Packt man gleich zu Beginn der Worte, die ich über die Produktion der altehrwürdigen Hammer Studios verlieren möchte, die Negativ-Kelle aus, dann kann man nicht abstreiten, dass Die Bande des Captain Clegg seine Geschichte auf überschaubaren Bahnen bewegt. Große Überraschungen bleiben aus; die als spektakuläre Twists geplanten Wendungen, die der Plot parat hält, kann man mit wenig Mühen erahnen. Und es ist nicht mal mein beim Schauen von Filmen des britischen Studios öfter aufkommender, verklärter Blick auf dessen Filme, selbst wenn sie sich als eher mäßig gebaren, dass mich auch dieses Film-Abenteuer gut unterhalten hat. Seinen Charme hat er sich bis heute bewahrt und zusammen mit dem verschmitzt aufspielenden Peter Cushing in der Hauptrolle kann der Film schnell die Zuschauer auf seine Seite ziehen. Selbst wenn dieser anhand der großen Gothic Horror-Tradition von Hammer mit seiner Quasi-Piraten-Thematik für den Unkundigen zunächst untypisch erscheinen mag.
Komplett verabschiedet man sich selbst in Die Bande des Captain Clegg aber nicht vom atmosphärischen Grusel. Gespenster sollen im Moor nahe einer kleiner englischen Ortschaft umgehen, erzählt man sich in dieser und auch dem dort ankommenden Captain Collier und dessen Truppe, welche auf der Suche nach einem angeblich in der kleinen Ortschaft operierenden Schmuggler-Ring sowie dem ebenso grausamen wie legendären Piraten-Kapitän Clegg sind. Collier, dem Clegg in der Vergangenheit bereits einmal entwischt ist, muss vom örtlichen Geistlichen Dr. Blyss erfahren, dass dieser mittlerweile verstorben und auf dem Dorf-Friedhof begraben ist. Richtig möchte dies der Captain nicht glauben und bei seinen Nachforschungen stößt er neben Hinweisen darauf, dass tatsächlich ein reger illegaler Handel mit Alkohol betrieben wird auch auf Hinweise, dass sein alter Widersacher Clegg noch am Leben sein könnte.
Während der amerikanische Verleih den Film Aufgrund der Szenen mit den Moor-Geistern den Film mehr in die Horror-Ecke zu drängen versuchte, sind deren Einsätze spärlich gesät. Insgesamt drei Auftritte gewährt man ihnen um das atmosphärisch dichte Abenteuer mit den bekannten Hammer Trademarks aufzuwerten, welches sich ansonsten am ersten Auftritt des literarischen Schmuggler-Königs Dr. Syn, "Dr. Syn: A Tale of the Romney Marsh" von 1915, orientiert. Da zur Zeit der Produktion Unklarheiten über die Rechte um Dr. Syn herrschten -Walt Disney hatte diese wie Hammer ebenfalls erworben und es galt zu klären, wer inwieweit nun tatsächlich die Filmrechte an den Büchern hielt - änderte man sicherheitshalber einige Teile der Geschichte und benannte Syn in Clegg um, bevor ein teurer Rechtsstreit drohte. Dass Peter Cushing ein großer Freund der Bücher war, merkt man seinem euphorischen Spiel an. Der Mime legt eine tolle Performance hin und kann wie das hübsche Set Design von den simpleren Momenten des Films gekonnt ablenken.
Die damit mitschwingende Naivität erinnert mich an Begegnungen in frühester Kindheit mit dem Medium Film, wenn ich - der öfter bei seiner Oma war als bei den Eltern - bei dieser ^^^^^^^^^^^^^^^^^^ihr im Wohnzimmer mit spielen beschäftigt war und von dem im Fernsehen laufenden bunten Kintopp, welches Anno dazumal im Vormittagsprogramm der damals noch spärlichen Spartensender der öffentlichen-rechtlichen liefen, plötzlich abgelenkt wurde und fasziniert dem Treiben auf dem Bildschirm folgte. Irgendwann wandte ich mich mehr wieder meiner eigenen Fantasie und dem Spielen zu, doch bevor ich in späteren Jahren durch den Horrorfilm komplett auf den Geschmack gebracht wurde und mich das Goutieren unzähliger B-Filme cineastisch sozialisierte, war dies die erste prägende Begegnung mit dem Medium. Dann unterhält Captain Clegg nicht einfach nur durch Mimen, welche der Geschichte förderlich in schwächeren Momenten unter die Arme greift (neben Cushing ist z. B. Hammer-Regular Michael Ripper als Sargmacher Mipps ein Genuss) und dem im richtigen Moment ansteigenden Tempo, sondern auch durch das von ihm hervorgerufene nostalgische Gefühl.
Dann ist man im Hinterkopf unmerklich in diese unbekümmerte Zeit zurückgekehrt, kann das, was man damals so ähnlich schon mit seinem kindlichen Gemüt von der Flimmerkiste aufgesogen hat, noch besser greifen und verstehen und sinkt mit dem ansteigenden wohligen Gefühl zufrieden in den Sessel und erfreut sich an diesem einfach gestrickten, aber mit viel Charme ausgestatteten Abenteuer. Hinzu kommt, dass die Darstellung der Figuren die Sympathien des Zuschauers auf die rational betrachtet eigentlichen Kriminellen lenkt. Die Macht emotionaler Manipulation beherrscht er mehr als ordentlich, so dass man ihm seinen steifen Nebenplot mit obligatorischer Liebesgeschichte mitsamt etwas blasserem Auftritt von Oliver Reed verzeiht. Die Bande des Captain Clegg ist einer dieser Sonntags-Filme, für die man nicht so viel Aufmerksamkeit braucht und der durch seine Gesamtwirkung jeden Tag zum Sonntag macht, wenn man ihn anschaut. Egal ob wie ich etwas mehr hintergründig oder vordergründig empfänglich für solcher Art Werke von früher, wo alles - auch die Abenteuer - besser war, ist: man kann durchaus seinen Spaß damit haben.
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