosen Terry und Tom auf Landgang in Manila. Beiden juckt es penetrant im Schritt, die Libido explodiert nahezu, doch kein weibliches Wesen scheint bereit oder willig, den beiden einen heißen Abend in der philippinischen Hauptstadt zu bereiten. Besser geht es ihrem Vorgesetzten Taylor, der mit dem Taxifahrer Julio einen Insider des dortigen Nachtlebens und die atemberaubende Cherish kennengelernt hat. Letztere entpuppt sich als Angehörige eines Vampirclans, welche Taylor als nächsten Abendschmaus auserkoren hat. Sie schleppt ihn auf einen Friedhof, auf dem die Sippe unterkommt, ab. Als Taylor verschwunden bleibt, nehmen Tom und Terry das Heft in die Hand und forschen nach, was mit diesem passiert ist.

Bald stoßen die Kumpels auf den von Carradine dargestellten Pimp Daddy Richmond Reed, der gern englische Lyrik, insbesondere Shakespeare, rezitiert, seine reizenden Damen und den um seine nicht voranschreitende Entwicklung zum vollwertigen Vampir trauernden Pavo. Leider sorgt letzterer für abgeschmackten Flatulenz-Humor, den der Film gar nicht nötig hätte. Diesen ausgeklammert, erhält man mit Vampire Hookers eine größtenteils flotte Komödie, bei dem einige Gags, die das Mindesthaltbarkeitsdatum eigentlich längst überschritten haben, trotzdem sitzen, weil es Santiago - wahrscheinlich auch um die Flachheit seines Stoffs vollkommen bewusst - mit Gespür für die zugegeben nicht sehr komplexen Figuren, gelingt, diesen Leben und Sympathie einzuhauchen. 

Es ist eine nette Ablenkung von den Problemen des Films auf narrativer Ebene, weil seine Grundgeschichte eigentlich recht fix fertig erzählt ist. Um eine veritable Laufzeit zu erreichen - Vampire Hookers kratzt knapp an der 80-Minuten-Marke - eiert man leider repetitiv durch die restliche Story und dehnt zusätzlich eine Sexszene genüsslich in die Länge. Böse ist man dem Film deswegen nicht. Santiago versieht sein im Grunde genommen bloßes Konsumkino mit schmeichlerischem Charme, wie eine Katze, die einem Menschen so oft um die Beine schmust, dass man ihr für das, was sie angestellt hat, nicht mehr böse sein kann. Der Film zielt bei seinem Publikum weniger auf den Kopf; mehr peilt er mit seinen emotionalen Projektilen Herz und Bauch an, um es in eine Abenteuerlust zu versetzen, um sich mit den Protagonisten in die Gruft zu wagen und die beiden Freunde so einfach gestrickt zu zeichnen, wie es Santiagos Werk ist.

Man kann sich nicht davon lossprechen, makellos und ohne Fehler zu sein; Tom und Terry mögen uns triebgesteuert und bis auf Anschlag Notgeil zu sein. Die Triebhaftigkeit wohnt jedem Menschen inne und so erwischt man sich dabei, sich innerlich schnell auf die Seite der beiden auch unbedarften Herren zu schlagen, die in den furiosen ersten zehn Minuten so manches Pech erleben müssen. Die beiden Glücksritter der Hormonhaushaltsregulierung kann man wie den Film für die kurze Zeit, in der wir mit ihnen durch Manila streifen, nett finden. Man trifft für genau diesen einen Moment zusammen und hat eine gute Zeit, so stumpf und unvollkommen es sich im Gesamten anfühlt. Die mit dezenten Nuditäten angereicherte Komödie mag schnell wieder vergessen sein. Selbstbewusst der eigenen Redundanz bewusst, bietet Vampire Hookers kauzig-charmante Zerstreuung, die man aktuell sogar noch im Mubi-Channel bei Amazon Prime Video (Stand: 05.08.2022) mit einer (wie immer) fantastischen Abtastung von Vinegar Syndrome sehen kann, was ein idealer filmischer Kurztrip nach Manila für Freunde obskurer Filmfreuden darstellt.
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Samstag, 5. Februar 2022

Ein Mann wird zum Killer

Im Grunde genommen ist die philippinischen Exploitation-Streifen zugesprochene Exotik eine Mogelpackung. Zwar entwickelte sich nach der Befreiung des Inselstaates im zweiten Weltkrieg durch US-Streitkräfte eine betriebsame, nationale Filmindustrie, doch waren es Amerikaner wie Kane W. Lynn, welche die Filmemacher des Staates auf die internationale Bühne holten. Verlockend günstige Produktionskosten führten zu fruchtbaren Kollaborationen zwischen Produzenten aus den Vereinigten Staaten und einheimischen Regisseuren. Inhaltlich tragen viele der Filme jedoch deutlich sichtbar die Handschrift des US-(Genre-)Films während nur die Schauplätze für einen hübschen, andersartigen Look sorgen. Einflüsse aus der philippinischen Folklore oder Lebensart fanden nur bedingt Platz in den Exploitation-Filmen, die dort ab Ende der 50er entstanden sind. Die westlichen Filmbesatzer, darunter ab den 70ern auch Roger Corman, schenkten dem Fan dafür manches Pläsier bereitendes Lichtspiel-Werk. 

Cirio H. Santiagos Ein Mann wird zum Killer ist für genannte These ein gutes Beispiel. Das darin Gesehene ist mehr amerikanisches 70ies-Männerkino; ein Revenge- bzw. Vigilanten-Film, der große Nähe zum Blaxploitation-Film sucht. Zusätzlich schnetzelt sich mit Hauptdarsteller James Iglehart als Doug Russell eine Ikone dieser Filme über die Leinwand. Sein Ziel sind seine beiden ehemaligen Kameraden Morelli und McGee, die ihn in der gemeinsamen Zeit in Vietnam dazu überreden, sich mit ihnen im Heroin-Schmuggelgeschäft zu probieren. Während Russell mit dem Geld aus dem Handel für sich, seine Frau und sein Kind eine Sicherheit aufbauen möchte, giert es seinen zwei Kumpels bereits nach mehr. Zunächst entledigen sie sich Russell und werfen ihn nach einer Messer-Attacke über Bord des Schiffs, das sie Richtung Heimat trägt. Während der totgeglaubte Doug an den Strand eines Eilands angespült wird, auf dem zwei im zweiten Weltkrieg versprengte japanische Offiziere hausen, katapultieren sich McGee und Morelli mit brutalen Methoden in ihrer Heimat auf den Thron der Gangster-Könige.

Die Rechnung haben sie ohne Doug gemacht, der von den Japanern gesund gepflegt wird und vom streng nach dem Kodex der Samurai lebenden Offizier Saguro in deren Philosophie und Kampftechnik ausgebildet wird. Das Schicksal spielt Doug ein zweites Mal glücklich in die Karten und es gelingt die Rückkehr in die USA, wo er mit dem ihm von Saguro vermachten Katana seine geschworene Rache an den alten Kameraden in die Tat umsetzt. Diese Mär der Vergeltung wälzt Cirio H. Santiago auf knapp zwei Stunden aus, was insofern beachtlich ist, wenn man den narrativen Stil des Films näher betrachtet. Das auch als Fighting Mad veröffentlichte Werk ist reduktives Kino, dass seine Informationen an das Publikum auf das wesentliche herunterbricht. Szenen sind so kurz wie möglich gehalten und springen straff getaktet hin und her. Zunächst erscheint das Pacing stotternd; nach kurzer Zeit der Gewöhnung ergibt sich ein schnell fließender Strom an komprimierter, hochkonzentrierter Erzählstruktur. Nur in bestimmten Situationen bricht diese auf, entschleunigt, bevor das Gaspedal wieder durchgedrückt wird.

Mit dem hoch angesetzten Geschwindigkeitsniveau schlingert der Film in den ruhigeren Momenten. Narrativ bereitet es in der zweiten Hälfte spürbar Mühen, wieder zu beschleunigen. Tempodrosselung bedeutet Rückschritt bedeutet Stillstand. Santiago will mehr nach vorne treiben; sein Werk und den Protagonisten um jeden Preis zur Katharsis führen. Ein Mann, ein Wort. Die vielleicht auch vom Krieg und seinen Gräuel leer zurückgelassene Hülle Russells wird nach seiner Gesundung mit Wut und fernöstlichen Philosophien gefüllt, was zu einem explosiven Gemisch führt. Blaxploitation trifft auf die japanischen Samurai-Filme der 60er und 70er-Jahre, was den Film eine Vorreiterstellung einnehmen lässt. Jahre später vermischen u. a. Hip Hop-Künstler wie das Kollektiv des Wu Tang-Clans ihre Musik mit Samples aus asiatischen Martial Arts-Filme. Diese wiederum entwickelten sich zu immer spektakulärer choreographierten Leinwand-Epen, von denen man sich im westlichen Actionfilm vermehrt inspirieren ließ oder gleich dreist kopierte.

Spezifische Eigenschaften der nationalen (Kino-)Kultur der Philippinen bringt Santiago nicht ein. Er ordnet sich dem Einfluss der westlichen Produzenten- und Autoren-Seite unter, schafft aber die Verquickung von westlicher und fernöstlicher Kultur auf unterhaltsame wie ernsthafte Weise. So findet Doug im alten japanischen Offizier einen Lehrmeister für Kampfkunst und Philosophie und verkündet dessen Worte auf seine eigene, schlagkräftige Weise. Die unausweichliche Konfrontation zwischen den drei Veteranen mag sich mancher Klischees bedienen und eine simple Dramaturgie aufbauen, in der ein Mann das tun muss, was man im heutzutage überholten Rollenbild dieser alten Tage tun muss. This is a man's world. So überschaubar diese sein mag, so fest der Blick des Protagonisten in Richtung seines Ziels ist: Ein Mann wird zum Killer stellt mit seinem bösen Ende gleichzeitig die eng gesteckte Moral im Revenge- und Männer-Kino in Frage. Ein simpler und bekannter Zug, den der Film macht und die Frage aufwirft, ob die unausweichliche Vergeltung der einzige Weg ist, den inneren Frieden wieder herzustellen. Es lässt einen so atemlos zurück wie er auf weiten Strecken inszeniert ist und mit seiner Herangehensweise an bekannte Motiven eine kleine Exploitation-Perle darstellt.


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Montag, 29. November 2021

Brain of Blood

Blood Island wurde für die Drive-Ins besuchenden, fummelfreudigen Pärchen und Schlock-Liebhaber ein auf der Leinwand gerngesehenes Plätzchen und 1971 hätte Hemisphere Pictures gerne wieder Eddie Romero auf die Blutinsel geschickt. Zu dieser Zeit drehte dieser für Roger Corman Frauen in Ketten (aka Black Mama, White Mama) und es musste nach Ersatz für Romero gesucht werden, um einen weiteren Film in Tradition der Blood Island-Filme zu realisieren. Diesen fand man schließlich in der Person von Al Adamson, dessen Draculas Bluthocheit mit Frankenstein (aka Dracula vs. Frankenstein) selbst mich als hartgesottenen Freund filmischer Obskuritäten vor mehr als zehn Jahren einen Haken hinter Adamsons Namen mit dem Vorsatz, in diesem Leben niemals wieder einen Film des Herren zu sehen, setzen ließ. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: wer das komplette Paket über das von allerlei Monstrositäten heimgesuchte Eiland haben möchte, kommt an Brain of Blood nur bedingt vorbei.

Der Film gilt als Anhängsel der Trilogie und die Produzenten Kane W. Lynn und Sam Sherman versuchten, den Spirit der auf den Philippinen entstanden Horrorschocker in ihrer Produktion aufkommen zu lassen. Zumindest in der hanebüchenen Story lässt sich dieser kurz blicken. Angesiedelt ist diese im fiktiven Königreich Kalid, dessen todkranker Herrscher Amir seine letzte Chance auf Verlängerung seines Daseins auf unserem Erdenrund in Dr. Trenton sieht. Der zweifelhafte Akademiker soll das Gehirn des beim Volke Kalids beliebten Aristokraten nach dessen Ableben in einen gesunden Körper verpflanzen. Da Trentons geistig auf dem Stande eines Kindes stehengebliebener, aber groß und kräftig gewachsener Gehilfe Gor ihm für die Sache leider "unbrauchbare Ware" beschafft, greift der unter Druck stehende Trenton zu einem Notfallplan. Er verpflanzt das Gehirn mit Hilfe seines kleinwüchsigen Assistenten Dorro kurzerhand in Gor, was Amirs Gefolge in Gestalt seines treu ergebenen Dieners Abdul, seiner Verlobten Tracey und dem befreundeten Arzt Robert sauer aufstößt und zu einigen weiteren Problemen führt.

Darüber hinaus bleibt der den bisherigen Werken anhaftende Touch of exotic aus. Brain of Blood stellt die einzige in den USA gedrehte Hemisphere-Produktion dar, was man ihm jederzeit ansieht und die dem äußerst schmalen Budget geschuldeten, minimalistischen Sets bewirken stellenweise, dass der Film eine kalte Atmosphäre erhält. Dafür erwärmt das von Adamson gezündete Feuerwerk der Unsinnigkeiten schnell das Herz des Liebhabers seltsamer Filme. Wie nicht anders zu erwarten verträgt sich Amirs Denkapparat nicht mit Gors kräftig tumben Körper, was bei diesem zu inneren Konflikten und äußeren Gewaltanwendungen führt, als dieser aufgebracht aus dem Labor Trentons flieht. Was folgt ist die Jagd der verschiedenen Parteien auf den von John Bloom, der wenig später in einer Hauptrolle durch den recht herzigen Der Mann mit den zwei Köpfen stapfen sollte, dargestellten Gor, der in dieser Phase des Films die Rolle des tragischen Monsters geschenkt bekommt. Davor und dazwischen entzückt Adamson mit simpelsten wie blutigen F/X und einem Folterkeller unter Trentons Labor, in dem zwei junge Frauen als Blutlieferanten für den Doktor und Spielzeug für den sadistischen Dorro herhalten müssen.

Brain of Blood ist ganz Kind einer Zeit, in dem sich der US-amerikanische Genrefilm ausprobiert und im Low Budget-Bereich einige wilde Dinge abgeliefert hat. Die Macher haben wortwörtlich Blut geleckt und bevor Ende der 70er der rote Saft in Strömen über die Leinwände und später durch die heimischen Fernsehgeräte floss, birgt diese Prä-Splatter-Phase Filme, die dem damaligen Zeitgeist verhaftet ganz unvoreingenommen mit verschiedenen Formen des Horrors experimentierten. Ungehemmt werfen die Schöpfer des Films Versatzstücke von Mad Scientist- und Gothic Horror-Filmen bzw. der Gothic-Novels des 19. Jahrhunderts mit der offenherzigen Narrative spekulativer Pulp Novels zusammen und würzen dies mit den aufkeimenden Sprösslingen des frühen Splatter- und Exploitationfilms. Diese Filme - und das schließt Adamsons Werk mit ein - gleichen häufiger einem verrückten Trip als einem formell erzählten Film. Paradoxerweise ist Brain of Blood einigen Kritiken aus den USA nach der Adamson-Film, der am nächsten dran ist, einen Sinn zu ergeben.

Über die Jahre habe ich in meinem Dasein als für (fast) alles offener, filminteressierter Mensch gelernt, dass die Suche nach Sinn oder Unsinn eines Films nicht immer nötig ist. Vordergründig mögen als Trash-Regisseure wahrgenommene Menschen wie Andy Milligan, Ted V. Mikels oder eben Al Adamson ein limitiertes Talent als Filmemacher besessen haben. Andererseits kann man sie als Pioniere innerhalb der sich ausbreitenden B- bzw. Exploitationfilm-Industrie sehen. Unabhängige Macher mit einer vielleicht verschwommenen, aber nicht immer uninteressanten Vision, die wilde Filme in wilden Zeiten hergestellt haben. Brain of Blood mag nicht stellvertretend für das Gesamtwerkt seines Schöpfers, aber für diese Zeiten sein, für die natürlich Leute wie Roger Corman bereits in den 50ern den Grundstein legten. Man kann ihm nicht absprechen, dass er narrativ dröge wie auf der darstellerischen Seite stark bemüht ist. Wenn es wie hier aber überdurchschnittlich unterhaltsam ist, selbst wenn dies auf eine absonderlich faszinierende Art passiert, spornt dies zumindest mich dazu an, auch weiter in diese cineastische Parallelwelten einzutauchen. Brain of Blood mag bis auf das "Blood" im Titel und den sich komplett von Mad Doctor of Blood Island (hier besprochen) geliehenen Score mit den "Vorgängern" nichts mehr zu tun haben. Dafür bietet er durchaus unterhaltsam Filmirrsinn aus der unter(st)en Filmschublade, in der ich gerne weiter wühle.


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Freitag, 19. November 2021

Beast of Blood (AKA Drakapa, das Monster mit der Krallenhand)

Das Happy End eines Horrorfilms bedeutet für seine Protagonisten nicht immer den vermeintlich versöhnlichen Schluss nach der psychischen und physischen Tortur, der sie ausgesetzt waren. Das Drehbuchautoren ein Hintertürchen für eine etwaige Fortsetzung offen lassen und in den letzten Einstellungen die Wiederauferstehung der vermeintlich besiegt geglaubten Vertretung des Bösen auf Erden zelebrieren, hat sich über die Jahrzehnte fest als Standard etabliert. Im Slasher leben ganze Reihen von dieser Mechanik und ließen Freddy, Michael, Jason und Co. im Dauertakt ihr Comeback feiern. Auch Mad Doctor of Blood Island (hier besprochen) deutet in seiner letzten Szene an, dass das grünblütige Chlorophyll-Monster, welches darin über titelgebendes Bluteiland wandelte und mordete, das Finale wohl überlebt hat. 

Zwei Jahre sollten in die Lande ziehen, bis Eddie Romero erneut sein Bündel packte und, diesmal ohne seinen Kollegen Gerardo de Leon, zum dritten und letzten Male Richtung Blood Island schipperte. Als Hauptdarsteller stand wieder John Ashley vor der Kamera und seinem Regisseur treu zur Seite. Abermals verkörpert Ashley den Doktor Bill Foster, der sich am Ende von Mad Doctor of Blood Island auf ein Schiff retten konnte. Beast of Blood knüpft direkt an diesen an und konfrontiert Foster mit dem einen sehr lebendigen Eindruck machenden Monstrum, dass sich in einem Rettungsboot des Kahns versteckt hat und nun Radau schlägt. Im Kampf mit dem Ungetüm fängt das Schiff Feuer und versinkt im Meer. Foster kann sich retten und tritt nach dem Vorspann eine erneute Reise nach Blood Island an. Manchmal kommen sie schon wieder.

An seine Fersen haftet sich die Reporterin Myra Russell, die von den Vorfällen auf Blood Island Wind bekommen hat und eine große Story wittert. Dort angekommen, scheint alles wie immer. Stammesführer Ramu nimmt den Besuch gastfreundlich auf und beklagt sich gleichzeitig über vermisste Angehörige. Grund dafür ist, dass neben dem Chlorophyll-Wüstling auch Dr. Lorca überlebt hat und seine Experimente unbehelligt weiterführt. Als der Wissenschaftler Myra in seine Gewalt bringt, bläst Foster Alarm und versucht mit Hilfe der Einwohner die Journalistin aus dessen Fängen zu befreien. Im Vergleich mit seinen beiden Vorgängerfilmen entwickelt sich Beast of Blood zu einem seichten Abenteuer-Film mit leichten Horror-Einschüben. Für diese neuen Impulse sorgte Beverly Miller, ein Kinobesitzer, der unbedingt bei einem Filmprojekt involviert sein wollte und die Story verfasste, als Co-Produzent fungierte und im Film eine kleine Rolle als Schiffskapitän bekleidete.

Das aktionsbetontere Werk, dass ihm dabei vorschwebte, ist Beast of Blood nur bedingt. Der Weg zu unterhaltsamen Momenten ist auf Blood Island steinig und unwegsam und so vergeudet der Film seine Laufzeit häufiger mit wenig relevantem Füllwerk. Foster verliert sein Herz schnell an seine journalistische Begleiterin und wird von Ramus Enkelin Laida bezirzt, was ein kommender Anlass für erotische Momente ist. Bis der Film gänzlich aus den Puschen kommt, wird viel im Dschungel umher gewandert und geredet. Atmosphärisch macht das einen runderen Eindruck als bei Mad Doctor of Blood Island, der schwerfällige Erzählstil bleibt auch im dritten Film bestehen. Der einlullende Hauch von Exotik besitzt im Nachgang eine trübe Note. Spaß stellt sich spät ein und kann planlosere Momente in der Regie und Storygestaltung nicht kaschieren. 

Als einziger der Blood Island-Filme schaffte es Beast of Blood unter dem Titel Drakapa, das Monster mit der Krallenhand in die deutschen Kinos und man kann erahnen, warum nur er es war, von dem sich hiesige Verleiher Potenzial beim Geld einbringen versprachen. Beast of Blood fällt gemäßigter aus, ist weniger krude und bietet geringere Obskuritäten, die ein deutsches Publikum eventuell abgeschreckt und ferngehalten hätte. Der amerikanische Einfluss sticht deutlicher hervor und zeigt in seinen Actionszenen ansatzweise das, was die Philippinen in Co-Produktion mit amerikanischen Studios in den 70ern noch in die Kinos bringen sollten. Wenn auch nicht überzeugender, so war er gefälliger für das damalige westliche Publikum. Das macht ihm zum schwächsten Teil der Blood Island-Filme, der seine Momente besitzt, von denen es gesamt zu wenig gibt, um gleichauf mit dem kruden Unterhaltung von Brides of Blood und Mad Doctor of Blood Island zu sein.

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Sonntag, 14. November 2021

Mad Doctor of Blood Island

Per Definition ist Wiederkäuen das Kauen von teils verdauter, aus dem Magen nochmal ins Maul beförderter Nahrung. Neben Paarhufern versteht sich auch die Filmindustrie darauf, längst als verdaut (und manchmal sogar ausgeschieden) geglaubten Stoff nochmal hervorzuholen und dem Publikum wieder vorzusetzen. Der einfache Gedanke dabei: wenn dieses bereits einmal oder sogar öfter die vorgesetzte Pampe dankend in sich reinschaufelte, muss sie ihm bestimmt noch einmal so gut schmecken. Im Falle von Mad Doctor of Blood Island war dessen Vorgänger Brides of Blood (hier besprochen) gefühlt nicht mal ansatzweise verdaut, als Hemisphere Pictures zum zweiten Mal die Blutinsel ansteuerte. Der Exoten-Monster-Film war ein veritabler Hit an den Kassen der Drive-Ins und das von Betreibern wie Besuchern geforderte More of it! wurde von den Regisseuren Eddie Romero und Gerardo de Leon mit grober Kelle auf die Leinwand geklatscht.

Schielte man für den monströsen Aufhänger des ersten Films noch ganz leicht nach Japan und auf dessen Atombomben-Trauma-Bewältigung Godzilla, kredenzt man dem Zuschauer im Quasi-Sequel den - der Name ist Programm - verrückten Wissenschaftler Dr. Lorca. Eben jener ist davon überzeugt, dass Chlorophyll für den Menschen von medizinischem Nutzen sein kann und scheint mit seinen Experimenten nicht ganz unschuldig daran zu sein, dass auf dem Eiland ein grünhäutiges Monster umgeht und die hiesige Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Rettung naht in Form vom Arzt Bill Foster, dessen Auftrag es eigentlich ist, den Gesundheitszustand der Inselbevölkerung zu untersuchen. Wie bereits bei Brides of Blood wird zu Beginn die Destination per kleinem Schiff angesteuert, dessen Kapitän seine Passagiere davon in Kenntnis setzt, dass Blood Island ein verfluchter Ort sei.  

Romero und de Leon realisierten ihre Geschichte unter der Devise "Mehr Gekröse, weniger Sorgfalt!" und knallen einem in den ersten Minuten bereits Full-Frontal-Nudity und simpel umgesetzte Gore-Effekte um die Ohren und geben damit ihre Richtung für den zweiten Blood Island-Film vor. Die in Brides of Blood noch vorherrschende Zurückhaltung im Einsatz von Schauwerten wird bei Mad Doctor of Blood Island fallengelassen; der Übergang zum von Blood Feast eingeleiteten neuen, extremen Naturalismus ist vollzogen. Um die Eskapaden in Nacktheit und Kunstblut auszuschmücken, kleidet man die Story mit den familiären Tragödien der Nebenfiguren Sheila und Carlos aus, welche beide zusammen mit Forster nach Blood Island reisen und Familienangehörige besuchen wollen. Sheila versucht, Bande mit ihrem ständig alkoholisierten Vater zu knüpfen und Carlos sieht seit dem Tod seines Vaters seine nun mit Dr. Lorca zusammenlebende Mutter das erste Mal wieder.

Damals wie heute verlangte mir der Film dabei einiges an Geduld ab. Der Film trägt seine Geschichte starr und steif vor und explodiert einzig bei den mit wilden Zoom-Orgien begleiteten Auftritten des grünen Wüterichs. Nebenhandlungen wie die um Carlos und seine Mutter sollen für dramatische Spitzen sorgen, kommen aber nicht vom Fleck und verpuffen im narrativen Nirgendwo, obgleich dieser Geschichtsstrang für die Gesamthandlung nicht unwichtig ist. Im Vergleich mit Brides of Blood und dem Nachfolger Beast of Blood wirkt Mad Doctor leb- und lieblos. Das Paradoxon des Films: gegensätzlich zu den häufiger eingesetzten Effektszenen ist Mad Doctor of Blood Island ein blutleerer Mad Scientist-Film, der altherkömmliche, etablierte Erzählstile ineffektiv einsetzt und ein Gefühl der Leere zurücklässt. Handwerklich schmalbrüstiger umgesetzt ist der mittlere der Blood Island-Filme ein schnell hervorgewürgtes Produkt um das gierige Zuschauer-Maul zu stopfen.

Mein persönliches Paradoxon mit dem Film wurde mir mit dieser zweiten Sichtung wieder klar. Nachdem ich diesen zu Videozeiten komplett für mich abgehakt hatte und es nicht für möglich hielt, dass ich mir diesen in meinem Leben nochmal anschaue, musste durch meine Neugier auf die gesamten Blood Island-Filme - die Blu-Ray-Veröffentlichungen in den USA durch das Label Severin Films machten es möglich (für Interessierte sei angemerkt, dass diese ausschließlich Regionalcode A besitzen) - natürlich auch dieser nochmal angeschaut werden. Mit vielen Jahren Abstand wurde mir gewahr, warum mich dieses Werk damals abschreckte. Mad Doctor of Blood Island erstickt mit seiner anhaltenden Dauerträgheit den spärlich spaßigen Teil zwischen offenherzigen Gore-Szenerien und kuriosen Handlungsentscheidungen. Die zweite Begegnung mit dem Film ließ ihn mir trotz oder wegen seiner, vergleicht man ihn mit Brides of Blood, variationsarmen Story und billigen Erscheinung auf eine sehr komische Art und Weise ans Herz wachsen. Diese Hassliebe wird meiner Einschätzung nach auf ewig andauern.
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Samstag, 23. Oktober 2021

Brides of Blood

Dank der Mithilfe amerikanischer Co-Produzenten wie u. a. Roger Corman, ihren dort produzierten Filmen und emsige Regisseure wie Cirio H. Santiago oder Eddie Romero sind die Philippinen auf der cineastischen Weltkarte kein gänzlich unbeschriebenes Blatt. Der südostasiatische Inselstaat kann dazu auf eine Jahrzehnte alte und somit lange Tradition in der Filmindustrie blicken und trotzdem haftet den Filmen des Landes immer ein gewisser Exotenstatus an. Neben der Tatsache, dass die Produktionen mancher Länder weniger den gewohnten technischen und kulturellen Standards unserer Hemisphären entsprechen und einer diesbezüglich vorhandenen Arroganz, kommt beim westlichen Publikum leider heute noch Verwunderung auf, wenn sie auf Werke aus filmischen Drittweltländern stoßen. Im besten Falle löst das gleichzeitig Neugier und Interesse aus, sich mit diesen Filmen beschäftigen zu wollen. Es muss ca. 1996 gewesen sein, als ein Katalog des altehrwürdigen Videodrom aus Berlin mich das erste Mal mit Werken aus diesen Gefilden konfrontierte.

Was dort natürlich verkaufsfördernd beschrieben wurde, ließ meine jugendliche Fantasie beflügeln, die Neugier wachsen und bei einer meiner wenigen Bestellungen über den Namen meiner Mutter - auf die Volljährigkeit musste ich noch wenige Jahre warten - schaffte es Mad Doctor of Blood Island in meine Videosammlung. Der entpuppte sich als schräg, anders, aber lange nicht so ausufernd wild, wie es sich mein Gorehound-Ich erträumt hatte. Der Wille, die anderen Werke aus dem Blood Island-Zyklus zu ordern, ließ frappant nach und es sollten über 25 Jahre vergehen, bis ich meine filmische Reise auf die Blutinsel fortsetzen sollte. Laut Beschriftung der anfänglich eingeblendeten Karte, war diese bereits bei Terror Is A Man (hier besprochen) Ort der Handlung. Genannt wurde der Name dort nie und es vergingen neun Jahre, bis Blood Island mit Brides of Blood das erste Mal offiziell auf der Leinwand angesteuert wurde. 

Darin lernen wir als Zuschauer zusammen mit dem dreiköpfigen Gespann bestehend aus dem Ökologen Henderson, dessen promiskuitiver Frau Carla und dem Friedenskorps-Mitarbeiter Jim Farrell die besondere Flora und Fauna von Blood Island kennen. Mutierte Krabben, lebendig erscheinende Bäume mit ausgeprägter Fummellust und zu guter Letzt ein grüner Unhold, dem die Insel-Bewohner ihre Jungfrauen opfern, um dessen Blutdurst und fleischlichen Gelüste zu stillen sind die unheilige Dreifaltigkeit, die mit Schrecken und Verderb auf dem Eiland wütet. Während Jim die Einheimischen im landwirtschaftlichen Bereich up to date bringen soll und zarte Band mit Alma, der Enkelin von Dorf-Bürgermeister Arcadio, knüpft, lernen die Hendersons den mysteriös erscheinenden Großgrundbesitzer Esteban Powers kennen, welcher seit Ende des zweiten Weltkriegs auf der Insel lebt und seine Frau an die Folgen der in der Nähe der Insel durchgeführten Atomtests verloren hat. 

Als hätte das Traumschiff bereits in den ausgehenden 60ern existiert, will der Film den Zuschauer mit seinen exotischen Schauplätzen entzücken und mäandert im gemütlichen Touristen-Schritt, begleitet von ausgedehnten Soundtrack-Eskapaden zwischen anschwellend bedrohlich und vermeintlich folkloristisch, durch die Geschichte. Grob folgt der Plot Mustern des Monsterfilms der 50er Jahre, was nicht nur dem Background über Atomtests und den Folgen der daraus resultierenden radioaktiven Strahlung geschuldet ist. Obgleich fünf Jahre zuvor Herschel Gordon Lewis exzessive Zurschaustellung des roten Lebenssafts im Film salonfähig machte, gibt sich Brides of Blood unentschlossen. Die vorhandenen Gore- und Nacktszenen fallen vergleichsmäßig zahm aus. Es sind einzelne Höhepunkte eines spekulativen Horrorfilms, der seinen konservativen Habitus kaum verbergen kann. Sie erscheinen mehr wie Auflockerungen eines vorrangig ernsthaft ausgelegten, steif vorgetragenen Films. Was zur Befriedigung des Voyeurismus seines Publikums dienen soll, besitzt die Charakteristika eines Kuriositäten-Kabinetts.

Das monströse Melodram der Story ist nicht frei von Kitsch und die Wirkung der Szenen, welche vordergründig schocken sollen, erscheinen mehrheitlich drollig oder amüsant. Dazu kommt, dass Brides of Blood suggeriert, dass ohne den rechtschaffenen, moralisch integren Heilsbringer aus den Vereinigten Staaten - hier in Gestalt des von John Ashley klemmig dargestellten Jim Farrrell - nichts funktioniert. Glücklicherweise will der Film dies seinem Publikum nicht allzu dick aufs Brot schmieren. Mehr ist es eine nervige Randnote eines Films, der um die Ernsthaftigkeit seines inoffiziellen Vorgängers bemüht ist und gleichermaßen versucht, bei den damaligen Entwicklungen im Horrorgenre mitzuhalten. Brides of Blood ist dabei stets bemüht Genre-Moderne und seine Einflüsse aus dem vergangenen Jahrzeht unter einen Hut zu bringen und bietet für Liebhaber des absonderlichen Films einige tolle, obskure Momente. Die aufgesetzte Seriosität, die der Film als Clou ausspielen will, fordert mit dem dabei entstehenden Leerlauf vom Publikum Geduld. Wer bereit ist, diese zu investieren, kann wie ich an der ersten filmischen Reise nach Blood Island durchaus gefallen finden.

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Samstag, 16. Oktober 2021

Terror Is A Man

Man könnte annehmen, dass die Geschichte um Dr. Moreau und seine Experimente für die vielen Creature Features, die in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts über die Leinwände der Kinos und Drive Ins flackerten, eine ideale Inspirationsquelle für mindestens ein dutzend Filme dieser Art gewesen sein müsste. Überraschenderweise ist das Gegenteil der Fall. Vielleicht sahen die Produzenten die Geschichte als nicht lukrativ genug an oder bekamen Sorgenfalten auf der Stirn beim Gedanken an die Ausgaben für das benötigte Special Make-Up für die Tierwesen. Nur Kane W. Lynn, ein während des zweiten Weltkriegs auf den Philippinen stationierter, nach dessen Ende dorthin übergesiedelter Ex-Navy-Pilot traute sich zusammen mit einem jungen Filmemacher namens Eddie Romero, einen lose auf dem Wells-Roman basierenden Schocker auf die gierigen Augen des Publikums loszulassen. Der 1959 entstandene Terror Is A Man war der letzte eines von den beiden ausgehandelten Deals über drei Filme. Darüber besorgt, dass die Produktion sich mit einem rein philippinischen Cast in den USA und anderen englischsprachigen Ländern schlechter verkaufen könnte, begann Lynn für ihren Horrorfilm international bekannte Stars anzuheuern.

Für die Rolle des Dr. Girard konnte man Francis Lederer gewinnen; ihm zur Seite stand Greta Thyssen, die Girards Ehefrau Frances spielte. Die zwischen den Eheleuten bestehende tiefe Kluft darf Richard Derr als Schiffsbrüchiger William Fitzgerald bemerken, der mit seinem Rettungsboot an die Küste der Insel angespült wird, auf der das Paar lebt. Die von ihrem Mann vernachlässigte Frances lässt sich nach kurzer Zeit auf eine geheime Liebschaft mit dem gestrandeten Gast ein. Dieser verspricht der der Isolation auf dem Eiland überdrüssigen Dame, sie bei seiner Abreise mitzunehmen. Derweil versucht der Wissenschaftler, der Evolution auf die Sprünge zu helfen, in dem er aus einem Panther einen Menschen zu formen versucht. Girard bindet den von dessen Experiment faszinierten Fitzgerald in seine Forschungen mit ein, bevor es zur doppelten Katastrophe kommt: Walter, der Assistent des Arztes, erpresst Frances um ein Stück vom Liebeskuchen, als er von ihrer Affäre Wind bekommt und ist gleichzeitig Schuld daran, dass sich nach einem Vorfall mit der Kreatur diese befreit und die Insel zum Blood Island werden lässt.

Wer davon weiß, zu welchen Schlock-Monstern an Filmen die Philippinen in Zusammenarbeit mit amerikanischen Produzenten in den 60ern und 70ern fähig waren, wird von Terror Is A Man überrascht sein. Richtig beginnt die Monstersause erst in den letzten dreißig Minuten und ist im Vergleich mit anderen Co-Produktionen beider Länder von deren wilden Fahrten weit entfernt. Der Ende der 60er unter dem Titel Blood Creature nochmals in die Kinos gebrachte Film schreitet in langsamen Schritten voran und schenkt der armen Kreatur, die unter der Skalpellfuchtel von Dr. Girard zum Menschen geformt werden soll, wenig Beachtung. Lieber beschäftigt man sich mit Zwischenmenschlichem und blickt ausführlich auf die Beziehung der Ehepartner untereinander und derer zu Fitzgerald. Es mag der Geschichte an psychologischer Finesse fehlen und die männlichen Figuren in ihrer Ausgestaltung stereotyp sein; uninteressant ist dieser Einschlag des Films keineswegs. Ein Ausgleich dazu stellt Frances dar, die für das Alter des Films interessant geschrieben wurde. Zwischen verzweifelter, sich ungeliebt fühlender Gattin, in Einsamkeit gefangen und selbstbestimmter Frau, die ihrer Misere leid ist und dezente, emanzipatorische Töne anschlägt, sorgt sie für starke Szenen, durch die der Film sogar minimal an Noir-Dramen kratzt. Im Gegenzug fällt der Film sehr geschwätzig aus und bietet sorgfältigen, wenn auch unspektakulären Mad Scientist-Horror.

Der Build Up zur monströsen Eskalation wird unnötig in die Länge gezogen und irgendwann wird Frances Konflikt zwischen Solidarität zu ihrem Mann und den Gefühlen zu Fitzgerald leider repetitiv. Ansatzweise verfolgt Terror Is A Man das, was Wells mit seinem Buch beabsichtigte und stellt die Frage in den Raum, wer eigentlich nun mehr das Monster ist. Nur ist Girard offensichtlich namentlich und im Verhalten kein Moreau. Der Gott-Komplex fehlt ihm. Er mag getrieben von seinen Forschungen sein, die er exzessiv betreibt und für alles blind ist. Seine Distanziertheit zu seiner Frau, ihrer Beziehung und seine emotionale Unterentwicklung resultiert mehr aus dem Klischee des mit der Wissenschaft verheirateten Forschers, der nur für seine Untersuchungen lebt und seine Vision mit allen Mitteln umsetzen will. Mit der Zeit entfernt sich der Film mehr von der Wells-Geschichte und bezieht Nähe zu Motiven aus Mary Shelleys "Frankenstein", was den Panthermenschen, ein Überbleibsel aus "Die Insel des Dr. Moreau", zum tragischen Opfer formt, dessen Aggressivität dem Verhalten der meisten Menschen ihm gegenüber resultiert.

Das macht Terror Is A Man zu überwiegend klassischem Horror, der mehr in den Bereich der Universal-Produktionen aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu verorten ist, dessen look and feel einem Monsterfilm aus dem Jahrzehnt seiner Entstehung anmutet. Der Film ist gleichzeitig Übergang zum offenherzigeren Horror der sich ankündigenden 60er Jahre und Startschuss in verschiedenen Bereichen. Lynn traf 1963 in New York den Produzenten Irwin Pizor, der zusammen mit diesem und Romero Hemisphere Pictures gründete; gleichzeitig gilt er als Initialzündung für die Blood Island-Trilogie, welche dem Publikum ab 1968 kruden und wilden Horror kredenzte und die Philippinen über die Jahre auch für andere B-Film-Produzenten - allen voran Roger Corman - zu einem interessanten weil günstigen Drehort werden ließ. Von der Wildheit der dort entstandenen Werke mag man bei Terror Is A Man nichts bis sehr wenig spüren. Seine ausschweifende Dialoglastigkeit mag zu Hängern führen, interessant und durchaus unterhaltsam bleibt der Film allemal.





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Donnerstag, 18. Juli 2019

Raw Force (AKA Jäger des tödlichen Jade)

Wenn ich nun, einige Zeit nachdem ich mir Raw Force angesehen habe, meine Gedanken um diesen kreisen lasse, kommt regelmäßig die Frage in mir auf, wie der Film einige Jahre früher auf mich gewirkt hätte. Obwohl ich mich in meiner Twitter-Biographie als Trashologe bezeichne und - hier im Blog seit mehr als zehn Jahren bestens dokumentiert - durch den unwiderstehlichen Morast des B-Films pflüge, hat sich ein früherer Fokus auf Film Oddities in den Hintergrund des persönlichen Geschmacks und der Prioritäten verzogen. Selbst objektiv eher mäßiger Quatsch wie The Nostril Picker wurde damals - vor mehr als zehn bis fünfzehn Jahren - Aufgrund seiner abstrusen Geschichte wohlgesonnen aufgenommen; Ultra-Trash wie der fundamental christlich geprägte Anti-Drogen-Horrorfilm Blood Freak wurde freudig wiehernd bejubelt. Es scheint, als hätte die mit dem erwachsen werden gestiegene Ernsthaftigkeit die Lust auf freakige Filmkunst abseits bekannter Normen in den Hintergrund gedrängt.

Dann kommt eine amerikanisch-philippinische Co-Produktion um die Ecke, die man mir vor einigen Monaten wegen ihrem kruden Auftreten, der abstrusen Geschichte und deren Obskuritäten-Potenzial empfohlen hat. Das Filippino-Kino mit seinen Exploitation-gestählten Filmemachern wie Cirio H. Santiago oder Eddie Romero war mir bereits u. a. durch unglaubliche Werke wie Mad Doctor of Blood Island ein Begriff. Raw Force bietet dabei eine wilde Mixtur aus Hits des damaligen Mainstream- sowie Formeln des Exploitation-Kinos und schert sich einen Teufel darum, nach hochwertigem Kino auszusehen. Die Macher stopfen und drehen wie einst das italienische Exploitation- bzw. Genre-Kino alle erdenklichen Einflüsse in und durch den Fleischwolf. Dem Zuschauer wird als Ergebnis eine Geschichte um zwei amerikanische Buddies und Kampfsportler kredenzt, welche sich während ihres Trips einer Gruppe Pauschaltouristen auf einem alten Dampfer anschließen, welcher Kurs auf das berüchtigte Warrior Island genommen hat.

Auf jenem Eiland hausen kannibalistische Mönche, welche die Kraft besitzen sollen, Tote zum Leben erwecken zu können. Ihre Nahrung in Gestalt halbnackter Frauen erhalten die unheiligen Geistlichen von Mädchenhändlern, die im Gegenzug das immense Vorkommen an Jade auf der Insel zur Monetarisierung nutzen können. Während eines Landgangs verplappert sich einer der männlichen Touristen während eines Puffbesuchs, in dem gleichzeitig der Mädchenhändlerring wortwörtliches Frischfleisch sucht, dass ihr Schiff auf dem Weg zur Insel ist. Da die Gangster bei allem emsigen Treiben noch genügend Zeit zu haben scheinen, nehmen sie die Jagd auf die Touristentruppe auf und verschleppen eine der Frauen, was natürlich den Rest der Passagiere und die Kampfsport erprobten Kumpels auf den Plan ruft. Grotesker Höhepunkt stellt das Finale dar, wenn tote Kampfkünstler sich aus ihren Gräbern erheben und mit ihrem Zombie-Kung Fu gegen die Touries kämpfen.

Bei Raw Force ist der Name Programm. Die grobe Gewalt regiert ab Minute 0 und reiht Keilereien, seichtes Blutgekröse, stumpfe Witzeleien, Horror der weniger schreckenerregend sondern mehr wie Horrorkomödien, die Mitte der 80er in Hong Kong entstanden sind anmutet und viel nackte Haut aneinander. Der dünne rote Faden der Story zerfasert leicht und wenn es sich anbietet, nehmen die Macher Stillstand wohlwollend dann in Kauf, wenn Nuditäten im Vordergrund stehen. Die Party an Bord des ollen Dampfers, dessen Kapitän ein wild gestikulierender und viel Spaß bringender Cameron Mitchell ist, nimmt (zu) viel Zeit ein und lässt ihn dank der schnodderigen Synchro und dem Dauerfeuer an herrlich blödsinnigen Dialogen wie eine Sex-Klamotte wirken. Diese Sequenz bremst bei aller Spaßigkeit das hohe Tempo des Films dezent aus; das stetig vom Drehbuch durchgedrückte Gaspedal lässt Raw Force auch so ins Stottern kommen.

Sein einnehmend naiver Charme kann nicht verbergen, dass die repetitive Abfolge an Grundzutaten der Exploitationkunst in der zweiten Hälfte einer spürbaren inhaltlichen Leere Platz machen. Die rohe Kraft verpufft; in jugendlichen Jahren wäre ich weitaus gleichgültiger damit umgegangen. Unterhaltsam ist der in den US bei Vinegar Syndrome erschienene Film dennoch. Mit den richtigen Leuten ist dieser Film gewordene Altherrenabend eine mit Unglaublichkeiten gespickte, anachronistische Exploitation-Granate. Wer sich schon nach zehn Minuten Deathstalker (hier besprochen) wegen dessen sexistischen Tons duschen möchte, sollte Raw Force lieber auslassen. In den frühen 80ern war Actionkino weit weg von den heutigen gendersensiblen Umgangsformen der heutigen Gesellschaft eine rollentechnisch einfache Schwarz-Weiß-Geschichte, in dem der Mann eindeutig die engen Hosen an hatte. Eine zumindest mich belustigende Eigenart, die Raw Force für mich persönlich noch spaßiger werden lässt.


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Montag, 30. Mai 2011

Beast of the Yellow Night

Joseph Langdon ist ein schlimmer Finger. Geraubt und vergewaltigt hat er und irrt nun kurz nach dem zweiten Weltkrieg irgendwo im südostasiatischen Dschungel umher. Schwer gezeichnet und kurz vorm Abnippeln erscheint dem desertierten US-Soldaten der Leibhaftige persönlich in Gestalt eines ganz leicht verschmitzt aus der Wäsche schauenden, übergewichtigen Ureinwohners. Er bietet ihm einen Deal an: wenn er die Seele Langdons erhält, so bekommt dieser im Gegenzug frische Lebenskraft, Unverwundbarkeit und eine neue Identität obendrauf. Langdon geht darauf ein und merkt aber alsbald, dass er damit dann doch nicht so glücklich ist. Im Körper des schwerreichen Geschäftsmanns Philip Rogers muss er sich mit dessen Ehefrau Julia und den Problemen der Eheleute herumschlagen und bereut es, dass er nicht so einfach den Tod als Ausweg aus seiner missliche Lage wählen kann. Er versucht, die Sache mit Julia auf die Reihe zu bekommen, doch im falschen Moment plagen ihn durch zu große Emotionalität immer Magenschmerzen (!), die ihn zu einem ziemlich behaarten Wüstling mit ordentlich Mordlust mutieren lassen. Da hilft auch kein Rennie mehr. Dafür aber ein alter, blinder Ex-Gangster, der ihm bei seiner Flucht vor dem wütenden Mob, nachdem er einen armen, alten Kerl um die Ecke gebracht hat, Unterschlupf gewährt. Das Drama nimmt somit seinen Lauf.

Beast of the Yellow Night ist eine weitere Unglaublichkeit aus dem filmischen Fundus von Eddie Romero, dem Meister von schrägem US/Philippino-Horrorschlock. Am bekanntesten ist er für seine so genannte Blood Island-Trilogie, welche aus den Filmen Brides of Blood (1968), Mad Doctor of Blood Island (1968) und Beast of Blood (1971) besteht und von denen es (leider) nur letzterer nach Deutschland geschafft und den knuffeligen Titel Drakapa, das Monster mit der Krallenhand verpasst bekommen hat. Zwischen Brides of Blood und Drakapa fand Romero die Zeit, mit seinem Haus und Hof-Darsteller John Ashley noch mal fix das Beast of the Yellow Night abzuliefern. Die beide Kumpels haben das Ding auch zu gleichen Teilen produziert und liefern hier eine wilde Mixtur aus Monsterhorror mit Werwolf-Bezügen, seichtem Ehedrama und der bekannten Story um Mephisto und Co. Was sich zuerst so liest, als könnte dies gar nicht so richtig passen, bekommt Romero dennoch recht ordentlich auf die Reihe. Wobei der Maestro hier allerdings anders als in seiner Trilogie etwas mit angezogener Handbremse arbeitet.

Es kann aber auch sein, dass er da schon längst seine besten Ideen in seiner Trilogie verarbeitet hat und nun kaum noch tolle Einfälle für diesen kleinen Heuler fand. Diese gewisse Ernsthaftigkeit, die man Beast of the Yellow Night durch die Krise zwischen Roger und Julia geschenkt hat, macht den Film leider etwas bräsig. Man wollte wohl weg von offensichtlichen Schauwerten wie Monsteraction, die hier recht wenig vorhanden ist und eher seine Version von innerer Zerrissenheit des Protagonisten zeigen. Roger kämpft mit seiner schweren Bürde, die ihm der Deal mit dem Teufel eingehandelt hat. Romero packt die doppelte Tragikkeule aus, da ja nicht nur der mephistophelische Pakt an den Nerven von Roger zehrt sondern auch noch sein kleines Magenproblem mit den äußerst unschönen und haarigen Nebenwirkungen. Das hat man eben davon, wenn man dem Satan auch schön verspricht, alles zu tun, was dieser von einem verlangt. Nicht, dass gewisse Ernsthaftigkeit im Horrorfilm eine schlechte Sache ist. Mitnichten. Sowas ist gerne gesehen, wenn es denn mit Können umgesetzt ist. Ansatzweise ist das auch bei Romero vorhanden.

Dessen Filme sind meistens recht ordentlich geraten, doch bei Beast of Yellow Night krankt die Story einfach an Hauptdarsteller John Ashley. Bei dem fuhr das Schauspieltalent ohne ihm vorher bescheid zu geben wohl einfach mal in den Urlaub und so zieht dieser mit versteinerter Mine in seinen unhaarigen Momenten durch die Sets und blubbert monoton über seine Probleme mit dem Frauchen und seinen Pakt. Ashley, der wohl gewiss auch ein wenig Frauenschwarm war, gibt sich für diese Rolle einfach zu cool was nicht so richtig passen mag. Dessen monotone Darbietungskunst zieht sämtliche Szenen zwischen ihm und Julia runter. Und das, obwohl seine Kollegin Mary Wilcox ihre Sache doch recht gut hinbekommt. Schnell wird die Langeweile zum Sitznachbaren im Heimkino und die wenigen interessanten Szenen mit dem behaarten John Ashley, können dieses Defizit nicht wirklich ausgleichen. Die Tragik des Stoffs des im Pakt mit dem Teufel feststeckenden und als Monster durch die Nacht schleichende Menschen ist wohl einfach etwas zuviel für Ashley gewesen. Lustig, dass dessen Minenspiel als Monster sogar besser geraten ist.

Beim Monster präsentiert uns Romero dann eine Mischung aus Grinch und dem Animal aus der Muppetshow, dass zum Leidwesen des Zuschauers und des Spaßfaktors des Films für viel zu wenig Action sorgt. Die Schockwirkung hält sich natürlich in Grenzen, dafür ist das ganze dann doch wieder zu unbedarft. Zudem bekommt sicherlich niemand sowas wie Angst vor einer Bestie, die sich wegen Magenschmerzen die meiste Zeit über die Plautze hält. Wenn dann doch mal die Mordlust überwiegt, zieht Romero ordentlich vom Leder und präsentiert einen aufgeschlitzen Bauch oder auch eine recht große Kopfwunde. Hier kommt der Film dann ein wenig aus den Puschen, aber sein betuliches Tempo wird er die ganze Zeit über nicht so recht los, was ihn einfach nur ausbremst. Ordentliche Monster on the loose-Action, wie sie zum Beispiel in Mad Doctor of Blood Island geboten wird, wäre auch hier besser gewesen, bieten diese Szenen doch meist die besten oder wenigstens unterhaltsamsten Momente des gesamten Films. Die einschläfernde Wirkung der Story schafft es ja sogar die unfreiwillige Komik, die immer zusammen mit dem Monster erscheint, nicht wirklich punkten zu lassen.

Meistens hängt Ashley in seiner Monsterkluft bei dem blinden Gangster rum und wartet ab, bis er wieder ein Mensch ist um anschließend mit diesem über sein Schicksal zu plaudern. Beast of the Yellow Night ist eine Spur zu redselig ausgefallen, was sich durch den später übrigens als Erzähler in der Originalfassung der TV-Serie Das A-Team bekannt gewordenen Ashley und dessen Unvermögen stark bemerkbar macht. Das senkt das Vergnügen, welches der Film doch so hier und da entstehen laßt, um so einiges. Mehr als knapp überdurchschnittliche Philippino-Trash-Kost ist hier dann nicht drin. Auch der etwas, durch das plötzlich in Aktion erscheinende Militär, flottere Schlussteil kann das nicht mehr auffangen. Hier kommen dann Geballer, Flammenwerfer und die ein oder andere Prügelei zwischen Soldaten und der im Titel genannten Bestie vor. Beast of the Yellow Night ist rege bemüht, aus sehr unterschiedlichen Versatzstücken ein gutes Gesamtpaket zu basteln, scheitert dabei allerdings auf leidlich amüsante Art und Weise. Das es Romero weitaus besser im Sinne von trashiger und unterhaltsamer kann, beweist er ja in anderen Werken wie eben dem Mad Doctor oder auch Drakapa. Das nächste Mal dann bitte wiedet etwas mehr Action, Herr Romero.
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