Donnerstag, 7. Juli 2022

Berserker (1987)

Durch Serienhits wie Vikings haben sich die Nordmänner des Frühmittelalters zumindest seit einigen Jahren einen festen Platz im Fernsehen und Kino erkämpft. Als der Berserker sich 1987 aufmachte, die Videothekenregale zu erobern, tauchten die filmischen Wikinger wie ihre echten Vorbilder nur hin und wieder für geringe Zeit am Horizont der Filmlandschaft auf um kurz danach wieder davon zu segeln. Selten hinterließen die im Lichtspielhaus oder heimischen Fernsehgerät wütenden Krieger einen bleibenden Eindruck und entgegen der nachgesagten Eigenschaften von titelgebender Figur ist Berserker weit davon entfernt, beim Zuschauer große Rauschzustände zu entfachen. Der einsame Krieger, welcher im Prolog der Einblendung nach im zehnten Jahrhundert an einer kargen Küste an Land geht und ein wildes Gerangel mit einem Bären anfängt, wirkt wie ein vergessener Komparse, für den man nur noch diese Rolle übrig hatte und der versucht, das Beste aus den gegebenen, kläglichen Umständen herauszuholen.

Nach den Credits ist der Film in der Gegenwart angekommen und bedient ein altbekanntes Szenario: sechs Jugendliche, drei Jungen und drei Mädchen, brausen einem wilden Camping-Wochenende entgegen. Bei einer Polizeikontrolle noch auf die hiesigen Gepflogenheiten hingewiesen, grinsen die meisten der Gruppe die gutgemeinten Ratschläge des Gesetzeshüters schnell weg, als man auf dem Campingplatz von "Pappy" Nyquist ankommt. Dem Genregesetzgebungen folgend nimmt das eindeutig als unsympathisches Arschloch gezeichnete Mitglied der Gruppe das Heft in die Hand, lotst sein Gefolge auf ein laut Pappys Aussagen längst vermietetes Gebiet (weil er schon als Kind mit seinem Vater dort campte) und beschwört damit den Untergang seiner Selbst und der Kumpanen. Während Berserker für Freunde von 80s Bad Taste ein erquickliches Füllhorn bietet, sei es die Kleidung seiner Figuren oder der typische 80er-(Hard)Rock im Soundtrack, so bietet er als Horrorfilm wenig funktionelles.

Sein narrativ gemächliches Dahinsiechen erstickt die Möglichkeiten, Spannung heraufzubeschwören und der in die Geschichte geworfene Rote Hering stinkt leider von Beginn an meilenweit gegen den Wind. Ob nun einfach ein übellauniger Bär sein Revier verteidigt oder doch ein alter Wikinger-Fluch wirkt und ein Berserker sich für die Morde verantwortlich zeigt, ist schnell herausgefunden. Berserker will ein zu großes Mysterium daraus stricken und hält sich in Nebensächlichkeiten und Klischees auf, als wirklich überzeugen zu können. Das Script irrt lieber mit seinen Protagonisten durch die an sich übersichtliche Geschichte und schindet Zeit, bis irgendwann das Ende da ist. Die Sparsamkeit des Films ist falsch angesetzt; zumindest die gewollt kalte Ausleuchtung in den Nachtszenen, recht stimmig von Exploitation-Kamera-Veteran Henning Schellerup eingefangen, bietet winzige Anflüge interessanter Ansätze, während der Rest filmische Magerkost ist.

Den Film richtig zu verdammen, fällt mir dennoch etwas schwer. Das er als Slasher den eher wenig gewöhnlichen Weg geht und den mystischen Aspekt des Wikingerkriegers aufgreift und dies als übernatürliches Element in seine Story zu integrieren versucht, ist zwar nicht gut ausgearbeitet, aber ungewöhnlich und im Falle von Berserker maximal obskur. Weiter gibt sich der Film in seinem unterdurchschnittlichen Gesamteindruck als gewöhnlicheres Abbild seiner Entstehungszeit und bietet mehr Authentizität als aktuelle Produktionen, welche das Jahrzehnt der 80er glorifizierend kultisch darstellen. Nichts, das ich etwas dagegen hätte, doch solche Filme wie Berserker erinnern den retro-sichtigen Genre-Freund daran, dass auch in den 80ern nicht alles Gold war. Da ich weiterhin ohnehin ein Faible für leicht gescheiterte, kleine Filmproduktionen habe, hat auch dieser Slasher zumindest einen kleinen Platz in meinem Herzen verdient.

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