Samstag, 24. Februar 2024

Todesmarsch der Bestien

Bis auf die komödiantischen Vertreter ist der Italowestern mit seinem nihilistisch angehauchten Weltbild kein großer Quell der Lebensfreude. Als das Genre seinen Zenit schon etwas überschritten hatte, setzte man auf der iberischen Halbinsel noch einen drauf. Dort zimmerte man mit Todesmarsch der Bestien nicht nur einen eher seltenen Vertreter des Schneewesterns zusammen, sondern versprühte in Verbindung mit diesem Setting allertrübste Untergangsstimmung. In den Fokus der Geschichte rückte man sieben, zuletzt in einer Goldmine schuftende Schwerverbrecher, die in Begleitung von Sergeant Brown sowie dessen Tochter Sarah nach Fort Green geschafft werden sollen. Mitten in der Wildnis wird der Treck von nach Gold gierenden Banditen überfallen. Mit der Tatsache konfrontiert, dass das begehrte Edelmetall anders als üblich nicht anzufinden ist, massakriert die Bande kurzerhand, bis auf den in Zivil reisenden Brown, jeden der mitreisenden Soldaten. Zusammen mit der holden Frucht seiner Lenden und den aneinander geketteten Sträflingen muss sich Brown nun durch die unwirtliche Landschaft kämpfen. Als der schlecht gelaunte Pulk an Verbrechern spitz bekommt, dass der Transport doch Gold geladen hatte, dieses aber zur Tarnung zu ihren Ketten verarbeitet wurde, bricht die Hölle los.

Anders als gewöhnlich ist dieser Ort der Verdammnis nicht analog zur Wohnstatt des Leibhaftigen eine siedend heiße Wüstengegend. Die Schauplätze sind überwiegend in weiß, der Farbe der Unschuld, gekleidet. Was ein großer Kontrast zum Großteil der auftretenden Figuren, deren niederen Triebe anspringen, als Freiheit und Reichtum winken, ist. Für Menschlichkeit ist merklich kein Platz. Um die austauschbaren Verurteilten weht nicht nur ein Hauch klirrender Kälte; es tobt ein Sturm des Nihilismus. Einen Raum der Ruhe lässt der Film seinem Publikum selten. Der zur Zeit der Entstehung bestens mit dem Genre vertraute Regisseur Joaquin Luis Romero Marchent nutzt die Umgebung als Stimmungsgeber; seine handwerkliche Grobschlächtigkeit verstärkt diese tatsächlich. Die Kamera klebt indessen an den Darstellern, Totalen werden nur dann eingesetzt, um mit Blick auf das endlos weiße Land die Ausweglosigkeit der von ihnen gespielten Charaktere zu unterstreichen. Momente der Hoffnung, Lichtblicke in einer hell leuchtenden und gleichzeitig düsteren Szenerie, gibt es selten. Auch die Liebesgeschichte zwischen Sarah und einem der Häftlinge ist - man ahnt es früh - zum Sterben verdammt. Todesmarsch der Bestien erzählt keine tief gehende Geschichte. Der dünne Plot bietet Potenzial, das dem mühsam inszenierenden Marchent aber entgleitet. Die finstere Atmosphäre mancher italienischer Western wird gedoppelt und verdreifacht, angereichert mit ultrablutigen, einfach getricksten Szenen, was Anfang der 90er zur Beschlagnahme führte und spätestens dann Gore-Bauern auf dieses simple Westernstück aufmerksam werden ließ. Zwar ist der Film durch seine Atmosphäre nicht bar jeglicher Faszination, doch man stößt sich mehr unliebsam an seinen Ecken und Kanten, als das man sich an diesen erfreut. Außerdem ist die deutsche (Video-)Synchronisation durch den spartanischen und heruntergeschraubten M&E-Track, trotz bekannter Stimmen, ein Ärgernis. Nett ist hingegen, das der markante Robert Hundar, bürgerlich Claudio Undari, der eher ein Abonnement auf Nebenrollen besaß und der unvergessliche Satyr mit Riesenlümmel in Alfonso Brescias Space-Fickerei Die Bestie aus dem Weltenraum war, hier in der Hauptrolle zu sehen ist.

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