Samstag, 30. Mai 2009

Eden Lake

Die Kindergärtnerin Jenny und ihr Freund Steve machen sich auf, ein entspanntes Wochenende am abgelegenen Eden Lake mit Zelten und Faulenzen zu verbringen. Auf dem Gelände soll in einiger Zeit eine Ferienwohnanlage für die bessere Gesellschaft entstehen und bevor das Idyll zerstört wird, will das Paar hier noch zwei schöne Tage verbringen. Doch das eigentlich so toll gestartete Wochenende wird jäh von einer Gruppe Halbstarker gestört, die ebenfalls am See die Zeit totschlagen und dabei mit lauter Musik und ihrem ziemlich vulgären Gehabe vor allem Steve schnell auf die Nüsse geht. Schnell kommt es zu kleineren Konflikten mit den Teens, was darin gipfelt, das am nächsten Tag die Strandtasche und schließlich das Auto von Steve und Jenny gestohlen wird. Außer sich vor Wut macht sich Steve auf die Suche nach den Jugendlichen, stellt diese und schnell entbrennt ein Streit der sich zu einer gefährlichen und gewalttätigen Hetzjagd der Gruppe auf das Paar entwickelt.

Nicht nur aus Frankreich kommen die realistisch gefärbten, überharten Schocker. Auch Großbritannien meldet sich mit Eden Lake zu Wort und kann mit den Filmen der Nouvelle Vague Extreme sehr gut mithalten. Zumal es Regisseur Watkins mit seinem Film gelingt eine jeder Zeit gut nachvollziehbare Geschichte zu erzählen, die nicht in Abenteuerlichkeiten abdriftet. Der mittlerweile am Sequel zu Neil Marschalls Höhlenschocker The Descent arbeitende Watkins schuf hier einen Thriller, den man mit einem in der heutigen Jugend sehr verbreitenden Wort wirklich treffend beschreiben kann: krass. Doch während gerade die französischen Kollegen volle Breitseite auf jedes Gräuel draufhalten, so läßt Eden Lake auch immer noch Raum für das Kopfkino und blendet auch ab und zu ab oder deutet nur an, anstatt vollkommen das Kunstblut sprechen zu lassen. Kommt dieses allerdings zum Einsatz, so darf man sich auf einige wirklich unschön anzuschauende Szenen "freuen".

Es ist ein Film, der die Konflikte zwischen der jugendlichen und der älteren Generation mit einer garstigen Geschichte erzählt, diese überspitzt und dennoch auch zu so manchem Gedanken anregt. Alles im Gewand eines Survivalthrillers verpackt, läßt Watkins sein Werk zu einem auf der Metaebene durchaus kritischen Film über die soziale Verwahrlosung der heutigen Jugendlichen werden, die durch ein kaltes und gefühlreduziertes Klima innerhalb der Gesellschaft und der Familie sich ihre eigene Welt mit teils grausamen Regeln schaffen. Diese lauten das nur der Stärkste überlebt und man auf irgendwelche ethischen und sozialen Werte auf gut Deutsch gesagt einfach scheißt und nichts darauf gibt. Ein Rudelführer, im Falle des Films ein durchtriebener und gemeingefährlicher junger Mann namens Brad, bestimmt, wie sich die Gruppe verhält und was getan wird. Cliquendiktatur, in der jedes kritische Wort durch das harte Wort der Gewalt zunichte gemacht wird.

Vulgär, respektlos und mit einer stetig vorhandenden und zur Schau getragenen Gewaltbereitschaft treten sie den Protagonisten gegenüber auf und schaffen es mit gekonnter Provokation, vor allem die männliche Seite des Paares auf die Palme zu bringen. Vor allem bei Steve scheint sich hier allerdings auch sehr schnell die Seite der Vernunft auszuschalten, so das selbst seine Freundin ihn zum Beispiel nicht mal davon abbringen kann, in einem Haus der Eltern eines Jugendlichen rumzuschnüffeln. Watkins repräsentiert mit den beiden Figuren sowohl die harte und strenge Hand der Gesellschaft gegenüber solcher "Rowdies" (Steve) als auch eine vernünftigere, nachdenkende und hinterfragenderen Teil (Jenny), der darum bemüht ist, aufmerksam zu schenken und pädagogisch richtig zu verfahren. Kein Zufall scheint dabei zu sein, daß man für Jenny den Beruf der Kindergärtnerin gewählt wurde. Doch auch diese muss schnell erfahren, das bei jener Gruppe jeglicher guter Wille Zeitverschwendung darstellt.

Die Gruppe der Jugendliche erscheint degeniert, die vor allem aus purer Langeweile alsbald versucht, die Zeit mit dem "Spiel" des Terrors zu vertreiben. Doch aus dem Spiel wird schnell ernst, das den Jugendlichen schnell aus den Händen gleitet. Die Taten der Teens mögen teils für die Dramatik des Films zugeschnitten, übertrieben erscheinen, trifft allerdings auch einen kleinen, wahren Kern, daß die Taten der Gruppe eine gefährliche Eigendynamik entwickeln, die nur schwer aufzuhalten sind. Beinahe professionell und abgebrüht stellen sie Steve und Jenny nach, treiben ihre grausamen Spielchen mit diesen und schrecken nicht davor zurück, mit Menschenleben zu spielen. Dabei gelingt es Eden Lake in der erschütternden Darstellung dieser Gruppe den Zuschauer schnell einige zusätzliche Schocks zu verpassen, fernab von jeglicher Gewaltdarstellung, die innerhalb des Films stattfindet. Gekonnt wird hier nach und nach die Stimmung verändert, die anfänglichen warmen Farben werden von einem kühlen, kalten und harten Look abgelöst.

Distanziert gibt sich hier Eden Lake, der durch einige Kameraeinstellungen nicht nur das Beobachten von Steve und Jenny durch die Jugendlichen andeutet, sondern auch den Zuschauer zu einer Art Voyeur und stillem Mitwisser der im Wald passierenden Taten werden läßt. Eine eigentlich gut gedachte Idee, die aber wie im französischen Inside aber auch etwas krankt. Die Atmosphäre wirkt an einigen Stellen zu unterkühlt und trotz der für die Protagonisten mitgebrachten Sympathien fehlt ein wirklich eindeutiger Identifikationspunkt, der einen mit den Figuren und ihren Leiden mitfiebern läßt. Schade, hier verschenkt der Film so einiges an Potenzial, obwohl er es mit einer recht flotten und spannungsreichen Schilderung der Geschichte kompensieren kann. Es scheint aber gerade so, als wolle er nicht, das sich der Zuschauer vollends mit dem Film einlassen kann.

Trotz all dieser Mankos funktioniert er, bleibt durch seine bodenständige und realistisch gefärbte Darstellung ein sehr harter Thriller, der einen konsequenten Weg beschreitet und so auch in seinem Ende einen bitteren, aber logischen Weg beschreitet. Für den Zuschauer bleibt so keine Katharsis, was Eden Lake im Kopf von diesem hängen läßt. Der Terror- bzw. Rache-Thriller lebt zudem durch das gute Spiel seiner jugendlichen Darsteller und dem von Kelly Reilly, welche so einiges im Verlauf der Handlung einstecken muss. Selbst wenn diese sich dann gegen die Misshandlungen der Peiniger auflehnt und sich wehrt, gelingt es dem Streifen auch hier - trotz des Fokus auf die Unterhaltung - einige nachdenklich machende Momente zu erschaffen. So mag man sich die Frage stellen, ob ihre Gegenwehr, geboren aus reinem Überlebensinstinkt, Wut und Verzweiflung - in ihrer Härte wirklich legitim ist.

Nicht zur Frage steht, ob Eden Lake ein gelungener Film ist oder nicht. Dies ist er auf jeden Fall, ist er doch ein mit sicherer Hand umgesetzter Thriller. Wäre er nicht schon durch seine wechselhafte Geschichte der Altersfreigabe - die FSK ließ die ungekürzte Fassung nach der ersten Sichtung durchfallen - und den guten Kritiken im Internet bei den Fans auf dem Schirm, so wäre er ein richtiger Geheimtipp. So bleibt er aber ein sehr sehenswerter Rache-Thriller mit einigen wirklich derben Momenten, welche allerdings nie wirklich Selbstzweckhaft erscheinen und trotz ihrer Härte gut in die Story eingefügt wurden.
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Sonntag, 17. Mai 2009

The Killer Must Kill Again

Nach einem Streit mit seiner Frau zieht es Giorgio Mainardi zu seiner angeblichen Geliebten. Auf seinem Weg dorthin beobachtet er einen Mann, wie er die Leiche einer Frau mitsamt eines Autos versenkt. Mainardi hat eine Idee und stellt den Mann noch im gleichen Augenblick. Er unterbreitet ihm ein Angebot, in dem er für 20.000 Dollar Mainardis Frau umbringen soll. Tut er das nicht, so wandert Mainardi mit dem Feuerzeug des Mörders, auf dem die Fingerabdrücke von diesem sind, und einer genauen Täterbeschreibung zur Polizei. Der Mann willigt ein und erledigt seinen Auftrag. Dabei läßt ein unachtsamer Augenblick die Situation eskalieren. Beim Aufräumen des Tatorts, dem Haus der Mainards, wird dem geheimnisvollen Killer dessen Auto mitsamt Leiche der Ehefrau im Kofferraum von dem jungen Pärchen Luca und Laura gestohlen, die sich damit auf dem Weg zum Strand befinden. Während diese nichts ahnend mit der Leiche im Auto auf den Weg machen, verfolgt vom Mörder, muss sich Mainardi urplötzlich mit der Polizei und einem sehr genauen Inspektor herumschlagen, die ein Einbruch mitsamt einer Entführung der Ehefrau vermuten, da Nachbarn den Mörder beim Verfolgen der Autodiebe beobachteten und diesen für einen Dieb hielten. Sowohl für Mainardi als auch für Luca und Laura zieht sich die Schlinge um den Hals immer enger zu.

Die beiden bekanntesten Filme des in Norditalien geborenen Luigi Cozzi sind zwei ziemlich dreiste, aber auch wohl gerade deswegen so unterhaltsame Rip Offs bekannter Blockbuster. Während der 1980 entstandene Astaron - Brut des Schreckens eine netter Schundfilm zwischen Horror und Science-Fiction ist, entstanden im Fahrwasser von Ridley Scotts Alien, so ist Star Crash eine ziemlich dreiste Kopie des Kassenschlagers Star Wars. Doch sollte man Cozzi nicht auf trashige Kopien großer Vorbilder beschränken. Dies zeigt er vor allem mit seinem Debutfilm The Killer Must Kill Again, der innerhalb der großen Giallowelle Mitte der 70er entstand und sich dabei vom Gros des Genres wohltuend abhebt. Zu Verdanken hatte er dieses Projekt übrigens seinem Freund Dario Argento, von vielen als Großmeister des Giallos verehrt, mit dem er auch bei dessen Filmen Vier Fliegen auf grauem Samt und Die Halunken zusammenarbeitete.

Überraschenderweise hat es The Killer Must Kill Again all die Jahre über nie zu einer Veröffentlichung in Deutschland geschafft. Weder im Kino noch während des Videobooms nahm sich ein Verleih dem Werk Cozzis an, so das nur ausgesprochene Liebhaber des Genres den Titel kennen. Schade, muss man hier sagen, denn auch wenn der Film kein wirklich herausragendes Werk ist, so ist er durchaus mehr als nur einen flüchtigen Blick wert. Cozzi bricht nämlich mit der üblichen Whodunit-Handlung, welche gerade zu den Boomzeiten des Giallos in wirklich jedem Vertreter zu finden war und präsentiert einen interessanten Thriller, dem es lediglich in den entscheidenden Momenten an dem letzten Quentchen Spannung fehlt. Anders ausgedrückt: wäre Cozzi ein Koch, so hätte er sein Mahl einfach ein wenig herzhafter würzen müssen. Ansonsten wäre aus einem wohlschmeckenden Snack ein wahres Festessen entstanden.

Dabei schafft er es doch schon mit der Einstiegssequenz, die schon mit interessanten Einstellungen aufwarten kann, den Zuschauer gut auf die folgende Geschichte einzustimmen. Hilfreich dabei war allerdings auch, das die Wahl auf Antoine Saint-John als Mörder gefallen ist. Durh sein markantes Gesicht und geheimnisvollen Auftreten schafft er eine unheimliche Präsenz, die für den Zuschauer zugleich unheimlich als auch faszinierend ist. Unterstützt durch Cozzis handwerklich wirklich gute Umsetzung des Stoffs, erschaudert der Zuschauer innerlich sofort, wenn Saint-John ins Geschehen rückt. Er spielt seinen Charakter wortkarg und verschafft diesem eine eiskalte Präzision. Sowohl was das Ausführen der Morde als auch der Verfolgung des Diebespärchen angeht. Gerade sein Auftritt bei Mainards Frau erhält einen beeindruckenden Nachgeschmack, wie er hier allein durch wenige Worte und seine bloße Gestik und dem Minenspiel hier Spannung erzeugen kann.

So kann man Saint-John die beste mimische Leistung anrechnen, wobei die Kollegen auf einem gutklassigen Level anzusiedeln sind. Einzig und allein George Hilton, der sehr oft mit der bezaubernden Edwige Fenech an der Seite in so manchen Gialli in dieser Zeit zu sehen war, bleibt hinter seinem Können zurück. Auch wenn er schon in den anderen Filmen sehr reserviert und aalglatt spielt, so kann man seine Leistung in The Killer Must Kill Again als eher schwach und sichtlich starr bezeichnen. Glücklicherweise bricht er im Finale aus seiner schauspielerischen Lethargie aus und bringt eine dafür angemessene Leistung. Allerdings braucht man dies als nicht weiter tragisch zu bezeichnen, da Hilton nicht allzu oft zu sehen ist. Der Fokus der Geschichte liegt eher auf dem Schicksal von Luca und Laura, im übrigen dargestellt von der hübschen spanischen Schauspielerin Cristina Gálbo, die unter anderem im Giallo What Have They Done To Solange? zu sehen ist, welcher zur damaligen Zeit vom deutschen Verleih unter dem Titel Das Geheimnis der grünen Stecknadel zu einem Edgar Wallace-Streifen umfunktioniert wurde.

Diese ist auch Mittelpunkt in einer Szene, welche durch einen gewagten Gegenschnitt eine sehr herbe Note gewinnt. Während sich ihr Freund Luca bei der Beschaffung von Essen mit einer Anhalterin, welche eine Autopanne hatte, vergnügt, wird sie vom Mörder in aller erdrückender Ruhe vergewaltigt. Trotz des immensen Sleazefaktors, den Cozzis Film hier urplötzlich bekommt, funktioniert die Szene auch als krasser Schocker, was durch eindringliche Pianoklänge untermalt wird. Hier zieht Cozzi die Schraube an und dreht den Exploitation- und den Gewaltfaktor hoch, in typisch italienischer Manier dabei recht locker und doch präzise umgesetzt. Doch auch wenn hier der Film einen etwas rauheren Ton bekommt und auch schon vorher einige tolle Szenen bot, so richtig packen kann der im englischen auch als Dark Is Death's Friend bekannte Film leider nicht. Käme man nochmal auf den Kochvergleich zurück, würde einfach von der Zutat Suspense etwas fehlen.

Die Spannung erzeugt Cozzi vor allem in solchen Szenen, in denen es darum geht, das Laura und ihr Begleiter an den Kofferraum sollen. Der Regisseur spielt hier mit dem Wissen des Zuschauers um den grausigen Inhalt des Autos und bekommt hier einige nette Szenen hin. Auch wenn das Wort nett schon zeugt, das es zu wenig ist um wirkliche und Giallo-gerechte Spannung zu erzeugen, so lebt The Killer Must Kill Again vor allem durch die Genre-unkonforme Handlung. Der Killer ist bekannt und auch die Anzahl der Morde, immerhin wird durch etliche Verstrickungen der Personen untereinander in anderenFilmen so manches Opfer gezählt, kann man an einer Hand abzählen. Cozzi gelingt es in seinem Debut, wenigstens diese etwas Abwechslung versprechende Grundkonstellation bis zum Ende hin unterhaltsam und interessant umzusetzen. Gerade auch die von Anfang an herrschende, dichte Atmosphäre ist hier ein weiterer Pluspunkt.

Der amerikanische Anbieter Mondo Macabro, bei Fans für sein exotisches und abwechslungsreiches Programm bekannt, beschreibt den Film auf dem Cover der DVD mit den Worten "A lost Giallo classic" wirklich gut. Gerade solche kleinen, beinahe schon in Vergessenheit geratenen Filme sind immer mal wieder einen Blick wert. So auch The Killer Must Kill Again, ein mehr als respektables Debüt von Luigi Cozzi, der gute und vor allem durch eine etwas andere Geschichte bei den Fans punkten kann. Wohlwollend gute Giallo-Unterhaltung.
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Sonntag, 10. Mai 2009

Dying Breed


Die Zoologin Nina möchte mit ihrem Freund Matt einen Ausflug nach Tasmanien unternehmen, um dort Spuren des Tasmanischen Tigers zu untersuchen. Das eigentlich längst als ausgestorben geltende Tier soll hier und da von Touristen oder auch Einheimischen immer mal wieder gesehen werden. Mit der Hilfe von Matts machohaftigem Freund Jack und dessen Freundin Rebecca macht sich das Gespann in die Wildnis der tasmanischen Insel auf. Dort angekommen, treffen sie nicht nur auf seltsam verschlossene Dorfbewohner, sondern auch noch auf die Geschichte des Jack Pieman: einem irischen Sträfling, der im 19. Jahrhundert aus der Gefangenschaft flüchten und im Busch durch das Essen von Menschenfleisch überleben konnte. Die jungen Leute müssen dabei feststellen, das ein Teil der Vergangenheit in diesem abgelegenen Landstrich Tasmaniens immer noch sehr präsent und vor allem sehr hungrig ist.
Während Yeti, Bigfoot und Co. weit im Reich der Legenden beheimatet sind, so ist wenigstens das australische "Pendant" und dessen Existenz historisch belegt. Es handelt sich um den tasmanischen Tiger, auch noch als tasmanischer Wolf bekannt, einem 1936 ausgestorbenen Tier, welches das größte fleischfressende Beuteltier der damaligen Zeit war. Bis in die heutige Zeit gibt es aber immer wieder angebliche Sichtungen der Tiere, allerdings keine eindeutigen Foto- oder Videoaufnahmen. Mittlerweile befassen sich vor allem Forscher der Kryptozoologie mit dem Phänomen des Tieres. Als Aufmacher und Hintergrund nutzen auch die Macher von Dying Breed den Wolf, von dem sogar Videoaufnahmen den Beginn des Films untermalen, der allerdings bis auf die Forschung nach ihm im weiteren Verlauf eine eher untergeordnete Rolle übernimmt.

Viel mehr gibt es hier die australische Variante des beliebten Subgenres des Survivalhorrors, wobei vor einiger Zeit mit Wolf Creek schon einmal einen Beitrag zu dieser Art des Horrorfilms von fünften Kontinent kam. Während sich dieser eher an Terrorfilme wie Tobe Hoopers The Texas Chainsaw Massacre und Co. orientierte, gibt es hier eher die traditionellere Ausrichtung mit tiefen, einsamen Wäldern und verschlossenen und vor allem feindseligen Backwood-Bewohnern. Also all das, was seit John Boormans Deliverance, im Deutschen bekannt als Beim Sterben ist jeder der erste, immer mal wieder und vor allem mal mehr, mal weniger gut über die Leinwand flimmerte. Dem Survival-Thriller wird dann auch mit einer beiläufigen Bemerkung aus dem Mund des Jacks Tribut gezollt.

Löblicher weise versucht die australische Produktion aber nicht, Boormans Film nachzueifern oder sogar sich als neuer Stern am Himmel des Survival-Horrors darzustellen. Dying Breed ist eine kleine Produktion, mit einigen Feinheiten, die ihn im großen und ganzen zu einem gut goutierbaren Film machen. Da läßt man sich vor allem Zeit, die Figuren dem Zuschauer näher zu bringen und ihnen etwas wie Tiefe zu verleihen, so das für den ungeduldigen Fan von derber Filmkost, der sich so etwas nur um der Effekte willen anschaut, reichlich Zeit vergeht, bis auch er das bekommt was er möchte. Gut die erste Hälfte des Films wird hier also eher der Fokus auf das Zwischenmenschliche innerhalb der Gruppe und einen weiteren Grund für Nina, wieso sie sich auf diese Reise begibt, gelegt. Dies funktioniert trotz altbekannter Charakterkonstellation richtig gut und verleiht dem Film einen sehr ruhigen Erzählfluß, der auch durch seine sehr trübe und triste Bildgestaltung, schnell Atmosphäre aufkommen läßt.

Spätestens mit dem Eintreffen in den tiefen Wäldern Tasmaniens werden dann auch erste Spuren gelegt, das so einiges im ziemlich runtergekommenen Dorf im Argen ist. Auch hier läßt sich die Regisseurin Jody Dwyer Zeit um den Spannungsverlauf anzukurbeln. Dies funktioniert in gewissen Maße sogar sehr gut, doch leider schafft sie es nicht, das der Film den Zuschauer vollends packen kann. Dabei liegt es nicht mal daran, das Dying Breed in Sachen Innovation nicht gerade punkten kann und sich eher auf eine altbekannte Rezeptur verläßt. Nur hier und da hat man sich getraut, einige kleine andere Ideen einzubauen. Etwas mehr Mut zu Frische hätte dem Film mit Sicherheit noch mehr gut getan. Trotzdem treibt Dwyer die Handlung gut voran und kann in so mancher Szene einige nette Akzente setzen.

So wird der Zuschauer immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob die Dorfbewohner wirklich alle gemeingefährliche Hinterwäldler sind oder nur zum Teil eine Gefahr für Nina und ihre Gruppe darstellen. Dwyer läßt die Frage sehr gut im Raum stehen und beantwortet sie erst zum Ende ganz genau. Dieses ist allerdings auch ein gewisser Schwachpunkt des Films, der zwar wohlwollende Unterhaltung bietet, allerdings nicht wirklich mit Höhepunkten und wirklich starken Momenten punkten kann. Das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem i hat es nicht so wirklich in die Produktion geschafft und das Finale erscheint dem Zuschauer ungewöhnlich lasch und uninspiriert, was schnell zu einigen enttäuschten Gesichtern führen könnte. Wobei man hier noch eine kleine Überraschung übrig hat, die im ersten Moment etwas irritiert aber so weitaus realistischer bzw. logischer daherkommt als so manch andere Schlussmomente in ähnlichen Genreproduktionen.

Hier wird zwar wohl auch auf eine etwaige Fortsetzung bei kommerziellen Erfolg der Produktion spekuliert, was allerdings in keinster Weise schlimm ist. Dying Breed schafft es, den Zuschauer durch eine kurzweilige Hatz durch den tasmanischen Busch einzuladen und präsentiert geradlinigen Survivalhorror, der mit etwas mehr Mut in der Regieführung noch einen Tick besser hätte werden können. Dennoch besticht er als gut unterhaltender Horrorfilm aus dem Land der Känguruhs und Koalabären, der zudem mit einigen garstigen Effekten aufwarten kann, diese allerdings nicht allzu sehr in den Fokus der Produktion legt. So ist er zwar nicht der größte Hit, aber doch mal einen Blick wert. Es wird gute Unterhaltung geboten, die lediglich durch einige kleine Spannungshänger und eventuell auch durch eine zu starke Überzeichnung des Jack getrübt wird. Ansonsten geht das Werk vollends in Ordnung.
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Samstag, 9. Mai 2009

Martyrs

Das Review enthält Spoiler!


Vollkommen verschmutzt, verstört und verletzt findet man die kleine Lucie, welche als vermisst galt. Während sie in einem Kinderheim langsam wieder zu sich selbst findet und sich mit Anna anfreundet, versucht die Polizei herauszufinden, was Lucie widerfahren ist, da sie selbst nicht über ihre Erlebnisse sprechen will oder sich daran nicht erinnern kann. Fakten gibt es wenige: das Mädchen wurde in einem verlassenen Schlachthof auf einem Stuhl gekettet festgehalten und stetig durch Gewaltanwendung misshandelt. Von den Tätern fehlt jede Spur. Nach fünfzehn Jahren sind Lucie und Anna zu junge Frauen herangewachsen. Dabei scheint sich Lucie an ihre Peiniger nun etwas erinnern zu können. Durch einen Zeitungsbericht aufmerksam geworden, macht sich das Duo auf den Weg zu den vermeintlichen Tätern, damit sich Lucie an diesen Rächen will. Dies wird dabei der Beginn einer unglaublichen Leidensgeschichte für die beiden Frauen.

Es geht ein Ruck durch das französische Kino der jüngeren Zeit. Bis vor einigen Jahren war Frankreich für den Fan des phantastischen Films eher nicht so sehr präsent wie nun. Es gab zwar einen Jean Rollin mit seinen erotischen und surrealen Vampirgeschichten, doch seine eigenwilligen Filme - selbst seine zwei kommerziell erfrolgreichsten und bekanntesten Werke heben sich vom Gros des Splatterfilms der damaligen Zeit ab - waren und sind nicht Jedermanns Sache. Dabei schuf George Franju schon 1959 mit Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff einen unsterblichen Klassiker des Horrorkinos. Nur vereinzelt wurden danach einige Genreproduktionen hergestellt, da sich schon zu dieser Zeit eine ganz andere Welle Frankreich für Filmfans interessant machte: die Nouvelle Vague mit jungen und frischen Regisseuren wie Claude Chabrol, Francois Truffaut, Jean-Luc Godard oder auch Louis Malle sollte das Bild des französischen Films über Jahre prägen.

In Anlehnung an diese wunderbare Filmgattung nennt man den Schwung des harten und brachialen Horrorkinos aus Frankreich, das Alexandre Aja mit seinem filmischen Bolzenschussgerät High Tension begründete, daher auch Nouvelle Vague Extreme. Seitdem scheint man in Frankreich bemüht zu sein, innerhalb eines Films all das nachholen zu wollen, was man seit gut dreißig Jahren Splatterfilm verpaßt hat. High Tension ließ vor allem das Internetpublikum nicht mehr los und dieses musste nicht lange auf neuen Stoff warten. Im Jahre 2007 erblickten zwei heißdiskutierte, gefeierte aber auch verrissene Filme das Licht der Welt. Xavier Géns schuf mit Frontiére(s) einen harten, dreckigen Horrorthriller der schnell High Tension in seinen Schatten stellte. Der andere ist der überbrutale Psychothriller Inside, ein kaltschnäuziges Kammerspiel-Duell zweier Frauen, die den Bildschirm mit einer Leichtigkeit in (Kunst-)Blut ertränken. Höher, schneller, weiter und vor allem derber hieß es da im Fernduell und vor allem Inside konnte mit seinem kontroversen Ende selbst so manchen abgebrühten, langjährigen Fan aus seiner Lethargie reißen. Dem steht nun Martyrs, der zweite Film von Pascal Laugier, gegenüber. Auch dieser scheint versuchen zu wollen, den inoffiziellen Titel des "härtesten Films aller Zeiten" an sich zu reißen.

Und man muss sagen, daß er zwar vor allem im Vergleich mit Inside nicht so viele Liter Kunstblut vergießt, aber allein schon durch das gesamte Story- und Ideengerüst durchaus zu bestechen weiß. Er wurde schon letztes Jahr auf dem Fantasy Film Fest ein von den Fans sehr kontrovers aufgenommener Film, wobei sich die Diskussion um das Werk in diversen Internetforen hochschaukelte und - eben nach High Tension, Frontiére(s) und Inside - der nächste große Internethype entstand. Seit dem der Film Saw zu einem Überraschungshit wurde und damit äußerst heftige Gewalterruptionen auch auf der großen Leinwand für das Mainstreampublikum salonfähig machte, ist zu beobachten, daß, je mehr Liter Kunstblut in einer Produktion vergossen wird, vor allem die Internetgemeinde in wahre Jubelstürme ausbricht und vom "nächsten großen Ding" spricht. Schnell muss man allerdings als nüchterner aber immer noch begeisterter Genrefan das Sprichwort heranziehen, daß nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Doch bei Martyrs kommt man schnell in einen Zwiespalt.

Ohne jede Frage ist der Produktionsstandard sehr hoch angesiedelt und Laugier beweißt, das in ihm durchaus Talent schlummert, welches er auch hier schon angewendet hat. Gerade der stimmige und geheimnisvoll aufgebaute Beginn, schon mit einigen kleinen Schocks versehen, macht Lust auf mehr und nach der Titeleinblendung setzt er auch schon zum ersten Schlag an. Aus einer zuerst bedrohlich wirkenden Situation, in der ein junges Mädchen mit einem Schlafanzug bekleidet durch ein Haus hetzt, mit panischem Blick und schreiend noch dazu, wird schnell eine sehr harmlose Situation. Ihr Bruder jagt ihr hinterher, da sie in seinen Privatdingen schnüffelte und einen Liebesbrief der Freundin gelesen hat. Nun ist dies eine in sehr vielen Horrorfilmen angewandte Methode, eine gewisse Situation für einige Momente angespannt darzustellen, die Spannungsschraube anzudrehen nur um dann den Zuschauer auf eine falsche Fährte zu locken. Doch gerade danach schafft er es mit schnellen Einstellungen eine vertraute Atmosphäre der Ruhe zu schaffen, eine gewisse Heimeligkeit und Geborgenheit, in der man nichts böses vermutet.

Dann klingelt es jedoch an der Tür und Laugier läßt die urplötzliche Gewalt derartig explodieren und ohne Vorwarnung auf den Zuschauer zukommen, das einen durch seine Wirkung an das japanische Drama Kichiku erinnern läßt. In harten und realistischen Bildern zeichnet Laugier nun ein verstörendes Bild einer geschundenen Seele, welches nur nach Erlösung sucht. Und auch wenn sowohl Morjana Alaoui als Anna und vor allem Myléne Jampanoī als Lucie ihre Sache mehr als gut machen, gerade Jampanoīs Spiel ist durchaus als faszinierend zu bezeichnen, hier schleichen sich schon kleine Defizite in das Gefüge der Geschichte ein. Anstatt den weiteren Erzählstrang etwas langsamer zu inszenieren, bleibt es temporeich und gerade durch die kleineren Rückblenden, die den Missbrauch von Lucie als Kind darstellen, wird hier immer wieder die durchaus stimmige Atmosphäre gestört. Hinzu kommen die Haluzinationen bzw. Wahnvorstellungen Lucies, die nicht wirklich in das Bild passen wollen. Auch wenn ihre imaginäre Verfolgerin mehr als nur ansehnlich dargestellt wurde - die Effektmacher haben hier ganze Arbeit geleistet - so mag es zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich passen. Zu frontal und direkt ist hier Laugiers Inszenierungsstil, anstatt mit einigen Andeutungen zu punken. So wird eine gewisse Spannung genommen und der Fehler gemacht, dem ansonst so realistisch dargestellten Film einen gewissen Touch des Übersinnlichen zu geben. Bevor das Drehbuch doch recht zügig die wahre Herkunft von Lucies Verfolgerin aufklärt, bleibt immer auch noch der vage Verdacht, es könne sich um eine Art Geist oder Dämon handeln. Ein Punkt, der so nicht fruchten will.

Wie der TGV heizt man daher nun durch eine Geschichte, die die Stimmigkeit des Anfangs nicht mehr erreichen will. Fahrig und gehetzt scheint diese aufs Papier gebracht worden zu sein und genauso verfährt auch der Mann auf dem Regiestuhl. Er kann das Interesse des Zuschauers am Film zwar weiter halten, doch hat sich hier schon eine gewisse Distanziertheit zu Martyrs eingeschlichen. Es wird versäumt, den Protagonistinnen mehr Tiefe zu verleihen und so berührt einen selbst das Schicksal der gebeutelten Lucie nicht zu den wohl beabsichtigten vollen hundert Prozent. Lucie ist die zugleich faszinierende und abstoßende Irre, von der man seinen Blick nicht wenden kann während Anna eine hin- und hergerissene Person ist, die sich zwischen ihrer Liebe zu Lucie und ihren moralischen Standpunkten nicht entscheiden kann. Es wird angekratzt, angedeutet, aber nicht vertieft. Für tiefgehende, ergreifende und subtile Momente ist in Martyrs kein Platz. Laugier möchte lieber schocken. Und das auf Teufel komm raus. Und mit Methoden, die zwar in der Theorie sich gut anhören, aber praktisch nur die halbe Wirkung erziehen. Der erste Twist, der plötzliche Tod der eigentlichen Hauptperson Lucie, der plötzliche Fokus auf einen anderen Protagonisten, das hatte schon Hitchcock in Psycho zelebriert. Und hat hier die Wirkung besser hinbekommen. Während Perkins im Gegensatz zu Leigh für den Zuschauer einen noch recht unbekannten Charakter spielte, so hat man sich bei Martyrs auch schon an Anna gewöhnt, die hinterher in den Fokus der Geschichte gerückt wird.

Hier wir Laugier, der auch das Buch schrieb, zudem von allen guten Geistern verlassen. Die Fragen, ob sich Lucie alles nur eingebildet hat, sie schon zu sehr von ihrem Trauma beherrscht wird und die umgebrachte Familie unschuldige Opfer einer verwirrten Seele wurden, werden durch weit hergeholte, beinahe schon hanebüchene Twists ad acta gelegt. Der geheime Gang im Wohnzimmerschrank (!) offenbart das perverse Geheimnis von Vater und Mutter. In einem sterilen Gang schreitet hier Anna vorsichtig entlang um am Ende das vorzufinden, was der Zuschauer schon durch die aufgezeigte Leidensgeschichte Lucies kennt. Einen Stuhl, einen Raum - alles so hergerichtet wie der Ort, an dem auch Lucie misshandelt wurde. Sie findet sogar eine Frau, schwer gezeichnet durch Folter und Misshandlungen und nimmt sich derer an. Schon hier kommen erste Zweifel am Geisteszustand des Regisseurs und Autors und vor allem an der Glaubwürdigkeit von Martyrs auf. Und wenn dann eine geheim operierende Gesellschaft auf den Plan tritt, die unschuldige Menschen verschleppt und foltert, kommen Asoziationen zu Eli Roths Hostel auf. Reverenzen, die nicht gerade die Besten sind, ist die Hostel-Reihe doch eine eher leidlich spannende Angelegenheit.

So darf man sich an Gewaltdarstellungen gegenüber Anna ergötzen, die beinahe die gesamte letzte halbe Stunde andauern. Anteilnahmslos wird man hier zu einem Voyeur gemacht, der die Brutalitäten, die die junge Frau erleidet, mit anschauen muss. Feingefühl läßt Laugier hier für sich wie ein Fremdwort erscheinen. Und auch wenn die Mischung aus steril wirkender Stimmung und grenzenloser Brutalität in Inside angewandt wird: dort funktioniert sie irgendwie noch besser als in Martyrs, der das Martyrium der Protagonisten allzu sehr in die Länge zieht. Mit Martyrs haben die Franzosen nun auch ihren "Torture-Porn", was ein eigentlich sehr zweifelhafter Begriff ist, der von ahnungslosen und hysterischen Jugendschützern geschaffen wurde. Doch hier ist er in der Tat gut aufgehoben, da sich Martyrs im weiteren Verlauf seiner Handlung auf eine Stufe stellt, die die man schon als überhart bezeichnen kann.

Es ist ein krankes Stück Film das vor allem in der finalen Viertelstunde so ziemlich alles vergessen läßt, was jemals in der Geschichte des (Splatter-)Films stattgefunden hat. Das fiese hierbei ist nun, das man ihm seine durchaus vorhandenen Qualitäten, wie die teils stimmige Atmosphäre, einer sehr guten mimischen Leistungen oder auch einem guten Soundtrack nicht absprechen kann. Martyrs ist vor allem ein Film, der nach seinem Ende noch im Gedächtnis bleiben wird. Ganz gleich, ob es nun durch die weit hergeholte Auflösung oder die unbeschreiblich heftigen Szenen ist. Selbst der abgestumpfteste Gorebauer dürfte hier zusammenzucken. Wäre er einige Jahre früher entstanden, so hätte er eventuell sogar noch einen kleinen Skandal heraufbeschwören können. Doch im Wust der Filme der etwas sehr härteren Gangart, ragt er nur durch seine unheimliche Komprosmisslosigkeit was es angeht, deftige Szenen auf den Bildschirm zu werfen, hinaus.

Er hätte, mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl und Subtilität, den bisherigen Spitzenreiter der Nouvelle Vague Extreme - Frontiére(s) - von seinem Thron stoßen können. Mit Betonung auf das letzte Wort, denn dies gelingt ihm nicht. Vor allem transportiert er eine sehr zweifelhafte Idee der Nahtod-Forschung verbunden mit dem Mythos des Märtyrertums, der dem Film einen Pseudotiefgang implementiert, der so nicht vorhanden ist. Laugier begeht den Weg der pursten Exploitation, ohne Rücksicht auf Verluste, wenn auch mit teils fragwürdigen Mitteln. Das der Film durch den genannten Aspekt der forschenden Gesellschaft eine Botschaft vermitteln - sogar Fragen über die Todesangst des Menschen und sein Verhalten, das Auftauchen des ewigen Schnitter aufzuhalten oder aber auch nur über übertriebene Religiosität - will, ist schlicht und ergreifend falsch und nicht vorhanden. Es ist eher eine bemerkenswert konsequente Abfolge von Schmerz, Pein und Blut. Für den jetzigen Augenblick ist Martyrs ein Werk, über das man sprechen und diskutieren sollte, das in wenigen Jahren allerdings nur noch eine müde, beiläufige Bemerkung wert ist...

...und doch unangenehm aus der vergilbten Erinnerung heraus spricht, wenn man ihn sich nochmal ins Gedächtnis ruft. Unangenehm, das ist ein Wort, das Martyrs wahrlich treffend beschreibt. Es gibt gerade in der heutigen Zeit wenige Filme, die es schaffen, eine gewisse verstörende Wirkung zu haben. Dies schafft Laugier, welcher im übrigen für das geplante Hellraiser-Remake auf dem Regiestuhl platz nehmen soll, in der Tat. Hauruck-Härtner-Kino, Grund für den Begriff Hardcore, erschütternd, krank und vor allem ein Film, für den eine normale Bewertung so nicht möglich ist. Dieser Film liegt einem hinterher irgendwie flau im Magen und ist wahrlich jenseits von gut und böse.
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