Freitag, 12. Juli 2024

Killing Birds

Wer mir auf diversen sozialen Netzwerken folgt, dem dürfte nicht entgangen sein, dass ich mein Sammlerherz seit längerem an das im US-Bundesstaat Connecticut beheimatete Filmlabel Vinegar Syndrome, welches dort auch eines von insgesamt drei Ladengeschäften und ein beachtliches Filmarchiv betreibt, verloren habe. Mit ihrem Programm, irgendwo zwischen Genre-cineastischen Highlights, kleinen Perlen, Käse - mal schmackhaft, mal stinkend - aus der B-Film-Hölle, Höhepunkten der goldenen Ära des Erwachsenenfilms und jüngst auch Arthouse und Autorenkino triggert man meinen Geschmack meist mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit. Dabei schaffen es auch Filme wieder in die Sammlung, von denen man sich sicher war, dass man sie wegen ihrer mangelnden Qualität nimmermehr im Leben schauen wird. Ein Beispiel hierfür ist Claudio Lattanzis einzige Regiearbeit Killing Birds, der aus einer Zeit stammt, in der das italienische Genrekino damit begann, sich auf seinem Totenbett nieder zu betten. Die letzten Jahre seines langsam verblassenden Sterns gerieten weitgehend so prunklos und karg, wie sich der Film präsentiert. Mit Blick auf die glorreichen Jahre kopierte es sich sowie seine Vorbilder aus den USA bloß noch und ließ jegliche Kreativität zumeist vermissen. Wenngleich das Wiedersehen weniger schlimm wie erwartet ausfiel, muss ich eben dies auch dem von Joe D'Amatos Studio Filmirage produzierten Werk attestieren.

Der mitunter krude und wilde Ideenreichtum glorreicher Tage ist merklich vergangen. Krude ist höchstens noch, wie Lattanzi, der sich auch für das Script verantwortlich zeichnet, Genreversatzstücke kombiniert. Was mit dem Prolog - der Heimkehr eines Kriegsveteranen, der seine Gattin im Bett mit einem anderen erwischt und sein Kampfmesser zur blutigen Bestrafung zückt - einem Slasher gleicht, entwickelt sich mit der eigentlichen Story zu einem übernatürlichen Brimborium, in dem - selbstverständlich - Untote nicht fehlen dürfen. Der Farbgebung des Films ähnlich fahl folgt die Geschichte einer Gruppe von Studenten, die in der Wildnis Louisianas eine seltene Vogelart ausfindig machen wollen. Das einzige, was die Damen und Herren finden, ist ein heruntergekommenes Haus, in dem man sein Lager aufschlägt und nach einigen seltsamen Begebenheiten unliebsame Bekanntschaft mit Zombies macht. In der Art der Darstellung möchte Lattanzi merklich eine Brücke zu den frühen Horrorgroßtaten eines Lucio Fulci schlagen. Von diesem leiht er sich für seinen Film eine alptraumhafte Stimmung, die wie die Narration farblos, trüb ist und doch auf eine ganz eigene Weise zu gefallen weiß. Der durch die Sets wehende Hauch von Fulci ist aber doch mehr ein Miasma. Dieser über Killing Birds wabernde Pesthauch verleiht dem Film eine undefinierbare, eigenartige Schönheit der Verendung, wenn man wohl auch etwas wehmütig dabei zuschaut, wie der Film sich im schnöden Reproduzieren der Eigenheiten des Horrorfilms seines Entstehungslandes ergeht. Während spätere italienische Produktionen noch mehr Zeit verschwendendes Ärgernis waren, so kann man unter der faden Oberfläche eine Bemühung verzeichnen, den Schock vergangener Jahre nochmal aufleben zu lassen. Doch 1987 reichte es bei der Filmirage nur zu einer Großtat, die erstaunlicherweise in jenem Jahr mit Michele Soavis Aquarius - Theater des Todes noch einen der besten italienischen Horrorfilme der späten 80er Jahre veröffentlichten sollten.

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