Mittwoch, 1. Mai 2024

The House on Sorority Row

Wer in einem über die Jahre rapide einfältig und stumpf gewordenen Subgenre wie dem Slasher originelle Stoffe sucht, dürfte diese aufgrund von Ermüdungserscheinungen schnell einstellen. Auch The House on Sorority Row ist nicht der höchstoriginellste Film, aber kommt im Vergleich zu anderen Genre-Beiträgen mit genügend Eigenständigkeit daher, um sein Publikum bei der Stange zu halten. Der 1983 entstandene und bis dato nie im deutschsprachigen Raum veröffentlichte Schlitzerstreifen bietet dabei alles, was sich in den frühen 80er Jahren im Genre bereits etabliert hatte. Nach seiner in der Vergangenheit spielenden Exposition, welche - selbstredend - den späteren Twist des Films vorbereitet, schwenkt er in das Wohnheim einer weiblichen Studentenverbindung. Es ist Semesterende, alle bereiten die Abfahrt nach Hause vor und nur eine kleine Gruppe Studentinnen möchte, wenn alle inklusive der restriktiven Hausmutter Mrs. Slater das Heim verlassen haben, eine große Sause steigen lassen. Von der bekommt Mrs. Slater Wind, verweigert den jungen Frauen quasi die Feier im Wohnheim und lässt die dadurch entstehenden Streitigkeiten eskalieren, als sie eine der Organisatorinnen bei einem Schäferstündchen erwischt und ihr mit ihrem Gehstock kurzerhand das neue Wasserbett zerstört. Der daraufhin geplante Old-School-Prank um die Slater gehörig zu erschrecken, geht schrecklich schief und schickt die Hausmutter in die ewigen Jagdgründe. Neben der Feier haben die Studentinnen nun nicht nur das Problem, die Leiche der alten Dame unbemerkt zu entsorgen. Irgendjemand scheint von dem Mord erfahren zu haben und beseitigt während der Party die am Streich beteiligten Damen.

Regisseur und Autor Mark Rosman, ein Protegé Brian De Palmas, wagt bei seinem Horrorfilm den Versuch, Elemente der Thriller seines Lehrmeisters mit den üblichen Formeln des Slashers zu verbinden. Nur lässt er den Spannungsbogen zu Beginn arg schlingern und räumt der Einführung seiner Figuren großen Raum ein. Das hat weniger etwas mit Zeit schinden zu tun, sondern ist mehr der merklichen Absicht geschuldet, dass das Publikum eine Verbindung mit den Schwestern der Verbindung aufbauen soll, um deren Aversion gegen die Figur der Mrs. Slater auf die Zusehenden zu übertragen und final den ersten Climax des Plots - den eskalierenden Streich - zu verstärken. Die Spannungsmomente werden sowohl zu diesem wie im späteren Zeitpunkt recht herkömmlich herbeigeführt und auch wenn Rosman bemüht zu sein scheint, sich nicht stark an gängigen Mustern des Genres zu orientieren: frei hiervon oder von Klischees ist auch The House on Sorority row nicht und auch der All-Girl-Cast des Films, an sich eine angenehme Abwechslung zu den das Genre beherrschenden, tumben Kerls, scheint mehr an hemmungslosem Alkoholkonsum und promiskem Sex als allem anderen interessiert zu sein. Was den Film vom Gros anderer Werke leicht abhebt, ist die Tatsache, dass Rosman seinen Killer nicht zum verlängerten Arm von republikanischen Konservatismus macht. Rache ist Blutwurst und seine Motivation, den Odem der jungen Frauen auszuhauchen. Ist die Geschichte einmal in Gang gekommen, bietet The House on Sorority Row mit den für seine Protagonistinnen chaotischen Verhältnissen und daraus resultierenden Situationen keine aus dem Stuhl fegende, aber atmosphärisch hübsche und durchaus unterhaltsame Genre-Kost, welche wie eine Mischung aus Thrillern der 70er und Früh-80er-Slashern wirkt, die zudem überraschend harsche Effektszenen bereit hält. Wer sich beim Plot an Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast erinnert fühlt, darf sich auf die Schulter klopfen und auch dessen Autor Kevin Williamson dürfte sich hier etwas Inspiration abgeholt haben. Ironischerweise wirkt das Remake von The House on Sorority Row - dazu an anderer Stelle demnächst mehr - wie ein stark auf diesen schielenden, aber mäßiger Aufguss des Kinokassenhits. 
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Dienstag, 30. April 2024

Rexosaurus

Ist Charles Band unter all' den B-Film-Produzenten-Veteranen nicht nur das Stehaufmännchen sondern womöglich noch ein Visionär? Zumindest hätte es unter dem Banner seines Produktionsstudios Full Moon beinahe den Vorläufer zu den heute zumindest auf Produzentenseite recht beliebten Cinematic Universes gegeben. Selbst riesiger Comic-Fan, wurde Band von den im Medium nicht unüblichen Crossovers inspiriert und plante bereits seit Empire-Tagen ein Franchise, in dem die von ihm und Marvel-Legende Jack Kirby für dieses erdachten Figuren in gemeinsamen Filmen auftreten sollten. Bevor es losgehen konnte, ging Empire das Geld und die Puste aus. Bei Full Moon fehlte ihm leider ebenfalls das nötige Kleingeld, um alle Ideen so umzusetzen, wie er es geplant hatte. An Crossovers gab es es nur wenige wie beispielsweise Tod im Spielzeugland (aka Dollman vs. Demonic Toys). Zum geplanten Team-Up-Film Legion of Doom, in dem u. a. aus Einzelfilmen bekannte Charaktere wie dem Mandroid oder Dr. Mordrid aus Rexosaurus auftreten und zusammenarbeiten sollten, kam es nie. Zumindest konnte der von Jeffrey Combs dargestellte Doktor in einem recht drolligen Einzelfilm unterhalten.

Als Wissenschaftler Dr. Anton Mordrid getarnt, wacht der aus einer anderen Dimension stammende Magier über das Wohlergehen unseres Erdenrunds. Als sich sein ebenfalls mit magischen Kräften ausgestattete Erzfeind Kabal aus seinem Gefängnis befreien kann, versucht Mordrid gegen dessen Plan, die Bewohner der Erde zu versklaven, anzukämpfen. Unterstützt von seiner neugierigen Nachbarin Samantha nimmt er den erneuten Kampf von Gut gegen Böse auf. Das aus dem im deutschen Raum leicht unpassend Rexosaurus betitelte Werk eigentlich eine Verfilmung von Marvels Doctor Strange hätte werden sollen, merkt man deutlich. Die bereits während der Empire-Zeit gekaufte Lizenz lief schlichtweg aus und so wurden einige Anpassungen vorgenommen, um dem interessierten Publikum einen halbwegs eigenständigen Charakter zu präsentieren. Diese Präsentation geht, nicht unüblich für Titel aus der Band'schen Filmschmiede, trotz einer Laufzeit unter achtzig Minuten in behäbigem Tempo von statten. Womit sich andere Full-Moon-Werke so selbst im Wege stehen, macht hier - sofern man über die Hintergründe der Produktion Bescheid weiß - halbwegs Sinn. Man fühlt Rexosaurus an, dass da noch mehr kommen sollte und dies nicht das Ende der Fahnenstange gewesen wäre. Er ist eine im Sand verlaufende Origin Story, der mit seiner comichaften Darstellung und seinem Augenmerk auf den Fantasy-Aspekt häufig harmloses, aber selbst heute noch charmantes Film-Fastfood auffährt. Eben das auch in meinen Besprechungen zur Puppetmaster-Reihe öfter erwähnte, eindimensionale Full-Moon-Family-Package. Gerettet wird dieses Einerlei mit seinem schleppend voranschreitenden Plot von gut aufgelegten Darstellern und heute rustikal erscheinenden, aber immer noch ganz hübschen Effekten. Diesbezüglich stellt der im Finale stattfindende Kampf zweier zum Leben erweckten Skelette eines Dinosauriers und eines Mammuts den absoluten Höhepunkt des Films dar. Die Diskrepanz zwischen kindlichem Fantasy-Stoff und Elementen, die eher auf ein erwachseneres Publikum abzielen, verleihen Rexosaurus noch mehr diese Aura der Eigentümlichkeit, auf die sich der Film zwar nicht ausruhen, aber überdurchschnittlich gut unterhalten kann. 

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Mittwoch, 24. April 2024

Ghost Town

Die Kombination der Genres Horror und Western birgt einiges an Potenzial. Bedauerlich, dass es tatsächlich wenige Werke gibt, welche amtlichen Grusel mit dem amerikanischsten aller Filmgenres kombiniert. Ende der 80er rotzte Charles Band mit seinem Indie-Studio Empire den Film Ghost Town in die Videotheken (und in seinem Entstehungsland sehr limitiert auch in die Kinos) und versuchte sich zumindest daran, dem Publikum einen Grusel-Western zu präsentieren. Ausgangspunkt ist die Suche von Deputy Langley nach der jungen Blondine Kate, die man zu Beginn des Films mit ihrem roten Cabrio über eine einsame Landstraße brausen sieht. Just von der eigenen Hochzeit geflüchtet, landet sie im wortwörtlichen Geisterstädtchen Cruz Del Diablo, in dem der untote Desperado Devlin wütet und die längst verstorbenen Bewohner der kleinen Ortschaft davon abhält, in Frieden ins Jenseits überzutreten. Wenig überraschend verschlägt es auch Langley in die Stadt, frisch vom einst von Devlin niedergemähten Sheriff Harper mit der Aufgabe vertraut, den diabolischen Outlaw in seine Schranken zu verweisen.

Die Tour de Force des unfreiwillig zum Sheriff beförderten Langley in den Weird West fällt bei allen netten Ideen, die der Film bietet, überwiegend narrativ angestrengt aus. Während die sichtlich, dem ebenfalls schmalen Budget geschuldeten, kargen Kulissen dank einer hübschen wie effektiven Fotografie zur Thematik des Films passend erscheinen mögen, nagt der Wurm des Zerfalls im Plot. Einzelne, gelungene Szenen können gegen die restliche, im Leerlauf vor sich hin tuckernde Handlung nicht ankämpfen. Das Mysterium um Cruz Del Diablo, dessen Bewohner und Tyrann Devlin und seiner Bande könnte seichte, aber durchaus ansprechende Unterhaltung bieten. Richtig warm wird man selten mit dem Film, da die darin befindlichen, einzelnen Ideen wenig trefflich zu einem funktionierenden Gesamtwerk zusammengefügt wurden. Die Crux ist, dass das insgesamt betrachtet höchst bedauerlich ist. Ghost Town ist ein einziges hätte, wäre, könnte; was nützt beispielsweise anschauliche Maskenarbeit, wenn der Antagonist ein Abziehbild diverser Schreckensfiguren des B-Horrors und von Western-Mieslingen ist? So planlos wie anfänglich der Protagonist gebiert sich der komplette Film, dem sein Setting sichtlich ein Stück weit egal ist. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet das Land des Westerns diesen nicht adäquat mit Horror-Elementen ausstaffieren kann. Gänzlich gruselbefreit ist der gebotene Schrecken entweder mit Gleichgültigkeit oder bedauernswerter Langeweile gesegnet. Wenn es doch mal funktioniert, bietet Ghost Town leider nicht mehr als Durchschnitt.

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Samstag, 20. April 2024

Tourist Trap

Egal ob groß oder klein: Puppen tauchen über die Jahrzehnte immer wieder im filmischen Vermächtnis von Charles Band auf. Als an seine späteren Studios Empire Entertainment und Full Moon noch nicht zu denken war, kreuzten sich bereits die Wege des umtriebigen Produzenten und seines späteren Puppetmaster-Regisseurs David Schmoeller. In dessen Debütfilm Tourist Trap, bei dem Band der ausführende Produzent war, lehren Schaufensterpuppen dem Publikum und einer Gruppe von Ausflüglern - drei attraktive Frauen und ein Kerl - das Fürchten. Diese treffen nach einer Reifenpanne auf den gutmütigen, aber sich auch etwas seltsam benehmenden Slauson, der an einer ausgestorbenen Landstraße ein kleines Museum betreibt. Darin werden mit den angesprochenen Schaufensterpuppen und ein paar wenigen Wachsfiguren Szenen aus der amerikanischen Geschichte nachgestellt. Nach nicht allzu langer Zeit müssen die bei Slauson gestrandeten Freunde feststellen, dass es in dessen Touristenfalle nicht mit rechten Dingen zugeht. Sein in einem nahegelegenen Haus lebender Bruder Eric scheint den Leuten nachzustellen und auch die Puppen besitzen ein merkwürdiges Eigenleben.

Tourist Trap ist wahrlich ein kauziger, kleiner Horrorfilm, der weit entfernt von Stuart Gordons fantasiereichem Dolls, den Band mit Empire produzierte, oder späteren, diversen Full Moon-Produktionen mit wuselndem Mörder-Spielzeug ist. Assoziationen mit Tobe Hoopers The Texas Chainsaw Massacre kommen nicht von ungefähr. Dessen Art Director Robert Burns war auch für den Look von David Schmoellers ersten Langfilm verantwortlich und verwandelte Slausons Ausstellungsraum und die anliegenden Behausungen in Kabinette des Unbehagens. Der Film gefällt von Beginn an durch seine abgerockten Kulissen, über denen eine düstere Schönheit des Verfalls liegt und besticht mit einem heute noch ungewöhnlichen Genre-Mix aus frühem Slasher, leichten Anflügen von Backwood-Hillbilly- und übernatürlichem Horror. Hin und wieder wirkt das, als wäre der von Chuck Connors gemimte Slauson ein unheilvoller Verwandter von Vincent Price in Das Kabinett des Professor Bondi, welcher im einsamen amerikanischen Hinterland gegen das Vergessen wirkt. Nur die in dieser American-Backwood-Gothic-Tale vorkommenden übernatürlichen Elemente ecken mit dem restlichen Plotverlauf an und können sich leider nie komplett in diesen Fügen. Jene Ecken und Kanten sind gleichermaßen ein dickes Plus auf dem Konto des Films, welches die Schwächen des Scripts im weiteren Verlauf ausbügeln können. Dieses löst das ohnehin offensichtliche Geheimnis um Slausons Bruder recht früh auf und beschränkt sich ab dort auf formelle Genre-Kost. Dank Schmoellers launiger Regie, einem tollen Score aus der Feder von Pino Donaggio und der Kameraarbeit von Josef von Sternbergs Sohn Nicholas (um das Namedropping abzurunden, sei noch erwähnt, dass William Wylers Sohn David Regisseur der Second Unit war und Cutter Ted Nicolaou einige Jahre später für Charles Band u. a. Subspecies inszenieren sollte) überwiegt ein positiver Eindruck, da Tourist Trap zwar zwischen den (Genre-)Stühlen sitzt, sich dort aber merklich schnell eine bequeme Position verschafft, von der aus er auch heute noch wirksame, unheimliche Szenen kredenzt und mit seiner ganz eigenen Stimmung überzeugen kann. 

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Freitag, 19. April 2024

Dream Scenario

Wer, angestachelt durch die Werke, in denen Nicolas Cage in den letzten Jahren auftauchte, eine weitere ungezügelte Höchstleistung Nouveau Shamanic erwartet, wird von Dream Scenario enttäuscht. Sein an einer Universität lehrender Evolutionsbiologe Paul Matthews ist ein unauffälliger Mann, ein Average Type durch und durch. Zurückhaltend, immer etwas aus der Gegenwart gefallen wirkend, aber nach Aufmerksamkeit und Anerkennung - zumindest für seine Arbeit - suchend. Wie zuletzt in Pig spielt Cage sehr zurückhaltend, ist wie Paul ein Mensch voll leiser Töne, der dem lauten Alltags-Shizzle nicht gewachsen scheint. Oder einfach unbeachtet in diesem untergeht. Dies ändert sich, als er in den Träumen anderer Menschen erscheint und darin untätig dabei zuschaut, wie diesen schlimmes widerfährt. Paul wird zum Medienphänomen, erhält seine 15 minutes of fame, wird von Trent und seiner Marketing-Firma bezirzt und sieht darin die Chance, den lang gehegten Traum, ein Buch über die Schwarmintelligenz von Ameisen zu schreiben, umzusetzen. Der Hype um seine Person schlägt schlagartig um, als er in den Träumen der Menschen zum personifizierten Nachtmahr wird und man deswegen beginnt, sich von ihm zu distanzieren.

Kristoffer Borgli, Regisseur der empfehlenswerten, bösartigen Satire Sick of Myself, besticht in seinem Hollywood-Debüt schon mit der Besetzung der männlichen Hauptrolle. Er setzt seine Hauptfigur der schnelllebigen Welt der sozialen Medien aus, lässt diese zum Meme werden, bevor der schnelle Hype in Ablehnung umschwenkt und lässt diese von einem Meme aus Fleisch und Blut verkörpern. Der auch für das Script verantwortliche Norweger wirft seinen Protagonisten und das Publikum unvermittelt in die immer grotesker werdende Szenerie, die zunächst so wunderlich wie amüsant ist. Das er seinen Blick auf die Träume einzelner richtet und ihnen vermeintlich Aufmerksamkeit schenkt, ist eine smarte Finte, mit denen er sicherlich viele an der Nase herum führt. Die mit Horror-Zitaten gespickte Traumgebilde irritieren; uns vor der Leinwand wie die Figuren - allen voran Paul. Das nie beantwortet wird, wieso das alles passiert: pure Absicht von Borgli. Auch in der Realität wird selten nach Ursprüngen von Hypes, Memes etc. gefragt. Sie kommen und gehen. Im Falle von Paul äußerst unschön. Der ratlose Wissenschaftler, vom Trubel um seine Person sichtlich überwältigt und teils überfordert, weiß nicht wie ihm geschieht, als die Albträume beginnen, er darin aggressiv zu Werke geht und sich Leute in seiner Gegenwart plötzlich unwohl fühlen und ihn canceln. Der zunächst trefflich awkward umgesetzte Kommentar über die Unsinnigkeiten von Social Media und dem dortigen ephemeren Interesse an Menschen überspannt in der zweiten Hälfte den Bogen mit seiner Sicht auf Cancel Culture. Das Paul unbescholten, damit ein Opfer ist, welches nichts für sein urplötzlich aggressives Auftreten in den Träumen kann, liegt auf der Hand. Ihm werden zu Unrecht Existenzgrundlagen genommen und so honorabel Borglis Finger in diese gesellschaftliche Wunde drückt, so scheint er dies gleichzeitig vollkommen zu verteufeln. Gleich, welchen Hintergrund das Canceln besitzt. Komplett kann man hier mit Dream Scenario nicht konform sein, der die Unauffälligkeit, das Muffige seines Protagonisten bis ins Szenenbild ausbreitet und in schönen Momenten wie aus einem Guss wirkt. Selbstredend fügen sich auch die Traumszenen in die komplette Filmszenerie ein. Borgli schuf eine intelligente Groteske mit einem toll aufspielenden Cage, deren Subtext der zweiten Hälfte es unpassend zum restlichen Werk maßlos übertreibt. Das macht den Film leider falsch edgy.

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Dienstag, 16. April 2024

Becky

Schluss mit lustig. Eine Redewendung, welche für den von Cary Murnion und Jonathan Milott inszenierten Becky auf mehreren Ebenen eine Bedeutung besitzt. Zunächst wäre da der Plot, in dem sich das titelgebende, der Pubertät entgegentrotzenden Mädchen zunächst dem gemeinsamen Glück ihres Vaters Jeff mit dessen neuer Liebe Kayla verwehrt. Zu tief sitzt der Verlust der an Krebs gestorbenen leiblichen Mutter. Nicht frei von Klischees zeichnet der Film den gemeinsamen Ausflug der Patchwork-Familie - Jeff, Becky, Kayla, deren Sohn Ty und die beiden Hunde Dora und Diego - zum in einsamer Natur gelegenen Wochenendhaus, der unentwegt von der schlechten Laune Beckys torpediert wird. Die Nachricht, dass Jeff und Kayla sich vermählen wollen, bringt das Fass zum Überlaufen. Die Präpubertierende kapselt sich in ihrer kleinen Waldhütte ab, während der Rest der Familie die unliebsame Bekanntschaft mit flüchtigen Häftlingen, angeführt vom Neonazi Dominick, macht. Dieser sucht einen von ihm im Keller des Hauses versteckten, geheimnisvollen Schlüssel, den - wie sollte es anders sein - irgendwann Becky in die Hände bekam. Als die Situation eskaliert, entlädt sich die lange Zeit aufgestaute Wut des Mädchens und zwischen ihr und den Kriminellen entbrennt ein äußerst gewaltsamer Kleinkrieg.

Schluss mit lustig ist hier auch für den ewigen King of Queens Kevin James. Der durch seine Hauptrolle in der Sitcom bekannt gewordene Mime und Comedian, welcher auch nach dem Ende der Serie überwiegend für Werke aus dem komödiantischen Fach engagiert wurde, darf hier den Antagonisten Dominick mimen. Eine übergroße Swastika prangt mahnend auf seinem blanken Hinterschädel; diese allein verheißt bei seinem Anblick nichts gutes. Merklich gut aufgelegt versucht der Darsteller, sich vom Image des gut gelaunten, sympathischen Knuddelbären zu befreien. Richtig kann er diese Haut nicht abstreifen, obwohl er und das Regie-Duo seine körperliche Präsenz gut einzusetzen vermögen. Es fehlen kleine Nuancen einer Eiseskälte, welche laut Geschichte dem ohne Skrupel durch die Welt wandelnden Sträfling im Blut liegen sollte. Die visuelle Darstellung mag nicht hundertprozentig zu James angestimmten Vibe passen. In der Interaktion mit seinen Kumpanen, der Familie oder Becky selbst, wenn er gute Mine zum bösen Spiel macht, beherrscht er seine Rolle am Besten. Um ehrlich zu sein, wird er noch dazu von seiner jungen Schauspielpartnerin Lulu Wilson überstrahlt. Der grimme Ton, den Becky anschlägt, wenn das Mädchen zum Gegenschlag ausholt und sich gegen einen übermächtig anmutenden Tross krimineller Kerle stellt, explodiert förmlich. Frust, Wut; alles aufgestaute entlädt sich dermaßen wuchtig, dass man gerne über die sich formell an Genre-Standards orientierende, damit hin und wieder flache Geschichte, hinwegsehen kann. Ein Pubiertier (man verzeihe mir diesen an sich dämlichen Ausdruck) sieht rot. Gute getimte, mit gorigen Spitzen gepickte Schockmomente und ein gekonntes Spiel mit dem Erzähltempo machen aus Becky zwar keine Speerspitze der Filmgeschichte, aber einen überraschend kurzweiligen Mix aus Home-Invasion- und Rache-Thriller, gepickt mit Coming-of-Age-Elementen, die in der vom Plot und den beiden Regisseuren geformten, rauen Umgebung recht kurz kommen. In der bald erscheinenden Fortsetzung Wrath of Becky scheinen dem Trailer nach feinsinnigere Momente ganz zu fehlen. Dafür bleibt man seiner Linie treu, durch Komödien bekannt gewordene Darsteller als Antagonisten - diesmal "Stifler" Sean William Scott - zu besetzen.

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Montag, 15. April 2024

Puppet Master: Axis Termination

So überraschend spaßig Axis Rising für seine Verhältnisse ausfiel, so groß ist die Ernüchterung im elften (Crossover und Spin-Offs ausgeschlossen) und vorerst letzten Teil der Puppetmaster-Reihe. Der Abschluss der Axis-Trilogie, Axis Termination betitelt, häuft leider wieder alles negative, was eine Full Moon-Produktion mit sich bringen kann, an und lässt so kaum Möglichkeiten zu, dass man über das Gesehene positive Worte verlieren kann. Es fängt schon damit an, dass der Paukenschlag zu Beginn die Handlung der beiden Vorgänger regelrecht über den Haufen wirft. Innerhalb einer Trilogie ein fragwürdiges Unterfangen und die selbe Schludrigkeit, wie sie innerhalb des Franchise über die Jahrzehnte häufiger vorkam und die man als Zuschauer wohl oder übel hinnehmen muss. Es ist nicht förderlich, dass das Publikum sich wieder an neue Hauptfiguren gewöhnen muss. Dieses Mal - hier erfolgt nochmals ein Brückenschlag zum 1989 entstandenen Erstling - landen Toulons Puppen in die Hände einer Gruppe verschieden übernatürlich begabter Menschen, angeführt von  Professor Ivan Ivanov (sic!), dessen Tochter Elisa im Verlauf der Geschichte nach einem Angriff auf die empfindliche Infrastruktur ihrer Heimatstadt, vom wahnsinnigen Nazi-Obermotz Sturmbannführer Krapke, verschleppt wird. Zusammen mit dem der Gruppe vom US-Militär zur Seite gestellten Captain Brooks und der Marionetten um Blade und Co. gilt es nicht nur, Elisa aus den Klauen des mit mächtiger Magie gesegneten Krapke zu befreien, sondern auch den Nazis im Bezug auf den Ausgang des Zweiten Weltkriegs eins auf den Deckel zu geben.

Der erneut von Charles Band in Szene gesetzte Film vollführt das berüchtigte Full Moon-Kunststück, dass sich eine kurze Laufzeit wie eine halbe Ewigkeit anfühlen kann. Zeit wird mit übermäßig viel Dampfplauderei geschunden, was selbst absurden, kleinen Einfällen wie der Spritzenhand von Krapkes Assistentin Friede Steitze jegliche Wirkung raubt. Das Amüsement geht in der unwichtigen Schwafelei der Figuren unter. Axis Termination ist mehr eine Ballung der schlechten Seiten des Franchise und macht deutlicher denn je, dass die meisten Figuren aus Fleisch und Blut egaler nicht sein könnten. Konzeptlos und der eigenen, bisher erzählten Geschichte gegenüber gleichgültig scheint Band lieber diverse, impulsive Ideen so zu verbinden, dass es gerade so schlüssig erscheint. So hart, wie die Zeilen klingen mögen, möchte ich mit Band gar nicht ins Gericht gehen wollen. Dem Stehaufmännchen des B-Films kann man für seine Unermüdlichkeit durchaus Respekt zollen und mittlerweile kann ich anders als früher so mancher Produktion von Full Moon mehr abgewinnen. Bei Axis Termination fällt es schwer, auch wenn das Team hinter der Kamera bemüht war, dieses Stückwerk irgendwie funktionieren zu lassen. Über die Jahre hat sich das Standard-Schema des Plot-Aufbaus abgenutzt; die redseligen Menschen werfen gleichermaßen bedeutungsschwere und leere Worthülsen um sich, während der Zeiger der Uhr bleiern schwer voran schreitet. Die Argentoeske Farbgestaltung Ausleuchtung und Farbgestaltung des Films ersäuft ganze Szenen in grellen Farbe und auch die bemüht verbesserten Animationen der Puppen auf beiden Seiten können keinen Funke Freude aufblitzen lassen. Das im Filmtitel verwendete Wort Termination erhält eine bedauerliche Doppeldeutigkeit, terminiert Band das langjährige Herzstück Full Moons in äußerst trauriger Weise.

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