Mittwoch, 24. April 2024

Ghost Town

Die Kombination der Genres Horror und Western birgt einiges an Potenzial. Bedauerlich, dass es tatsächlich wenige Werke gibt, welche amtlichen Grusel mit dem amerikanischsten aller Filmgenres kombiniert. Ende der 80er rotzte Charles Band mit seinem Indie-Studio Empire den Film Ghost Town in die Videotheken (und in seinem Entstehungsland sehr limitiert auch in die Kinos) und versuchte sich zumindest daran, dem Publikum einen Grusel-Western zu präsentieren. Ausgangspunkt ist die Suche von Deputy Langley nach der jungen Blondine Kate, die man zu Beginn des Films mit ihrem roten Cabrio über eine einsame Landstraße brausen sieht. Just von der eigenen Hochzeit geflüchtet, landet sie im wortwörtlichen Geisterstädtchen Cruz Del Diablo, in dem der untote Desperado Devlin wütet und die längst verstorbenen Bewohner der kleinen Ortschaft davon abhält, in Frieden ins Jenseits überzutreten. Wenig überraschend verschlägt es auch Langley in die Stadt, frisch vom einst von Devlin niedergemähten Sheriff Harper mit der Aufgabe vertraut, den diabolischen Outlaw in seine Schranken zu verweisen.

Die Tour de Force des unfreiwillig zum Sheriff beförderten Langley in den Weird West fällt bei allen netten Ideen, die der Film bietet, überwiegend narrativ angestrengt aus. Während die sichtlich, dem ebenfalls schmalen Budget geschuldeten, kargen Kulissen dank einer hübschen wie effektiven Fotografie zur Thematik des Films passend erscheinen mögen, nagt der Wurm des Zerfalls im Plot. Einzelne, gelungene Szenen können gegen die restliche, im Leerlauf vor sich hin tuckernde Handlung nicht ankämpfen. Das Mysterium um Cruz Del Diablo, dessen Bewohner und Tyrann Devlin und seiner Bande könnte seichte, aber durchaus ansprechende Unterhaltung bieten. Richtig warm wird man selten mit dem Film, da die darin befindlichen, einzelnen Ideen wenig trefflich zu einem funktionierenden Gesamtwerk zusammengefügt wurden. Die Crux ist, dass das insgesamt betrachtet höchst bedauerlich ist. Ghost Town ist ein einziges hätte, wäre, könnte; was nützt beispielsweise anschauliche Maskenarbeit, wenn der Antagonist ein Abziehbild diverser Schreckensfiguren des B-Horrors und von Western-Mieslingen ist? So planlos wie anfänglich der Protagonist gebiert sich der komplette Film, dem sein Setting sichtlich ein Stück weit egal ist. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet das Land des Westerns diesen nicht adäquat mit Horror-Elementen ausstaffieren kann. Gänzlich gruselbefreit ist der gebotene Schrecken entweder mit Gleichgültigkeit oder bedauernswerter Langeweile gesegnet. Wenn es doch mal funktioniert, bietet Ghost Town leider nicht mehr als Durchschnitt.

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