Drei Jahre schien schon die lachende, rote Sonne für die Anti-Atomkraft-Bewegung; ein Jahr später ereignete sich der Unfall im Kraftwerk Three Mile Island, als Stephen Traxler sein durch radioaktiven Schlamm entstandenes Monster in Slithis durch die Straßen Venice Beachs wackeln ließ. Mit bewusstem Blick auf die Unfähigkeit und Ignoranz des Menschen, die Natur sauber zu halten, hat der Low Budget-Sch(l)ocker wenig zu tun. Anders als offen mit der Thematik des Umweltschutz spielenden Ökohorrors der 70er wie z. B. Frogs oder Mörderspinnen ist Traxlers erste von insgesamt zwei Regiearbeiten im Monsterhorror der 50er Jahre verhaftet. Der verseuchte Schlamm aus der Nähe eines wohl nicht ganz dichten Atomkraftwerks, der Bakterien und andere Lebensformen absorbiert und daraus eine monströse wie bizarre neue Lebensform entstehen lässt, ist schlicht Aufhänger. Eine abstruse Alibierklärung für dessen Existenz, damit es überhaupt einen Grund gibt, warum sich für diesen Film ein armer Mensch in einen Monsteranzug zwängen musste.
Bevor man Slithis auf die Spur kommt, darf dies in lässiger Manier - schließlich befinden wir uns im Sonnenstaat Kalifornien - Tiere und Menschen töten. Geht die Polizei zuerst von religiös motivierten Ritualmorden aus, vermutet der Highschool-Lehrer und frühere Journalist Wayne Connors was anderes dahinter. Seiner Intuition folgend, findet er an einem der Tatorte mysteriösen Schlamm. Ein befreundeter Wissenschaftler analysiert die Probe und stellt fest, das diese leicht radioaktiv ist. Eben dieser Forscher erinnert sich daran, dass bei der Inbetriebnahme eines nahe gelegenen Atomkraftwerks schon einmal solch ein Schlamm, von den Entdeckern Slithis getauft, fand. Nach weiteren Todesfällen ermittelt Wayne auf eigene Faust und trommelt einige Kumpanen zusammen, um nach einem schlecht gelaunten und blutdürstigen Monster zu suchen, da der ermittelnde Kommissar der Theorie des Lehrers keinen Glauben schenkt.
Den anstehenden Höhepunkt und Showdown inszeniert Traxler stark auf Spielbergs Jaws schielend als Kampf gegen das Ungetüm auf einem Boot um den kostengünstigen Monsterhorrorfilm mit einem die Tür für eine eventuelle Fortsetzung offenhaltendes, offenen Ende abzuschließen. Gestaltet sich der Fight auf dem Boot gegen das Monster sicher aus Kostengründen in der Inszenierung weniger spektakulär wie beim großen Vorbild, so bringt dieser das Problem von Slithis nochmal besonders gut zur Geltung. Das Duell gestaltet sich so unspektakulär, wie es der Film in weiten Strecken zuvor ist. Nach einem teilweise - warum auch immer - in Zeitlupe laufenden Beginn und dem ersten, trashigen Kill des Monsters konzentriert sich Traxler, der sich auch für das Script verantwortlich zeichnet, auf die Ermittlungsarbeit seines Protagonisten. Dieser Joe Somebody ist ein unauffälliger Zeitgenosse, nett, damit der Großcousin von Scheiße und ein Durchschnittstyp durch und durch.
Slithis nimmt diese Durchschnittshaltung mit an. Mit Waynes tingeltangeln zwischen Wissenschaftsfreunden, dem Besitzer des Atomkraftwerks, der Polizeiwache und den Tatorten gestaltet sich der Film so spannend wie Farbe beim Trocknen zuzuschauen. Seine Qualitäten liegen indes im absonderlichen. Traxler lässt reihenweise kuriose Figuren, ein Gegenpol zum scheinbar einzig normalen Schlag Menschen á Wayne Connors und dessen Freundin, vor die Linse treten. Ein verschnupfter Polizist, der überdrehte Kommissar, das verschrobene Ehepaar welches als erstes Bekanntschaft mit dem Monster machen muss, der entstellte Kraftwerkbesitzer; deren seltsames Wesen und Auftreten bewegen den Film in Richtung unfreiwillig lustiges Trashwerk, macht ihn zusammen mit seiner sonnigen, unaufgeregten Atmosphäre bedingt interessant. Manchmal schießt Traxler auch hier über das Ziel hinaus und hält sich in Nebensächlichkeiten auf. Hoch anrechnen kann man ihm dagegen, dass vom vermeintlichen Postkartenmotiv-tauglichen wie paradiesischen Venice die heruntergekommenen und schmuddeligen Seiten gezeigt werden. Ohne diese beiden Eigenschaften wäre Slithis weit mehr ein beliebiges Billig-Monsterfilmchen mit valiumartiger Inszenierung als er es schon ist. Unterhaltsam ist das nur bedingt.
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