Freitag, 26. Juli 2024

The Faculty - Trau keinem Lehrer!

Der Quentin und der Robert. Beide galten zu Anfang ihrer Karrieren als Wunderkinder. Tarantino konnte sich trotz oder wegen seines verschrobenen Film-Nerdism einen Platz in Hollywood sichern, während sein Spezi Rodriguez es etwas schwerer hatte. Potenzial schlummerte sichtbar mannigfach in ihm, doch konnte er dies nie voll abrufen. Woran das liegt, kann man in den von ihm ab den 2000ern inszenierten Filmen gut erkennen. Der Amerikaner mag ein mit Talent gesegneter Theoretiker sein, der über die Zeit seinen Fokus stark auf die technische Seite des Filmens ausrichtete, nur fehlt in der Praxis seinen Werken vor allem das, welches selbst Tarantinos Copy-and-Paste-Mashup-Cinema besitzt: Seele. Technik und Effektkunst erhoben sich zum Leitmotiv von Filmen wie Sin City (hier besprochen), die beeindruckend, aber gleichzeitig auch unterkühlt sind und eine Regie aufzeigt, die weit weg, vom eigenen Werk distanziert, wirkt. The Faculty lässt den Weg, welchen Rodriguez einschlagen sollte, bereits etwas erahnen. Dessen kühle Stimmung passt allerdings treffend zum Plot, der einer Gruppe von Außenseitern folgt, darunter der scheue Casey, welcher an seiner High School eine schreckliche Entdeckung macht. Eine parasitäre, außerirdische Spezies übernimmt nach und nach die Körper von Lehrern wie Schülern, welche sich nach erfolgreicher Übernahme des Körpers - ähnlich wie in Die Dämonischen - seltsam verhalten und seelenlos erscheinen.

Casey und die wenigen Mitschülerinnen und Mitschüler, welche seinen Beobachtungen Glauben schenken, sollen natürlich ebenfalls Wirtskörper für die Aliens werden und so versucht die ungleiche Truppe von Jugendlichen gleichzeitig, diesen nicht zum Opfer zu Fallen und Gegenwehr zu leisten. Bis sie eine Lösung finden, um der extraterrestrischen Bedrohung Herr zu werden, ist es beinahe zu spät. Mit seinem Drehbuch scheint sich Kevin Williamson auf dem Erfolgsrezept des von ihm geschriebenen, zwei Jahre zuvor entstandenen Scream - Schrei!, auszuruhen. Auch The Faculty ist gespickt mit Anspielungen und Referenzen auf Klassiker des Genres - insbesondere dem Paranoia-Film der 50er Jahre - baut aber die Meta-Ebene weniger clever aus. The Faculty ist mehr Hommage, die übertrieben, klischeehaft, campy - und gerade deswegen unterhaltsam - ist. Die von ihm erdachten Figuren und Szenarien sind keine Neuerfindung des Rades, sondern allseits bekannt, aber eine sympathische Zusammensetzung von Versatzstücken. Rodriguez wiederum setzt die von Williamson ersponnenen Ideen mit einer flotten Inszenierung um, welche im Verlauf des Films einen hübschen Rhythmus bekommt. Die Beteiligten vor und hinter der Kamera haben spürbar Freude daran, einmal quer durchs Genre zu pflügen und keine Gefangenen zu machen. Die unterschwellige Gesellschaftskritik mancher Vorbilder aus alten Tagen wird zu Gunsten der jungen Zielgruppe und des Themas gegen ein Plädoyer für Individualismus in Gestalt der High School Misfits eingetauscht. Wobei hier wiederum das, was nach dem Finale geschieht, abstinkt und dieses Plädoyer ad absurdum führt. Das schmälert den Unterhaltungswert des Films kaum und zeigt Rodriguez nochmal mehr an der Basis eines von ihm inszenierten Films, bevor er in kommenden Jahren immer etwas über seinen eigenen Werken stand.

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