Samstag, 25. Mai 2024

Kill Me Again - Töten Sie mich

In John Dahls zweitem Film Red Rock West gibt es eine kleine, vordergründig nichtig erscheinende Szene, in der eine Nebenfigur einen Satz von sich gibt, der hintergründig einiges über die ersten drei Filme des Amerikaners aussagt. Darin lässt Hauptdarsteller Nicolas Cage an einer im weiten Nirgendwo liegenden Tankstelle für die letzten Dollar, die in seiner Brieftasche sind, den Tank seines Autos befüllen. Bezogen auf den sich noch gut in Schuss befindlichen Straßenkreuzer, bemerkt der Tankstellenbesitzer gegenüber Cage "You know, they just don't make them that way anymore!" Betrachtet man Dahls erzählerischen und gestalterischen Ansatz bei seinen ersten drei Filmen, so erscheint uns dieser alte Kerl plötzlich als Sprachrohr des Regisseurs. Leicht wehmütig scheint er damit das zu kommentieren, was er selbst auf die Beine gestellt hat. Völlig darüber bewusst, dass dies einer alten, vergangenen Zeit entstammt und nicht dem cineastischen Zeitgeist entspricht. Bereits mit seinem Debüt Kill Me Again - Töten Sie mich wendet er sich dem Noir-Crime bzw. -Thriller der 40er und 50er Jahre zu und lässt die goldene Zeit gebrochener Helden, zwielichtiger Gestalten und gleichermaßen verführerischer wie gefährlichen Femme Fatales wieder aufleben. Mit dem Plot werden gleich mehrere, gebräuchliche Tropes des Genres vereint.

Der abgebrannte, verschuldete Privatdetektiv Jack Andrews steht mit dem Rücken zur Wand. Seine zwielichtigen Gläubiger möchten endlich ihre Kohle wiedersehen und setzen ihm ein Ultimatum. Glücklicherweise taucht kurz darauf Fay Forrester in seinem Büro auf und bietet ihm eine hohe Summe, wenn er ihr dabei hilft, sie vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann Vince zu beschützen. Dabei soll Jack ihren Tod vortäuschen und ihr eine neue Identität verschaffen. Ungläubig und misstrauisch geht er mit Blick auf die stattliche Entlohnung, die ihm winkt, auf den Job ein. Als dieser vermeintlich erfolgreich ausgeführt wurde, muss der Schnüffler feststellen, dass sein Misstrauen gegenüber der attraktiven Fay nicht unbegründet war und muss sich zudem vor gegen seine ungeduldigen Gläubigern, Vince und der Mafia höchstpersönlich behaupten. Eine Classic-Noir-Story, sich zweifellos in der Zeit der ausgehenden 80er abspielend, in der kleine Details mit dieser Epoche bricht. Dahls Cineastik lässt die Zeit aufweichen. Fahrzeuge, diverse Szenenbilder, Kleidungsstil einzelner Figuren und nicht zuletzt Zitate filmischer Vorbilder: gleichermaßen Verweise auf die Epoche und Hochzeit des Genres, welche so stimmig platziert werden, dass das Konstrukt des Films zeitlos erscheint. Die Konzentration auf solcherlei Kleinigkeiten, scheinen den Regisseur so abzulenken, dass es selten gelingt, mit Verve und spannungsreich zu inszenieren. Die Reproduktion von Genre-Merkmalen funktioniert, komplett verinnerlicht hat Dahl dieses hier noch nicht. Dies sollte erst in seinen anderen Neo Noirs folgen. Gleichzeitig krankt Kill Me Again an seinem blassen Hauptdarstellern Val Kilmer und dessen damaliger Frau Joanne Whalley-Kilmer. So sollte man seinen Erstling eher als interessante, aber an sich ausbaufähige Fingerübung verstehen.


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