Freitag, 22. April 2022

Nacht für Nacht (AKA Are You In The House Alone?)

Von der Hand zu weisen sind die vorhandenen Parallelen nicht, dennoch wäre es zu einfach, den für das US-Fernsehen produzierten Film als günstige Kopie von John Carpenters Halloween abzustempeln. Hüben wie drüben plagt sich eine Highschool-Schülerin mit dem Terror einer ihr zunächst unbekannten Person herum und der finale Angriff auf Protagonistin Gail erfolgt während sie ihrem Gelegenheits-Job als Babysitterin nachgeht. Deren Angreifer erweist sich im Gegensatz zu Carpenters Werk aber als sehr reelle, greifbare Person und nicht als ein zum allmächtigen Boogey Man stilisierten Mörder. Mit seinen ersten Minuten positioniert sich Nacht für Nacht als Film, der nicht einzig als Thriller unterhalten, sondern auf ein brisantes wie wichtiges Thema hinweisen möchte. Die auf einem Buch des Autoren Richard Peck basierende Produktion nutzt viel mehr ihren Suspense-Part um auf die eigentliche Prämisse hinzuarbeiten. 

Noch recht neu an ihrer Schule lebt Gail ein beschauliches Teenager-Leben, welches sich um erste Schwärme, die Schule und ihre Hobbys dreht. Von ihrer besten Freundin Allison mit dem charmanten Steve verkuppelt worden, könnte es für die 17-jährige junge Frau nicht besser laufen. Plötzliche anonyme Anrufe und Zettel mit Drohungen in ihrem Spind und der Umstand, dass ihr Umfeld diese Bedrohungen klein reden und nicht ernst nehmen, machen Gail mit der Zeit immer mehr stark zu schaffen. Die Situation eskaliert, als sie Abends während eines Babysitter-Jobs von ihrem Stalker aufgesucht und vergewaltigt wird. Obwohl ihr der Täter bekannt ist, versucht Gail zunächst zu verschweigen, wer dieser ist. Erst als sie mitbekommt, dass dieser mit seiner Masche weitere Mitschülerinnen bedroht und in der Vergangenheit vergewaltigte, fasst sie den Mut, es mit ihrem Peiniger aufzunehmen.

Nicht unüblich für amerikanische Fernsehfilme, will auch das im Original Are You In The House Alone? betitelte und vorrangig als Publikums-Unterhaltung ausgelegte Werk gleichzeitig ein ernsthaftes Thema ansprechen und aufzeigen. Bis zu diesem Turning Point arbeitet der Film als handwerklich solide umgesetzter Thriller, dessen besten Szenen diese sind, wenn Gail aus ihrer behaglichen Welt herausgerissen und allein mit ihren Problemen gelassen wird. Die stetig wachsende Verzweiflung der jungen Frau, glaubhaft und stark von Kathleen Beller (die einem etwas größeren Publikum als Alana aus Albert Pyuns Debüt Talon im Kampf gegen das Imperium AKA The Sword and The Sorcerer bekannt sein könnte) dargestellt, arbeitet bereits auf den späteren Filmpart als Vergewaltigungsdrama hin und schafft in ihrer Stimmung manch unangenehme Momente.

Dazwischen bemüht sich der Film, falsche Fährten in Bezug auf den bis dahin unbekannten Verfolger Gails zu legen und Zeit mit manchen Nebenplots zu schinden. Bereits dort schlägt der Film dramatische Töne an und gibt viel vom familiären Umfeld seiner Protagonistin preis, was für die weitere Handlung nicht von Belange ist. Der als ausgedehnte Rückblende erzählte Thriller-Teil des Plots wird diesen Teenager-Dramen durchbrochen um ein angepeiltes jüngeres Publikum abzuholen, bevor alles in die Vergewaltigung mündet. Nacht für Nacht bemüht sich redlich, mit dem nötigen Ernst an das Thema heranzugehen und die leider selbst heute noch stattfindende Vertuschung solcher Taten und dem Decken von Tätern anzusprechen. Mit dem abrupten Ende und dort eingesetzten Voice Over, welches erzählt, was mit Gails Vergewaltiger geschah und auf die Ungerechtigkeiten des damaligen Rechtssystems hinweist, bleibt ein leicht fader Beigeschmack.

Der vor einigen Monaten von Vinegar Syndrome als Bestandteil eines Boxsets auf Blu Ray veröffentlichte Film bleibt in dieser Hinsicht ein in Bezug auf seine Thematik um Sensibilität bemühtes Werk, das dann leider doch nur an der Oberfläche kratzt. Sowohl als Drama wie als Thriller, wobei Nacht für Nacht glücklicherweise kein sensationsheischender Schmuh ist. Auf der anderen Seite gingen seine Schöpfer einen mutigen Weg, mit ihrem Film auf ein auch aktuell weiterhin wichtiges Thema aufmerksam zu machen. Dabei sei die Frage, ob er als Thriller mehr Spannungsmomente vertragen hätte, letztendlich hinten angestellt. Eher scheint es Unsicherheiten diesbezüglich gegeben zu haben, wie man seine Materie an das US-Fernsehpublikum herantragen solle, dass es durch eine zugeknöpfte bzw. konservativen Haltung vieler Amerikaner dort nicht gleich zu einem Massenaufschrei kommt. Leider steht man sich damit selbst im Weg und schafft somit nur bis zu einem gewissen Punkt großflächig zu überzeugen.

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Donnerstag, 21. April 2022

Der Fluch des blutigen Schatzes (AKA Scalps)

Als Filmfreund ohne Berührungsängste, nach dem persönlichen Credo "Wer Arthouse sagt, muss auch Z-Grade sagen" lebend, springe ich in den Niederungen der Filmgeschichte von Trash-Level zu Trash-Level bis mein Endboss kommt. Ich finde es auf eine gewisse Weise immer überraschend, dass dieser bei mir auf den Namen Fred Olen Ray hört, wo es gefühlt Menschen gibt, die weniger Regietalent besitzen als der Amerikaner. Sympathisch an ihm finde ich seit jeher, dass er sich in Interviews nicht verbiegt und seine Schöpfungen niemals als große Kunst oder dergleichen verkaufen will. Ganz bewusst spricht er meist von billigen, eilig abgedrehten Filmwerken, während der Drehs am Rande der Budgetgrenze darbend häufig mit Problemen kämpfend. Seine Anekdoten sind oftmals interessanter als die Endergebnisse selbst, welche entweder schlicht und ergreifend einfallslos runtergedreht wirken oder mit störendem, schalen Humor aufgepeppt bzw. gleich mit dämlichen Witzchen um sich werfende Komödien sind.

Der Fluch des blutigen Schatzes fällt eindeutig in die erste Kategorie. Grob umschrieben schuf Olen Ray einen schalen Slasher mit übernatürlichem Beiwerk, der von einer Studentengruppe handelt, die entgegen eines Verbots der örtlichen Behörden und der für solche Filme unumstößlichen Warnung, hier von einem gebrechlichen Ureinwohner, auf altem Stammesterritorium auf Geheiß ihres Professors Relikte sammeln und katalogisieren sollen. Dort angekommen, fährt der Geist des zu Lebzeiten mit schwarzer Magie hantierenden Indigenen Black Hawk in einen der Archäologen-Anwärter, was zu einem Wochenende mit Mord und Totschlag führt. Die steinige, öde Landschaft, welche als Kulisse auserkoren wurde, steht repräsentativ für das Filmerlebnis des Zuschauers. Uneben und plump in der Narrative, verlangt Scalps uneingeschränkte Geduld von seinem Publikum, bis der bis dahin als unheilvolle Vision zwischengeschnittene Geist zur Tat schreiten darf.

Olen Ray verplempert scheinbar lieber die wertvolle Zeit mit bewährten Genre-Formeln, schafft es allerdings nur bedingt, Interesse an seiner Story zu wecken. Am Foreshadowing, welches in den zwischengeschnittenen, "visionären" Szenen bei Zuschauern mit wachem Auge leider das Finale spoilert, trägt der Regisseur keine Schuld. Seiner Aussage nach wurde ihm der finale Schnitt entzogen und der Verleih entschied letztendlich, dass diese Szenen dem Werk angeblich mehr Spannung schenken sollten. Mehr beschränkt man sich auf amateurhafte Weise darauf, die theoretisch verstandenen Funktionen des Horrorgenres praktisch gänzlich unpersönlich in den Plot einzubauen und schmückt diesen gleichzeitig mit Füllseln aus. Am Wendepunkt angelangt, werden dann die zur Entstehungszeit bereits etablierten Standards abgespult ohne beim Zuschauer größeres Interesse zu wecken. Bis zu den rettenden Credits ist Scalps ein dröger Slasher ohne inhaltliche Besonderheiten.

Bedingt konnte der Film bei mir persönlich dadurch punkten, dass durch sein stark grobkörniges Bild, gedreht wurde auf 16mm-Material, welches für eine Kinoauswertung auf 35mm aufgeblasen wurde, dem ganzen Werk zusammen mit dem Synthie-Soundtrack eine leicht alptraumhafte Atmosphäre geschenkt wird. Alles scheint immer etwas unwirklich, wie ein längerer, derber Traum der jemanden Nächtens mit seiner Bilderflut malträtiert. Mit der ungeschlachten Umsetzung ist Olen Rays dritter Film ein Hinweis darauf, wohin die Reise für diesen in den nächsten Jahren gehen sollte: in eine ständig laufende Produktionsmaschinerie mit hohem Output, in dem die meisten Werke billig wie eilig abgedreht wurden, damit der Rachen der Videothekengänger gestopft werden konnte. Meist liebloser Fraß mit komischem Nachgeschmack, zusammengemantscht von jemanden, der die Theorie gut beherrscht und das Genre nachvollziehbar mag, in der Praxis aber leider scheitert. Quasi wie Eli Roth, nur dass der nicht so viel dreht. Eine persönliche Note schmeckt man selten; beim Fluch des blutigen Schatzes blitzt diese zumindest schwach auf, bevor er sich in Monotonie auflöst.
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Samstag, 16. April 2022

Good Night Hell

Als ein Freund dystopischer Szenarios in Film, Buch und Game reibt man sich dieser Zeit besorgt die Augen. Eine mehr als zwei Jahre anhaltende Pandemie, Konflikte auf dem heimatlichen Kontinent die laut einigen Unkenrufen böse eskalieren könnten. Könnten die geschätzten Geschichten von der Zeit nach dem End of the World, as we know it in gewisser Weise zu bitterer Realität werden? Im Falle solcher Filme wie Good Night Hell kann man ohne mulmiges Gefühl unbekümmert das Konstrukt einer Welt nach einem einen Großteil der Menschheit vernichtenden Krieg betreten. In der Ausgestaltung zu abstrakt und mehr noch zu offensichtlich an größere Vorbilder aus der Geschichte des phantastischen Films angelehnt, erzählt der im Original The Terror Within betitelte Film von einer kleinen Gruppe Wissenschaftler, die in einem kleinen Labor in der Mojave-Wüste der Dinge harren, bis die verseuchte Erdoberfläche wieder dauerhaft betreten werden kann.

Bei einem Kontrollgang werden zwei Mitglieder des Teams von einer "Gargoyle" genannten Kreatur angegriffen, wobei der Funkkontakt zum Labor abbricht und sich eine Rettungseinheit auf den Weg macht, nach dem Rechten zu sehen. Diese kann ihre Kollegen nur noch tot auffinden, treffen dafür allerdings auf eine Überlebende, die zudem noch schwanger ist. Zurück im Labor stellt eine Ärztin fest, dass die Schwangerschaft der geborgenen Frau rasend schnell verläuft und nach einer extrem blutigen Art der Geburt haben die Wissenschaftler alle Hände voll zu tun, sich gegen den blutrünstigen Sprössling zur Wehr zu setzen. Die langen Gänge und verwinkelten Ecken des Laboratorium eignen sich hervorragend dazu, die Jagd nach dem mutierten Monstrum möglichst breit in die Länge zu ziehen, um auf eine Standardlaufzeit von neunzig Minuten zu kommen.

Zwar gestaltet sich die Jagd auf den Mutanten nicht sonderlich spannend, dennoch ist Good Night Hell weit entfernt von quälend langweiligem Krauchen durch spartanisch ausgestatteten Kulissen. Stereotype Figuren werden der Reihe nach von einem Stuntman im monströsen Bodysuit mal mehr, mal weniger blutig über den Jordan befördert, bevor ein finaler Endkampf mit den hartnäckigeren Vertretern unserer Spezies auf dem Plan steht. Garniert wird das mit einigen netten Effekten und einer obligatorischen Lovestory, um den Plot dezent mit Dramatik zu würzen. Dank erfahrener Leute hinter der Kamera wurde das uninspirierte Buch handwerklich ordentlich umgesetzt, was dem Zuschauer eine durchschnittliche Erfahrung mit diesem Alien-Rip Off bringt. Für schmerzbefreite Kurzweil ist das schon recht in Ordnung, doch mit Filmen wie Mutant - Das Grauen im All oder Planet des Schreckens hatte Corman in den Jahren davor bewiesen, dass er so eine Art vom Filmen noch besser kann. 

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