Dienstag, 3. Oktober 2017

Horrorctober 2017: Big Bad Wolf (1/13)

Mein Einstieg in den diesjährigen Horrorctober der Cinecouch ließ nach dem Genuss zwei Gedanken in mir wachsen: es kommt nicht von ungefähr, dass Regisseur Lance W. Dreesen bisher nur drei Filme realisieren konnte und das ich mit Big Bad Wolf wohl gleich das schlechteste Stück in meiner Auswahl erwischt habe. Der kleine Independent-Film möchte einen großen Auftritt hinlegen, eben wie das titelgebende Monstrum so groß und böse wie möglich erscheinen und ist letztendlich nichts weiter als ein kleines, nerviges Stück Zeitverschwendung. Der Anfang war dabei so vielversprechend. Mitglieder einer Studentenverbindung machen sich unerlaubter Weise zur Jagdhütte des Stiefvaters von Verbindungsaspirant Derek auf, der seine gute Freundin Sam überredet, als moralische Unterstützung mitzukommen.

Die vögelnden und saufenden Jugendlichen machen bald die Bekanntschaft mit einem äußerst schlecht gelaunten Monstrum, dass sich als sprücheklopfender Werwolf entpuppt. Nachdem dieser bis auf die fliehen könnenden Derek und Sam die ganze Truppe dezimiert, machen sich die beiden überlebenden Freunde auf, Licht ins Dunkel zu bringen. Glaubt Sam doch bald, dass Dereks ständig schlecht gelaunter und herrischer Stiefvater Mitchell vielleicht der Werwolf ist. Unerwartete Unterstützung bekommen sie dabei von Dereks Onkel Charlie, der nach längerer Abwesenheit wieder auftaucht, nachdem er in den Nachrichten von dem blutigen Massaker in der Hütte hörte. Was Derek und Sam erst recht spät erfahren, kann man als Zuschauer schon wenige Minuten nach dem Intro und dem Massaker erahnen. Big Bad Wolf gibt sich überhaupt keine Mühe, seiner Geschichte Spannung oder kleine Wendungen zu verleihen. Man kämpft sich hinter der Kamera und vor dem Bildschirm durch ein simples Konstrukt gängiger Horrorfilmklischees, die uninspiriert aneinandergeleimt wurden.

Während der Beginn mit einem hohen Tempo, einigen gorigen Spitzen und kruden Ideen (der Werwolf vögelt noch kurz mit einem Opfer, bevor es den Exitus ereilen muss) Lust auf mehr macht, ist das einzige, was dann noch schnell ist, die Ernüchterung, dass Big Bad Wolf eher ein Little Lame Bullshit ist. Den angestrebten Weg, Dereks Konflikt mit Mitchell und dessen Schreckensherrschaft über seine Frau und den Stiefsohn in ein Familiendrama zu drehen, geht gründlich schief. Verglichen mit dem ziemlich guten Late Phases, welcher ebenfalls das Werwolf-Grundthema nutzt um daraus ein eindringliches Drama zu machen, zieht Dreesens Machwerk komplett den kürzeren. Da helfen weder die erst spät wieder eingesetzten, matschigen Effekte, die wenigstens noch ganz nett anzusehen sind, noch die bemüht spielenden Kimberly J. Brown als Sam und Richard Tyson als Mitchell weiter. Da hat sich Big Bad Wolf als angestrengter, einfach gestrickter Horrorfilm geoutet, dem nur daran gelegen ist, dem tumben Splattervolk einen Sprücheklopfer á la spätem Freddy Krueger (oder ähnlichen Schlitzerstars) in Fellform zu präsentieren um hoffnungsvoll einen kleinen Franchise für den schnellen Dollar zu starten. Diese durchkalkulierte Attitüde merkt man dem Film selbst dann an, wenn er doch ganz kurz mal Spaß bereitet. Wenn - und das ist nicht gespoilert sondern in den Formeln des Werwolf-Subgenres klar wie die sprichwörtliche Kloßbrühe - Mitchells Dasein als Bestie in Wolfsgestalt am Ende beendet wurde, atmen nicht nur unsere Protagonisten, sondern auch die Zuschauer auf. Der Mumpitz und sogar als Horrorkomödie beworbene, aber gänzlich unlustige Schmuh ist bis auf den zackigen Beginn eine einzige, quälende Klischeeansammlung der uninspiriertesten Sorte. Da ist keine Leidenschaft, sondern nur verächtliches Kalkül zu spüren.
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