Alle Jahre wieder, mindestens ein- oder mehrmals, schnappt man sich als Filmfreund und/oder -blogger die deutlich abgegriffene Tatsache, dass die Hollywood'sche Traumfabrik diese Bezeichnung schon lange nicht mehr zu recht trägt. Einfallslosigkeit macht sich breit; Cineast, Bingewatcher und Allesglotzer leiern ihre Beschwerde deutlich müde in die Welt hinaus, dass softe oder harte Reboots, Remakes, Prequels, Sequels, der x-te Superhelden-Blockbuster oder was auch immer die eigene filmische Bubble bzw. Wahrnehmung stört, von einem übergroßen Kreativitätsdefizit zeugt. Der Wunsch nach Innovation, egal in welchem Genre, sprießt seit Jahren und ist so unvergänglich wie Unkraut. Über die Jahre, seitdem dieses Blog existiert, dürfte auch meine Wenigkeit so unermüdlich gewesen sein, diesen Meinungskanon herunter zu beten. Und Wish Upon? Das ist beileibe nicht der erhoffte Heilsbringer des Horrorgenres, die schon längst in Gestalt von Regisseuren wie Ari Aster, dem Duo Justin Benson und Aaron Moorhead oder Jordan Peele sich daran machen, den verdorrten Acker des Genres umzupflügen.
Die Tagline des Films mahnt bereits: Be careful what you wish for! Vielschichtige Charaktere, intelligenter, am besten noch mit Meta-Ebene versehener Horror mit wendungsreicher Story, eine visuell ansprechende Präsentation, eine spannende und mitreißende Art der Erzählung: Wish Upon kann kaum etwas davon bieten. Meine für viele Horror-Produktionen jüngeren Datums zum Lieblingswort gewordene Umschreibung generisch - eigentlich auch erster Todesstoß für einen Film - lässt sich passend auf diesen anwenden. Zwischen Mystery-Thriller und seichtem Horror schwankend erzählt man die Geschichte der Schülerin Clare, einer Bilderbuch-Außenseiterin, mitsamt ebenfalls weniger beliebten Freundinnen und einem Highschool-Beau als heimlichen Schwarm. Die armen Verhältnisse, in denen sie heranwächst, sind ihr peinlich und bei jeder sich bietenden Gelegenheit wird sie in der Schule den Grausamkeiten von Schul-Liebling Darcie ausgesetzt. Vom alltäglichen Leid geplagt, spricht sie mit der von ihrer Vater beim Schrott sammeln gefundenen, chinesischenWunschbox im Arm den Wunsch aus, dass Darcie doch am besten verrotten soll.
Einen Tag später wird diese mit einem aus dem Nichts aufgetauchten nekrotischen Befall großer Hautteile ins Krankenhaus eingeliefert. Anfänglich noch als Zufall von Clare abgetan, merkt sie bald, dass die geheimnisvolle Box die Kraft besitzt, ihre Wünsche Realität werden zu lassen. Nach dem plötzlichen Tod ihres Onkels erfüllt sich mittels der Box der Traum vom besseren Leben; sie wird an der Schule beliebt, ihr Schwarm interessiert sich für sie und auch ihr sich als Schrottsammler durchs Leben schlagender Vater wird dank Clares Wünsche mit einem neuen Leben bedacht. Dabei bemerkt das Mädchen zuerst gar nicht, dass die Box für jeden getätigten Wunsch einen hohen Preis fordert. Erst durch ihren Mitschüler Ryan und dessen Cousine Gina, die auf Clares Bitten die altchinesische Schrift auf der Box übersetzt, dämmert ihr langsam, dass in den unscheinbaren Holzkasten eine böse Kraft ruht. Umgesetzt wird dies als durchaus interessante, wie leider auch überraschungsarme Mystery-Story, deren Horror-Ausflüge zu einer Art Final Destination Light werden. Anders als die Filme dieser Reihe werden die dort immer unglaubwürdigeren Zufallsabfolgen, die zum Tod der Figuren führen, glücklicherweise nicht übernommen.
Wish Upon bleibt angenehm auf dem Teppich und schafft es in diesen Szenen durch gutes Timing und dem Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer, Spannung aufzubauen. Die Sterbeszenen fallen eine ganze Ecke unspektakulärer als beim mutmaßlichen Vorbild aus. Zum Stil des Films mag das durchaus passen, der Final Impact dieser Sequenzen wird zeitgleich leider auch beschnitten: der erwartete große Knall wird ein leises Puffen. Überraschend gut funktionierte da die offensichtliche Botschaft, die man der jungen Zielgruppe vermitteln will. Die Träume sind Schäume-Message des Scripts winkt merklich ab der zweiten Hälfte wenig galant, aber nicht zu aufdringlich mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl durch die Szenerie. Dank Hauptdarstellerin Joey Kind, die aus Clare eine Figur formt, zu der selbst ältere Semester unter den Zuschauern einen Zugang finden, gelingt es Wish Upon aus einem objektiv betrachtet beliebigen Teenie-Horror-Beitrag einen durchaus sehenswerten Vertreter seiner Zunft zu machen, ungeachtet dessen, dass man vieles, was der Film bietet, als Zuschauer bereits häufig vorgesetzt bekam.
Die in den Medien und sozialen Netzwerken wie z. B. Instagram dauerpräsente Verlockung der schönen, vermeintlich perfekten Welt von Menschen mit makellosem Leben und Aussehen ist eine trügerische Oberflächlichkeit, die selbst mit dem Aufstieg zu diesem Level nicht die dahinter klaffende Leere verbergen kann. Man kann auch mit dem, was einem gegeben wird, zufrieden sein und was gutes daraus machen, gibt Wish Upon seinem (jungen) Publikum mit auf dem Weg und rät diesem mit seiner Moral, den eigenen Blick niemals von diesen Versuchungen blenden zu lassen. Unbedachte ausgesprochene Wünsche bringen wahr geworden lediglich kurzzeitige Erfüllung und irgendwie könnte man das auch als spöttischen Kommentar gegenüber anspruchsvollem Horror-Publikum sehen. Wenn die Phantastik und ihre Möglichkeiten tatsächlich an der Endlichkeit angekommen sind, sollte man sich mit dem, was einem aufgetischt wird, zufrieden geben. Bodenständigkeit ist keine schlechte Eigenschaft, nur ruhen sich Filmkreative leider viel häufiger darauf aus, als ein Wagnis einzugehen. Leider beraubt sich Wish Upon durch sein unglücklich übergroßes Foreshadowing zu Beginn fast jeden Überraschungsmoments. Einzig das fiese Finale kann kurzzeitig schocken, bevor man wieder den Boden der Tatsachen unter den Füßen hat. Diese zeigt, dass bekannte Elemente gekonnt miteinander kombiniert durchaus kurzweilige Unterhaltung bieten kann, Wish Upon aber auch eher im Kurzzeitgedächtnis der Fans haften lässt, weil bei allen positiven Merkmalen die Durchschnittlichkeit vorherrscht. Ich für meinen Teil mochte das und fand vieles sympathisch und nett, wobei leider auch letzteres Adjektiv immer einen kleinen Hauch Negativität mit sich bringt.
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