Als Prom Night in die Lichtspielhäuser dieser Welt entlassen wurde, befand sich der Slasher noch in den Kinderschuhen. John Carpenters Halloween war gerade mal zwei Jahre alt; Sean S. Cunninghams Freitag der 13. befand sich gerade mal zwei Monate in den Kinos, als Paul Lynchs Films anlief. Ebenfalls 1980 startete der recht hübsche Terror Train aka Monster im Nachtexpress, mit dem der Slasherzug langsam Fahrt aufnahm. Obwohl Prom Night selbst nur in den USA über die Jahre einen gewissen Kultstatus erlangen konnte und er unverkennbar ein früher Versuch, vom Erfolg des Carpenter-Films zu profitieren, ist, schaffte er es auf insgesamt drei Fortsetzungen. 2008 wurde er im allgemeinen Aufpolierwahn der amerikanischen Genrefilmindustrie remaket. Heutzutage kann man den Ursprungsfilm schnell als "einer unter vielen", dem bekannten Cash In abstempeln. Schaut man nochmal auf die Eingangs erwähnte Ausgangssituation, dass Prom Night einer der frühen Slasher ist, erkennt man ihn als Ursprung der kleineren Slasher, die aus zweiter und dritter Reihe nachkamen. Sein Plotverlauf wurde dankend von unzählig vielen Regisseuren angenommen und mit mehr oder weniger Aufwand umgewandelt.
Ein tragischer Unfall bietet den Aufbau für die später folgenden Untaten eines maskierten Meuchlers. Kinder spielen in einem alten und verfallenen Schulgebäude fangen, treiben die ungebetene Spielkameradin Robin in die Enge und verängstigen das Kind so sehr, dass es bei seinem Versuch, den anderen Kindern zu entgehen aus dem Fenster des obersten Stockwerks stürzt und stirbt. Erschrocken vom tragischen Zwischenfall schwören sich Wendy, Nick, Kelly und Jude, nichts vom eigentlichen Hergang der Geschehnisse zu verraten und zu verschwinden. Wenig später wird das tote Mädchen aufgefunden und ein Sexualstraftäter für die Tat behelligt. Sechs Jahre danach sind die damaligen Kids Teens, die vor ihrem Schulabschluss stehen. Parallel dazu entkommt der beschuldigte und verurteilte angebliche Mörder Robins aus der Heilanstalt in der er untergebracht war. Wenig später erhalten die Jugendlichen Drohanrufe eines unbekannten, der unmissverständlich klar stellt, dass er sich für die Ungerechtigkeit von damals rächen will. Ins Kreuzfeuer geraten auch Kim, Nicks Freundin und Schwester der toten Robin sowie ihr Bruder Alex.
Mehr noch in den ausgegangenen 70ern verwurzelt, legt Prom Night ein gemächliches Erzähltempo vor. Man lässt sich Zeit für seine Figuren, die leider sehr stereotyp ausfallen und die gängigen Klischees bedienen. Leider verstreicht auch einige Zeit, bis der Mörder komplett in Erscheinung tritt. Bis dahin konzentriert sich die Geschichte mehr auf das "Wer mit wem?", die Frage der Fragen die das Geschehen vorm bevorstehenden Abschlussball beherrscht. Nick wird von Ex-Freundin Wendy, die sich als durchtriebenes Biest entpuppt, umworben, was ihm einige Probleme mit Kim einbringt. Jude sucht nach einem Begleiter und trifft den schmierigen Slick, während Kim und ihr Freund Drew Probleme im horizontalen Bereich haben. Selten holt man den Thrillerplot in den Vordergrund; der anfängliche Aufbau, nicht uninteressant mit ansprechenden und schnell montierten Szenen der Drohanrufe, lässt auf einen recht interessanten frühen Schlitzerknaller schließen um dann in den Teenie Soap- und Leerlauf-Modus zu schalten. Außer für ein US-Publikum, das mehr Bezug zu den Themen rund um den Abschlussball hat, wird es für den Zuschauer zu einem leichten Kampf, bei der Sache zu bleiben.
Toppen tut das der Film mit einer ausgiebigen Discotanz-Szene, die zugegebenermaßen gut choreographiert ist, aber noch mehr Spaß machen würde, wenn sie außerhalb eines Horrorfilms existieren würde. Eine Stunde ist dort schon vergangen, der Ball längst im Gange und endlich darf auch der Mörder zuschlagen. Dieser ist wie so oft der verlängerte Arm einer konservativen Moral; auch hier werden Heranwachsende kurz nach dem vorehelichen Koitus oder dem Rauchen von Joints umgehend für ihr Vergehen gerichtet. Der verschleppte Storyaufbau bringt der letzten halben Stunde Schwung, lässt sie leider gleichzeitig überhastet, hektisch im abhandeln erscheinen. Das lässt kleine Feinheiten, die Prom Night im Ansatz besitzt, untergehen. Der Mörder mag in seinem Handeln ungelenk, im Kampf mit den Opfern sogar tolpatschig erscheinen, lässt ihn dafür - allein durch seinen bieder wirkenden Auftritt mit einfacher dunkler Kleidung und Sturmmaske - menschlicher und weit weniger als unbezwingbares Phantom erscheinen als seinerzeit schon Michael Myers war. Dazu ist es recht interessant, wie die jungen Leute in ihrer eigenen (Filter)Blase existieren und von der Bedrohung des ausgebrochenen Straftäters scheinbar nichts bemerken. Dieses (wissentliche) Ausblenden eines Handlungsstrangs der Geschichte für gewisse Figuren, der eigentlich nicht unbemerkt sein kann, wurde typisch für B- und C-Slasher und ist mir persönlich nur noch in der erzählerischen Gestaltung von Storylines im Wrestlings bekannt.
Sich den Film damit schönzureden funktioniert leider nicht. Prom Night bietet eine gutklassige 70er-Stimmung, aber ist von einer richtig kurzweiligen Slasher-Unterhaltung weit entfernt. Man benötigt Durchhaltevermögen um sich durch die Handlung zu hangeln. Nächster Schwachpunkt ist Hauptdarstellerin Jamie Lee Curtis, der man hier nur noch bedingt das Teeniemädchen abnimmt. Das lässt die Distanz vom Zuschauer zu ihrer Figur länger bestehen, als es für den Film dienlich ist. Durch dessen schwachen Thriller-Plot erahnt man die Identität des Mörders zudem recht früh. Hinweise werden zwar spärlich gegeben, da Prom Night für solcher Art Filme zur einer Blaupause wurde, ist erfahrenen Zuschauern schnell klar, was Sache ist. Am Ende ist man mit den Protagonisten erleichtert, wenn der ganze Spuk vorbei ist. Wenn man den Film mit einem einzigen Wort beschreiben solle, bleibe ich leider immer bei miefig hängen. In seinem Inneren ist er stark mit den schlechten Eigenschaften kleinerer Filme aus den 70ern behaftet. Eben jener miefigen, muffigen Langsamkeit, die je nach Ausgangslage angenehm oder hinderlich ist. Dafür ist es schön hier Leslie Nielsen einige Jahre vor seinem späten Durchbruch als Lt. Frank Drebbin zu sehen. Kleiner useless fact zum Schluss: dessen ab Die nackte Kanone zu seinem Stammsprecher avancierenden Synchronsprecher Horst Schön hört man hier als Stimme des ermittelnden und dem ausgebrochenen Sexualstraftäter hinterherjagenden Lt. Darryl McBride. Und Frank Glaubrecht (u. a. Al Pacino) ist auch noch mit von der Partie in der dt. Sprachfassung, was dem Film nicht komplett, aber bedingt aus der Patsche hilft und in keinster Weise retten kann.
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