Freitag, 7. August 2020

Leprechaun: Origins

Mir als Wrestling-Fan tut Dylan Postl ein wenig leid. Ungeachtet davon, ob der kleinwüchsige Sports Entertainer für die Muskelprotz-Soap Opera das nötige Talent mitbringt oder nicht, meinte man es während seiner Anstellung bei World Wrestling Entertainment in Bezug auf die Storylines, in die man Postl steckte, nicht gut mit ihm. Nachdem er für den irischstämmigen Dave "Fit" Finlay als fieser Kobold in Kämpfe zu dessen Gunsten eingreifen durfte und mit diesem im Team zusammen für das amerikanische Publikum die Klischee-Iren verkörperten, wurde er in einer groß angelegten Storyline Ersatz für den leicht unbequemen und deswegen von der Company entlassenen Kenneth Anderson, welcher den Fans eigentlich als unehelicher Sohn des WWE-Besitzers Vince McMahon präsentiert werden sollte. Plötzlich wurde dies Hornswoggle, so Postls Ringname, und fortan wurde er vermehrt in den von uns Smart Marks (Fans, welche sich intensiv mit den Hintergründen des Business beschäftigen und denen deswegen auch jederzeit bewusst ist, dass die Kämpfe gescriptet sind) verhassten und von McMahon so geliebten Comedy-Segmenten eingesetzt. 

Als seinerzeit von WWE Studios, dem Filmableger der Wrestling-Liga, ein Reboot des langlebigen Leprechaun-Franchises angekündigt wurde, lag es Nahe, Postl zum Erben von Warwick Davis zu machen. Er sollte ernster und düsterer werden; sich mehr vom komödiantischen Wesen der zuvor produzierten Filme um den irischen Gnom entfernen. Gleichzeitig bewegte man sich mit Leprechaun: Origins noch weiter vom schon in der Original-Reihe kaum vorhandenen Niveau weg, welche zumindest mit den ersten drei Teilen unspektakuläre, aber zumindest solide Horror-Kost bot, die es auf insgesamt sechs Filme brachte. Bei allen schlechten Kritiken, synchron mit der Gesamtzahl an Filmen innerhalb des Franchises ánsteigend, zogen sie weiterhin noch genügend Leute vor die heimischen Videorekorder bzw. DVD-Player, welche die Reihe für einige Jahre überleben ließ. Never change a running system. 

Man hat die Rechnung leider nicht ohne den (neuen) Wirt gemacht. Das letzte bisschen Profil des Franchise wurde komplett platt gewalzt und die Origins des neuen Leprechauns, der gut und gerne gegen jedes x-beliebige Ungeheuer aus volkstümlichen Sagen ausgetauscht werden könnte, werden zur unrühmlichen Beerdigung im 90-Minuten-B-Film-Format. Irgendwelche angehende Studenten erreichen fernab der bekannten Tourismus-Routen der grünen Insel ein kleines Dorf, welches nahezu alle Klischees über Irland bedient. Dort erzählt man ihnen im Pub von einer in unmittelbarer Nähe befindlichen Höhle und der darin angeblich befindlichen Wiege des Keltenreichs. Die begeisterten wie naiven Kids erfreuen sich an der vermeintlichen Hilfsbereitschaft zweier Dorfbewohner, sie dorthin zu führen, ohne zu ahnen oder zu erkennen, dass sie von diesen als frische Opfergabe für einen Leprechaun auserwählt wurden, welcher für den Diebstahl seines Golds durch die Vorfahren der Dorfbewohner weiterhin Vergeltung bzw. Wiedergutmachung fordert und deswegen am liebsten doofe Kids terrorisiert und unerschrockene Allesglotzer nervt.

Der mit jedem Sequel immer dünner werdende Wiedererkennungswert der ursprünglichen Reihe ist quasi nicht existent. Der Film stolpert über die schon oft bemühten ausgelatschten Pfade des Horrorfilms und steht mit seinem Unvermögen für das, was selbst aktuell im Tagesgeschehen von WWE den geneigten Fan nervt. Storytelling nach Schema F, dass man woanders wegen besserem Verständnis für den Stoff bzw. des Genres wenigstens mit mehr Gespür umgesetzt sehen kann, dass von einem gesichtslosen Cast vorgetragen wird, die von einem stocksteifen Monster-Gnom heimgesucht werden, der mit dem von Warwick Davis meist launig dargestellten boshaften Schalk nichts mehr gemein hat. Der Leprechaun hier wird als uralte, animalische Kreatur mit viel Appetit dargestellt, von dessen schlechter Maske mit einem während seiner Screentime ständig eingesetzten Verfremdungseffekt abgelenkt werden soll. Postl kann noch so beherzt und mühsam agieren, sein schlecht gemachtes Kostüm und das fade Script lassen ihm keine Chance.

Nach 78 Minuten hat der uninspirierte Spuk ein Ende. Die restlichen 12 Minuten verbraucht der Film für einen in die Länge gezogenen Abspann. Ein irrsinniger Schachzug, um das Vehikel aufzublähen und ihm die üblichen 90 Minuten an Laufzeit zu schenken. Wer erwartet, dass das Reboot der Reihe ein in irgendeiner Weise spaßiger oder zumindest kurzweiliger Horror-Royal Rumble ist, wird maßlos enttäuscht. Leprechaun: Origins ist das eine Sequel to dismember um das ganze Franchise in einen Sarg zu werfen und den Deckel zuzuknallen. Ich bin immer noch ungläubig, dass sich die Reihe mit dem letzten Eintrag Leprechaun Returns sowas wie erholte. Bevor ich hier im Blog mich diesem widme, hole ich lieber nochmal den Erstling hervor und versuche mich nicht nur an diesem, sondern auch an all seinen Sequels. Welche bei allen unrühmlichen Teilen ab den 2000ern wahrscheinlich immer noch mehr unterhalten können als dieser von Anfang bis Ende verbotchte Film.

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