Und
dann wird genagelt. Bretter, Türen, Tische und anderes hölzernes
Mobiliar. Es wird gehämmert. Wieder genagelt. Die Fugen der Welt
lösen sich auf, eine Gruppe von Menschen, die sich vorher nicht
kannten, pferchen sich auf engem Raum zusammen und versuchen, sich
vor der von draußen nach innen vordringenden, langsamen Gefahr zu
verstecken. Nochmal panisches Nageln. Wird irgendwo eines der hastig
an die Wand geschlagenen Bretter herausgedrückt, wird der untote
Invasor hastig in den zweiten Tod oder wenigstens nach draußen
geschickt. Sieh mal, wer da hämmert: Ben. Barbara. Harry. Tom. Judy
Rose. Nur im Keller drunten, da warten Helen auf Rettung und Sarah
auf ihre Auferstehung. Sie kommen um sie zu holen. Alle. Nur nicht
Barbara.
Alles
begann 1968, als der vor kurzem leider verstorbene George A. Romero
zum Vater einer Schreckensfigur wurde. Ohne ihn gäbe es den Zombie,
wie wir ihn heute aus vielen verschiedenen popkulturellen Werken
kennen, nicht. Vorher gab es da nur den Arbeitssklaven, den künstlich
in einen Scheintod geschickten Menschen, der willensleer die Befehle
seiner Herren ausführte. Herbeigeführt durch geheime
Voodoo-Rituale. Romero und Co-Autor John Russo erfanden ihn neu. Das
bahnbrechende Make Over manifestierte sich komplett beim
Kinopublikum, als der cinematografische Himmel zehn Jahre später
blutig rot dämmerte. Mit Dawn of the Dead wankte
der Untote ins Blickfeld der kollektiven Wahrnehmung und stürmte den
Genrefilm. Selbst heute fasziniert uns das Bild der apokalyptischen
Untotenauferstehnung in Film- oder mittlerweile auch
Serienform.
Gut zwanzig Jahre später ließ Tom Savini Die Nacht der lebenden Toten wieder auferleben. Dieses Mal fahren Barbara und ihr Bruder Johnny in Farbe zum Friedhof, um das Grab der toten Mutter zu besuchen. Johnny gibt seinen zum Kult gewordenen, prophetischen Satz zum Besten, doch der langsam im Hintergrund wankende Mann erfreut sich anders als 1968 des Lebens. Der untote Schrecken bricht dennoch über die Geschwister herein. Barbaras Flucht im Wagen endet bei einem Haus, einer sicher geglaubten Zuflucht. Neben einigen lebenden Toten trifft hier auch Ben ein. Ebenfalls prophetischer Natur lässt Savini das Brecheisen bei Tony Todds erstem Auftritt in dessen Hand wie ein Haken aussehen, den der Mime ein Jahr später in Candyman als Substitut für eine fehlende Hand trug. Sie erwehren sich der Untoten als auch des feigen wie laut polternden Henry, der sich mit seiner Familie und überlebenden Bewohnern des Hauses in den Keller flüchtete.
Es wird diskutiert. Es wird gestritten. Es wird gehämmert. Es wird genagelt. Die Figuren im Haus verschanzen sich vor den Untoten wie das Drehbuch vor neuen Aspekten der Geschichte. Leichte Abwandlungen und Neuansätze weichen einer reiner visuell erneuerten Erzählung der originalen Story. Die Krux daran ist die mangelnde Finesse, die das Drehbuch wie Savini besitzen, um hier wie damals Romero alleine mit dem Konflikt zwischen Ben und Henry Spannung zu erzeugen. Es wird laut gestritten und nach lauter genagelt. Schier endlos erscheinendes Verschanzen der Figuren mit wiederholten Eingriffen der Zombies lässt das Remake unangenehm auf der Stelle treten. Erst der schiefgehende Fluchtversuch lässt Night Of The Living Dead wortwörtlich explodieren. Savini, Romeros Handlanger Nr. 1 bei den Effekten für Dawn Of The Dead und Day Of The Dead, werden damit die falschen Ambitionen weggesprengt. Spürbar blitzt sein wahres Talent bei den Actionszenen auf, die ordentlich inszeniert Spannung aufkommen lassen.
Savini nimmt ab der zweiten Hälfte des Film selbst im Regiestuhl seinen Hauptberuf des Maskenbildners wieder auf. Den zwanzig Jahren alten Grundmauern von Romeros Schöpfung verpasst er einen Anstrich, ohne vollkommen das ursprüngliche Aussehen zu vergessen. Der Kampf im Inneren findet dieses mal woanders ab. Der Zeit wird Rechnung getragen, die unterschwellige Kritik am Vietnamkrieg und das kammerspielartigen Rassismusdrama weichen der Emanzipierung der weiblichen Hauptfigur. Ging diese 1968 noch in der Masse der Untoten unter, wandelt sich Barbara von einer verschreckten, wenig selbstbewussten Frau zum toughen Final Girl. Sie wächst über sich hinaus bis sie im Finale Legislative, Judikative und Exekutive in einem wird. Rein optisch wird dies mit einer biederen Kurzhaarfrisur und einem maskulin vor sich hinstrahlendem Tanktop aus der neuen Kollektion Ellen Ripleys unterstrichen.
Die weibliche Emanzipierung der Protagonistin erreicht nicht die Tiefe, in die Romeros Metadramen in seinem Horrorfilm hervordrangen. Tom Savini gelingt dafür ein weitgehend unterhaltendes Remake über dessen Sinn lange diskutiert werden kann. Bedarf es bei einem Klassiker wie Night Of The Living Dead - bei dem selbst eine Jahre später angefertigte, nachkolorierte Fassung einer Frevelei gleichkommt - einer Neuverfilmung? Eigentlich nicht. Nun wurde sie eben vor mittlerweile gut 27 Jahren produziert, mit dem Regisseur des Originals unter den Produzenten. Romero war nie so wirklich glücklich mit dem (moralisch durchaus fragwürdigen, wie auch nachvollziehbarem) Finale. Mit dem kompletten Film kann man durchaus zufrieden sein. Sei es eben wegen der interessanten Entwicklung seiner Figuren, allen voran Barbara, oder den tollen Zombiemasken oder dem zurückhaltenden Gewaltfaktor, der einer Gratwanderung zwischen Gorefest und alter Schule gleichkommt.
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