Sonntag, 10. April 2016

Insidious

Eines kann man wirklich sagen: Für Genre-Filme hat der in Malaysia geborene Regisseur James Wan wirklich ein Händchen. Das hat er nicht nur bei seinem Durchbruch Saw bewiesen. Sein Talent blitzte auch in den darauf folgenden Filmen mehr als einmal auf. Auf dem Gebiet des Geisterfilms setzte er gleich zwei riesengroße Duftmarken: The Conjuring und Insidious. Beiden Filmen liegt anheim, dass sie die Bedrohung im Heim heraus zeigen, eine fremde Erscheinung dort ihr Unwesen treibt und die dort ansässigen Menschen terrorisiert.

Im Falle von Insidious sind das Josh und Renai Lambert, die mit ihren drei Kindern in ein neues Haus ziehen. Mit der Familie scheint auch das Unglück mit ins neue Heim gezogen zu sein. Das neue Zimmer ist dem Sohn Dalton zu unheimlich, Dinge scheinen sich von alleine zu bewegen. Bei einem unglücklichen Sturz von einer Leiter fällt Dalton am nächsten Tag ins Koma. Keiner der behandelten Ärzte kann sich allerdings diesen Zustand des Jungen erklären. Alle Behandlungsmethoden greifen nicht. Dalton kehrt zur Dauerpflege wieder nach Hause zurück und von da an geht der Spuk erst richtig los. Unheimliche Gestalten scheinen im Heim der Familie umherzuwandeln, was nach Drängen von Renai die Familie dazu bewegt, in ein anderes Haus zu ziehen. Doch die Ruhe möchte nicht einkehren.

Über Insidious wie auch The Conjuring ist zu sagen, dass beide Filme das Rad nicht neu erfinden. Die Geschichte(n) sind ein gängiges Thema im Horrorfilm, welches schon oft bemührt wurde. Während der drei Jahre spätere The Conjuring seine anfänglich sehr angenehm zurückhaltende Gruselmomente leider immer mehr für einen grellen, effektbeladenen Höhepunkt aufgibt, so bleibt Insidious auf einem angenehm altmodischen Niveau. Diese Floskel, dass Filme mit Geisterthema in der Tradition altmodischer Grusler stehen, wurde in den letzten Jahren oft benutzt und mag mittlerweile auch schon abgenutzt wirken. Für Insidious passt es sehr gut, spielt der Film doch so gut mit den Ängsten seiner Protagonisten und des Zuschauers.

Dem Buch des Films gelingt es, eine fantasievolle Erklärung bzw. Auflösung für das Problem mit Daltons Koma zu bringen. Bis dorthin packt Insidious all das aus, was man an Geisterfilmen mag und kennt. Schemenhafte Gestalten, die durch Gänge wandeln oder in Ecken stehen, plötzlich auftauchende Personen, Dinge die an anderen Stellen sind als vermutet etc. Regisseur James Wan besticht zusammen mit dem Drehbuch, das seine Geschichte schnell, stimmig und mit Sinn für Atmosphäre aufbaut, ein unglaublich gutes Timing. Der Film konzentriert sich auf die Wesentlichkeiten der klassischen Horrorfilme, an die man sich anlehnt: eine Atmosphäre, die zu jeder Zeit eine unheimliche Stimmung heraufbeschwört.

Zusammen mit der nie wirklich ruhenden Kamera, die immer stark an den Figuren des Filmes dran ist und das bzw. die Häuser perfekt einfängt und einem ebenfalls reduzierten Soundtrack entsteht eine intensive Melange, die dem Zuschauer keine Pause gewähren lässt. Man kann sich an einige Filme aus der asiatischen Geisterwelle á la Ju-On oder Ringu oder Poltergeist erinnert fühlen: Insidious bleibt eigenständig und versucht nicht munter, sich durch bisherige Genre-Glanztaten zu zitieren. Das der Film es schafft, bis zum Ende immer punktgenau seine Schocks zu landen, muss man dem Team um Autor Leigh Wannell und Regisseur James Wan zu Gute kommen lassen. Sie lassen von dieser Art Genrefilm das Grundgerüst übrig, lassen jeden übrigen Ballast und Schnickschnack außen vor. Da sind selbst die selbstironisch gezeichneten Figuren der beiden Geisterjäger kein Zugeständnis an heute geltende Gesetze moderner Horrorfilm-Schreibung. Auch sie passen in diese gut hundertminüte Schockarie sehr gut hinein.

Diesen straighten Weg geht man bis zum Schluss. Das Ende des Films schielt natürlich auf weiteres Cash, dass man an der Kinokasse verdienen kann - man verzeiht es ihm. Dafür hat Insidious vorher sehr intensiv, ohne auf irgendwelchen Splatter (der hier ohnehin sehr unpassend gewesen wäre) zu setzen, seine Zuschauer und die Protagonisten durch eine sehr tolle Schockertour gezogen. Hätte Wan The Conjuring auch so inszeniert, oder in eine ähnliche Richtung getrieben, wäre dieser (gesamt doch recht ordentliche) Film ebenfalls ein kleines Highlight - ähnlich wie Insidious - der letzten Jahre geworden.
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