Mittwoch, 12. Juni 2024

Killerspiele

Bei einem im Hochleistungssportler-Milieu spielenden Slasher mit der Redewendung Sport ist Mord um die Ecke zu biegen, dürfte abgedroschener nicht sein. Wobei abgedroschen mit Blick auf Killerspiele ein mehr als passendes Stichwort ist. Objektiv betrachtet dürfte man den Film in irgendwelchen Rankings nirgends auf einem der Medaillenplätze vorfinden. Dafür ist seine Inszenierung in den für diese Spielart des Genres wichtigsten Szenen schlicht und ergreifend äußerst uninspiriert. Ein guter Grund hierfür dürfte der Umstand sein, dass Regisseur Michael Elliot laut Aussagen der Darstellerinnen und Darsteller kein Freund von Horrorfilmen war und manchmal merklich desinteressiert wirkte und seine Abscheu dem gegenüber an den Tag legte. So spult der Film das bekannte Teenie-Programm zwischen zarten Romanzen, Eifersucht, strengen Lehrern und an den Karriereträumen ihrer Sprösslinge zweifelnden Eltern ab und nutzt als Schauplatz eine "Falcon Ahtletic School" genannte Sportakademie. Dort trainieren die jungen Menschen für einen Platz bei den nationalen Meisterschaften, über die man sich wiederum für die olympischen Spiele qualifizieren kann. Ein kleiner Nebenplot erzählt noch einen Schwank über den Mannschaftsarzt, der den Athletinnen und Athleten diverse Mittelchen verabreicht, damit man mit den "hochgespritzten" Ostblock-Sportlern mithalten kann.

Selbstverständlich sind dieser und die anderen im Plot existierenden Themen nur dazu da, um so viel Zeit zu schinden, bis es wieder an der Zeit für eine Tötungsszene ist. Leider ist in diesen der drei Jahre früher entstandene und recht ähnliche Graduation Day etwas abwechslungsreicher. Bei Killerspiele beschränkt sich die Figur des Killers darauf, mit gekonnten Speerwürfen - sogar Unterwasser! - die Traumblase von der Goldmedaille sowie das Leben der Girls und Boys an sich zerplatzen zu lassen. Was das ganze seltsam werden lässt, ist der Umstand, dass die redundanten Rahmenhandlungen und das größtenteils unbemerkte Treiben des Mörders parallel nebeneinander her existieren. Beides greift spät ineinander und bis dahin wundern sich die Figuren zwar über den Verbleib ihrer Sportskameraden, gehen aber sogleich ihrem alltäglichen Athletentrott weiter nach. Eine abstruse Handlungsentscheidung, die zusammen mit den restlichen Banalitäten des Films ein guter Grund dafür sein dürfte, dem Film - wenn überhaupt - eine Mitleids-Medaille in Blech zu verleihen. Nur ist da dieser gewisse Faktor Cheesiness - welche schon mit dem pop-rockigen Titelsong beginnt, der mit jeder Note eine dicke Wolke 80er-Flair ausatmet - welcher dazu führt, dass neben der netten Früh-80er-Atmosphäre die Diskrepanzen von Killerspiele zumindest bei mir für eine gewisse Sympathie gesorgt haben. Man kann ihn mit dem krassen, in die Bundesliga aufgestiegenen Außenseiter vergleichen, der versucht, mit den Großen mitzuhalten, aber direkt wieder in die Zweitklassigkeit zurückgeführt wird. Vielleicht ist es in diesem Fall auch die Drittklassigkeit, aber der Versuch, innerhalb des Genres irgendwas zu reißen, ist ziemlich rührig. Wie heißt es doch - um bei abgedroschenen Sportweisheiten zu bleiben - so schön? Dabei sein ist alles. Dazu behandelt der Film im Plot sachte aufploppende queere Motive für seine Entstehungszeit überraschend wertefrei und klischeebefreit und schielt beim Twist im Finale merklich ins Sleepaway Camp rüber. Abgehärtete Horrorfans und Komplettisten, die Redundanz und Repetition nicht scheuen, können gerne - egal ob mutterseelnallanich oder mit Gleichgesinnten - einen Blick riskieren. Vorzugsweise auf die wie üblich tolle, im November 2023 veröffentlichte Blu-Ray von Vinegar Syndrome. In diesem Sinne: Es lebe der Sport!


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