Donnerstag, 18. März 2021

Alien Predators

Eigentlich ist Alien Predators mit daran schuld, dass ich heute noch bei jedem noch so kleinsten und austauschbarsten B- oder C-Horrorfilm einem Erdmännchen gleich neugierig mit dem Kopf in die Höhe schnelle, wenn ein deutscher oder in der letzten Zeit ein gewisser amerikanischer Anbieter sowas auf den Markt wirft. Es war einer der ersten Horrorfilme, den ich als Jugendlicher im Fernsehen aufnahm und in eine später groß angewachsene Sammlung von auf Video gebannte TV-Aufnahmen stellte. Die wilde Mixtur, die der Film über meine Netzhaut ergoss, fühlte sich neu und aufregend an und über die Jahre stellte die Erinnerung an den Film - wie ich unlängst feststellen musste - allerlei Unsinn in meinem Kopf an. Es mag auch der nostalgischen Verklärung meiner damaligen Entdecker-Zeit geschuldet sein, dass ich jedes Mal, wenn ich alleine oder im Beisein meines besten Freundes - der wie wir feststellten, den Film ungefähr zur selben Zeit wie ich damals im Spät-Programm der Privaten aufgabelte - mich an diesen zurückerinnerte und innerlich jauchzend einer erneuten Sichtung entgegensehnte.


Mittlerweile ist Alien Predators daran schuld, dass ich der Meinung bin, man sollte Erinnerungen an manche Filme so bewahren, wie sich sich über die Jahre entwickelt haben und ruhen lassen. Das Alter schreitet voran, Geschmäcker ändern sich leicht oder stark und haargenau das Gefühl zu reproduzieren, welches man beim ersten Sehen, beim ersten Erleben eines Films in sich getragen hat, gelingt schwer bis gar nicht. Den Spaß an an günstig inszenierter Filmware für den Videotheken-Markt hab ich nicht verloren; nur Alien Predators entpuppt sich beim späten, zweiten Blick als fahriges Hybrid-Kino, dessen Bruch in der Tonalität einiger Szenen mit dem Feingefühl eines Holzhammers vorgenommen wird. Schuld daran sind wiederum die drei Hauptfiguren Samantha, Michael und Damon, die während ihres Europa-Ferientrips im kleinen spanischen Dorf Duarte landen, welches wie ausgestorben scheint. Die wenigen Bewohner, die sie dort treffen, verhalten sich allesamt sehr seltsam oder geben sich ungemein aggressiv.

Auslöser hierfür ist das fünf Jahre zuvor in der Region abgestürzte NASA-Weltraumlabor Skylab Space Station, welches auf seinem schroffen Weg zurück auf die Erde einen Virus mitbrachte, an dem man im All allerlei Experimente durchführte. Das sich dieser dabei zu einer hochgradig gefährlichen Version entwickelte, musste zuerst die hiesige Tierwelt erfahren, bevor sie zum Leidwesen des Urlauber-Trios auf die Einwohner des Dorfs übergriff. Rettung naht in Gestalt des NASA-Wissenschafters Dr. Tracer, der sich im Verlauf der Geschichte mit den Touristen zusammentut, um den sich langsam aber stetig ausbreitenden Alien-Virus aufzuhalten. Während der amerikanische Teil der Crew mit ihrer sehr lockeren und leichtsinnigen Herangehensweise die spanische (Genre-)Produzenten-Legende Carlos Aured dazu zwang, sich hinterher vollständig aus dem Filmgeschäft zurückzuziehen, zwingt die überentspannte Auseinandersetzung mit dem Stoff auf Regie-Seite den Zuschauer ständig aus einer annähernd aufkommenden kohärenten Atmosphäre.

Kaum wird diese durch manche wirklich gelungene Einzelszenen aufgebaut, kracht die überbordende Fröhlichkeit der drei Freunde dazwischen. Die mit diesen auftauchende Komik lässt Alien Predators wie eine krude Mischung verschiedenster Horror- und Thriller-Vorbilder und aufgedrehter Teenie-Comedy wirken. Regisseur Deran Serafian, der auch am Script mitschrieb, nutzt diese schon fast als Bindeglied, um die einzelnen Suspense-Szenen miteinander zu verbinden, um somit wenigstens einen dünnen roten Faden zu spinnen. Die durchaus wilde Mixtur bedient sich bei Vorbildern wie Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All, Das Ding aus einer anderen Welt oder Spielbergs Duell. Richtig verkehrt ist das darin gezeigte nicht und bietet kurzzeitig Pläsier; bis wieder die drei Protagonisten-Krawallschachteln die Oberhand gewinnen und ihre Show abziehen. 

Mir einzureden, dass deren Darstellung absichtlich überzogene Klischees gängiger Figuren des amerikanischen (Genre-)Kinos in ihren Figuren konzentrieren, hat ebenfalls nicht lange funktioniert. Ohne die kurzen, herrlich umgesetzten F/X und einigen richtig gut funktionierenden Momenten wäre Alien Predators ein größerer Reinfall geworden. Vielleicht ist es das letzte Stück verklärende Nostalgie in mir, die ihn nicht ganz aufgeben möchte, obwohl er objektiv betrachtet zusammengeflickte B-Massenware ist, die gegen Ende leicht zusammenhängender in ihrer Tonalität wird. Zumindest lehrte er mir, es min Zukunft zwei- oder dreimal zu überlegen, wenn ich lange nicht gesehene Filme, die mein junges (und naives) Horror- bzw. Filmfan-Ich feierte, nochmal schauen möchte.



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