Donnerstag, 13. Juni 2024

Tragic Ceremony

Riccardo Freda würde Tragic Ceremony sehr wahrscheinlich selbst jetzt noch - direkt aus dem Jenseits heraus - verleugnen. Der Italiener hasste den Film so sehr, dass er sich aus den Credits streichen ließ und ihn in seinen Memoiren gänzlich ausklammerte. In der Tat ist das, was im Film geboten wird, eine grotesk bis absurd zusammengeschusterte Ansammlung verschiedenster Spielarten des Horrorfilms. Übernatürlicher, Okkult- und eine Prise Gothic-Horror wurden eben irgendwie in ein Script gewurschtelt, bei dem unter anderem auch Schlockmaster Mario Bianchi seine Finger im Spiel hatte. Als MacGuffin und einer der Auslöser der vielen seltsamen Begebenheiten im Plot, muss eine Perlenkette mit gruseliger Hintergrundgeschichte herhalten, die eigentlich ein Geschenk von Industriellensohn Bill an seine Mutter war. Von dieser, wegen ihrer besagten, mysteriösen Vergangenheit abgelehnt, schenkt er das Schmuckstück während eines Trips mit Freunden seiner Liebelei Jane. Dort befindet sich die eigentlich mit einem Segelboot sich durch die Gewässer treiben lassende Gesellschaft auf Landgang, welcher bei einem Trip ins Landesinnere das Benzin ausgeht und durch ein Unwetter in der Villa von Lord Alexander und dessen Gattin aufschlägt. Nichtsahnend, dass das Ehepaar mit anderen Gästen eine schwarze Messe abhalten möchte. Zufällig werden die Teufelsanbeter bei ihrem Treiben von Jane überrascht, was der Auslöser eines Massakers und weiterer, tragischer Ereignisse wird.

Das über Figuren wie Publikum gleichermaßen plötzlich hereinbrechende Blutbad ist Dreh- und Angelpunkt, Climax, eines narrativ unaufgeräumten Films, der rote Fäden so schnell aufnimmt wie er sie fallen lässt. Dadurch entstehen in Tragic Ceremony einige alptraumartige, surreale Momente, die eine zuvor gemächlich vor sich hin bewegende Exposition ablösen. Bei allem Ärger, der ihm dieses Werk bescherte, könnte man zum Schluss kommen, dass Freda mit seiner Regie so gegen das konfuse Drehbuch ankämpfen will. Herr wird er über das darin herrschende Chaos nicht gänzlich. Dafür fehlt ihm doch merklich der Wille, sich ernsthaft zur Gänze diesem Film zu widmen. Gelegentlich blitzt guter Wille auf, beispielsweise in den sanft vom Gothic-Horror geküssten Szenen, in welchen beispielsweise Jane-Darstellerin Diane Keaton durch das Anwesen des von Luigi Pistilli gemimten Lords traumwandelt. Dem Script gleichtuend, womöglich resignierend, wirft Freda die meisten mühselig aufgebauten Szenerien einfach um. Darauf folgender Wieder- bzw. Neuaufbau gestaltet sich ebenso mühsam, was Tragic Ceremony durchaus einen ganz eigenen Reiz schenkt. Das Genre-Mashup, auf das sich italienische Genre- und Exploitation-Filmemacher bekanntlich durchaus verstehen, gestaltet einen wilden Ritt durch Subgenres, der zwar obskur ausfällt, aber überwiegend holprig ist. Es ist ein akausaler Film, der erahnen lässt, zu was italienisches Horrorkino Jahre später in der Lage war, aber in diesem speziellen Falle an zu hohen Ambitionen scheitert. Das macht ihn zu einem seltsamen Filmerlebnis, dessen Obskurität als Pluspunkt zu verbuchen ist, aber vor den Aversionen seines Regisseurs vor dem eigenen Werk kapitulieren muss.

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