Nach James Wans Überraschungshit Saw entstanden, lastete auf Dead Silence sicher damals schon eine gewisse Erwartungshaltung. Schaut man sich den Film mittlerweile an, nachdem Wan die durchaus guten Conjuring-Filme und den fantastischen Insidious gemacht hat, ist diese Erwartungshaltung noch ein wenig größer. Der Regisseur hat mit diesen Filmen bewiesen, dass er durchaus ein gutes Händchen für atmosphärische Stoffe mit gut getimten Gruselmomenten ist. Allerdings stellt sich bei Dead Silence schnell die Ernüchterung ein. Trotz seines vorhandenen Potenzials ist der Film eher nur ein solides Spiel mit gängigen Versatzstücken, welches in der Entwicklung seiner Geschichte nicht richtig zu überzeugen vermag.
Gerade eben noch auf dem Weg, um für seine Liebste und sich Chinanudeln zu holen, schon wird Jamie bei der Rückkehr in die heimische Wohnung vom Schicksal stark gebeutelt. Seine Freundin liegt tot im Bett: mit weit aufgerissenen Augen, ebenso groß aufgerissenem Mund und fehlender Zunge. Kurz bevor er aufbrach um Essen zu holen, klingelte es an der Wohnungstür und ein geheimnisvolles Päckchen liegt vor der Tür: darin ist eine Bauchredner-Puppe, der Absender ist unbekannt. Diese Puppe und der Tod der Freundin führt Jamie zurück in seine langsam vor sich hingammelnde Heimatstadt, um Antworten zu finden. Wieso musste seine Freundin sterben? Was hat es mit der Puppe und der Legende um Mary Shaw auf sich, die Bauchrednerin die auch nach ihrem Tod laut dieser noch sehr umtriebig sein soll?
Wan verbindet hier zwei von mir geschätzte Subgenres, den Geister- und den Puppenhorror, zu einem nur gelinde befriedigendem Werk. So richtig möchte es mit der ganzen Story nicht wirklich klappen, obwohl diese sehr zielstrebig erzählt wird. Ohne unnötige Füllsel geht es voran, doch so richtig kann einen der Film auf dieser Ebene nicht abholen. Es scheint ein gewisser Druck auf James Wan gelastet haben, dass er an den Kassen der Kinos eben so viel Kohle scheffelt wie Saw. Dem Film merkt man an, dass er auf Nummer sicher geht und die Versatzstücke der beiden Genres solide ineinanderfließen lässt. Das geht okay, ist an manchen Stellen wirklich effektiv, aber hunderprozentig kann es nie überzeugen. Dead Silence ist viel zu konform, konservativ und vielbekannt in seiner Machart und möchte nicht aus seinem Genrekorsett ausbrechen.
Der Twist gegen Ende kann dies ein wenig auffangen, bevor der Eindruck eines absolut soliden aber mäßigen Werkes entsteht. Trotz aller Gleichförmigkeit punktet Dead Silence dafür in einer Sache: seinem Look und den Settings. Getaucht ist der Film in trübe, grau-braune Farben, in denen nur Rot stechend hervortritt. Dies verstärkt die Wirkung des Verfalls, der über der kleinen Heimatstadt des Protagonisten liegt. Hier streift Wan sogar öfter den Gothic Horror, wenn innerhalb des Filmes ein altes, heruntergekommenes Theater betreten wird. Ebenso wenn in des Nächtens auf den Friedhof geht. Dies sind mit die stärksten Momente eines Films, dessen Schocks selten sitzen und seine Atmosphäre bis auf die angesprochenen Szenen auch hätte etwas stärker ausfallen können. Man kann es als durchaus anschaubare Fingerübung Wans ansehen, bevor er sich an Conjuring und Insidious machte.
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